Kapitel 60 ~ My old friend, the troublemaker.

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~ It's hard to see the enemy when you're looking at yourself. ~

HARRY'S POV

Endlich. Nach einer Woche durfte ich das Krankenhaus wieder verlassen. Nach meinem Zusammenbruch am Montag hatten die Ärzte beschlossen, mich noch bis zum Ende der Woche da zu behalten. Nur um sicher zu gehen, hatten sie gemeint. Da es keine weiteren Probleme mehr gab, konnte ich heute endlich wieder nach Hause. Es war Samstag und das Krankenhaus noch ziemlich still, es war auch erst kurz vor neun Uhr morgens. Am Wochenende gab es das Frühstück immer erst später, doch ich konnte nicht mehr schlafen. Ich wollte endlich hier raus, zurück in meine normale Umgebung, zurück in unser Haus. Ständig fragte ich mich, ob mein Zimmer wirklich noch so aussah, wie ich es in Erinnerung hatte, oder ob ich mich nur nicht an eine Veränderung erinnern konnte. Obwohl ich Angst hatte, dass mir zu Hause nichts mehr bekannt vorkommen könnte, konnte ich es kaum mehr erwarten. Doch meine Mutter würde erst um elf Uhr kommen, weswegen ich meine Zeit irgendwie totschlagen musste. Ich griff nach meinem Handy, checkte meine Nachrichten ab, doch außer Louis hatte mir niemand geschrieben. Auch er wollte nur wissen, wie es mir ginge und sagte, er freute sich, dass ich hier raus und vermutlich ab nächster Woche wieder zur Schule gehen könnte. Selbst darauf freute ich mich. Ich brauchte wieder mehr Normalität in meinem Leben, vielleicht würde das meinem Gedächtnis auf die Sprünge helfen.

Ich löste meinen Blick von meinem Handy und schaute mich in dem Zimmer um. Meine Sachen hatte ich bereits gestern Abend gepackt. Auf dem Nachttisch stand noch immer die Blumenvase. Am Montag lag eine weitere rote Rose daneben, sofort hatte ich gedacht, sie wäre von Sarah gewesen, so wie alle anderen Rosen auch, doch nirgends konnte ich etwas finden, das dies bestätigte. Ich wusste nicht, ob sie überhaupt da gewesen war. Die ganze Woche über hatte sie sich nicht ein einziges Mal gemeldet, weswegen ich mir immer sicherer wurde, dass die Rose nicht von ihr war. Ich wusste zwar nicht, von wem sie sonst sein sollte, hatte den Gedanken dann aber bei Seite geschoben. Ich war verletzt, dass sie sich nicht einmal nach mir erkundigt hatte. Es tat verdammt weh, zu merken, wie egal ich ihr war. Das musste ich doch sein, sonst wäre das doch anders ausgegangen. Die einzige andere Erklärung, die mir einfiel, war, dass ich sie zu sehr verletzt hatte. Und diese Alternative war mir nicht gerade lieber. Selbst Louis' Anruf hatte sie nicht angenommen, sie hatte ihn weg gedrückt und die weiteren ignoriert. Ob sie überhaupt wusste, weswegen er angerufen hatte? Ob es ihr egal war, dass ich zusammen gebrochen war? Ob es ihr egal war, dass sie die einzige war, die ich danach hatte sehen wollen? Sie hatte doch gemeint, sie wäre trotz allem immer für mich da. Doch wo war sie gewesen? Ich wusste, dass ich mich auch hätte melden können, aber ich war zu verletzt. Und ich hatte Angst. Angst, sie zu nerven. Sie noch mehr zu verletzen. Vielleicht wäre es ja wirklich die beste Idee, den Kontakt abzubrechen. So würde keiner von uns mehr verletzt werden.

Bullshit, hallte es sofort in meinem Kopf. Kein Kontakt mehr würde uns beide verletzten, inwiefern wäre das besser?

Sollte ich mich vielleicht doch bei ihr melden? Ihr sagen, dass ich sie brauchte, obwohl ich mir über meine Gefühle noch nicht im klaren war? Nur ein Mal egoistisch sein, war das so schlimm?

Ich schüttelte meinen Kopf, um die Gedanken los zu werden. Ich wollte darüber jetzt nicht nachdenken. Ich war am Ende doch jedes Mal zu feige, um mich bei ihr zu melden. So oft hatte ich mein Handy in der Hand gehabt und nie auf Wählen gedrückt. Vielleicht sollte es einfach nicht sein. Bevor mir die kleine Stimme in meinem Kopf wieder sagen konnte, was für einen Unsinn ich mir als Entschuldigung zusammen reimte, schlug ich die Decke beiseite und stand auf, um in das kleine Bad zu gehen. Mit frischen Klamotten in der Hand, schloss ich die Tür hinter mir ab und stellte das warme Wasser an.

~

„Endlich bist du wieder hier“, lächelte meine Mutter, bevor sie den Schlüssel im Schloss umdrehte und die Tür aufstieß. Ich erwiderte ihr Lächeln, trat nervös durch die Tür. Zumindest der Gang kam mir bekannt vor. Meine Mutter nahm mir die Tasche aus der Hand und ging schon einmal vor, vermutlich ins Wohnzimmer, während ich meine Schuhe auszog. Ich folgte ihr wenig später und wurde von einem langem Papierbanner, das im Wohnzimmer hing, empfangen. In bunten Buchstaben stand 'Willkommen zurück' darauf. Lachend schloss ich meine Mutter erneut in meine Arme, drückte ihr einen Kuss auf die Wange. Ich wollte schon sagen, dass ich ja nur etwas über einer Woche weg gewesen war, doch ich hielt mich noch im letzten Moment zurück. Ich hatte mich nie getraut, sie zu fragen, wie für sie die Zeit war, in der ich im Koma gelegen hatte. Auch wenn es egoistisch war, wollte ich nicht wissen, wie viel Leid sie nur wegen mir hatte durchmachen müssen. Ich konnte es nicht. Ich hielt sie länger in meinen Armen, als nötig. Genoss ihre Wärme und die Geborgenheit, die sie ausstrahlte.

The day you left meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt