Kapitel 70 ~ Afire love.

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  • Gewidmet An jeden einzelnen meiner unbeschreiblichen Leser.
                                    

// ICH WÜRDE MICH FREUEN, WENN IHR DIE A/N AM ENDE LIEST. //

~ So honey now take me into your loving arms, kiss me under the light of a thousand stars. Oh darling, place your head on my beating heart. I'm thinking out loud that maybe we found love right where we are. ~

SARAH'S POV

Die leisen Geräusche, die durch unseren Flur hallten, während ich Barfuß über unserem Holzboden lief, kamen mir in der morgendlichen Stille noch lauter vor, als normalerweise. Darauf bedacht, nicht zu laut zu sein, trat ich auf die erste Stufe und versuchte, alle knarzenden Stellen zu umgehen. Es war gerade einmal kurz vor sieben Uhr morgens an einem Samstag. Aber es war nicht irgendein Samstag, nicht für Harry. Heute würde die Hochzeit seines Vaters sein. Seit dem Ball war eine Woche vergangen und die letzten Tage war er immer wieder in Gedanken versunken, ich hatte oftmals das Gefühl, er würde sich von mir entfernen. Doch jedes Mal, wenn das Gefühl stärker wurde, suchte er wieder meine Nähe. Es wurde immer deutlicher, wie wenig er mit der Situation klar kam und mein schlechtes Gewissen, ihn vielleicht zu der Hochzeit gedrängt zu haben, wurde immer größer. Als ich ihn jedoch darauf ansprach, meinte er nur, er wäre es seiner Mum schuldig und es würde schon nicht so schlimm werden. Ich weiß nicht, ob er mich oder doch sich selbst davon überzeugen wollte. Es fiel ihm noch immer schwer, zu akzeptieren, dass seine Eltern nicht mehr wieder zusammen kommen würden, doch vielleicht war die Hochzeit schon einmal ein Schritt in die richtige Richtung. Er liebte seinen Vater nach wie vor, auch wenn er gerade sauer auf ihn war.

Mit den Tagen wurde auch ich immer nervöser, ich würde seine ganze Familie väterlicherseits kennenlernen, alte Freunde, seine Stiefmutter. Was, wenn sie mich nicht mögen würden? Sicher, ich freute mich, dass Des mich zu so einer wichtigen Feier eingeladen hatte, doch im Endeffekt ging ich nur wegen Harry mit. Ich wollte ihn nicht alleine lassen, nicht, wenn es ihm so nahe ging.
Seit er mich gestern nach der Schule nach Hause gebracht hatte, hatte er sich nicht mehr gemeldet. Unter anderen Umständen würde es mir nichts ausmachen, wir mussten uns nicht vierundzwanzig Stunden lang sehen oder schreiben, doch ich wollte gerade jetzt für ihn da sein. Und vielleicht hatte ich auch ein kleines bisschen Angst, dass er etwas dummes anstellen würde.

Ich versuchte, meine Bedenken in den Hintergrund zu schieben, immerhin war Harry alt genug, um auf sich selbst aufzupassen, und lief zu unserer Haustür, um die Zeitung herein zu holen. Sobald ich die Tür öffnete, fiel mein Blick auf ein kleines Päckchen, das nun direkt vor mir lag. Es stand kein Absender darauf, einzig die klamme Pappe verriet mir, dass es schon länger draußen liegen musste, da es über Nacht geregnet hatte. Unsicher nahm ich es hoch, es war nicht sonderlich schwer und machte keine Geräusche, als ich es schüttelte. Es war mehr eine Box, als ein Paket, und zugeklebt war es ebenfalls nicht. Ich schloss mit meinem Fuß die Tür und beschloss, es erst in meinem Zimmer zu öffnen. Eigentlich war ich zum frühstücken runter gekommen, doch ich war viel zu neugierig, um zu warten. Ich nahm immer zwei Stufen auf einmal, während ich die Treppe hoch sprang und achtete nicht mehr wirklich auf den schlafenden Rest meiner Familie. Mit der Schachtel in den Händen ließ ich mich auf mein Bett fallen. Für ein paar Sekunden schaute ich die schwarze Box vor mir einfach nur an, vielleicht hatte ich zu viele Filme gesehen, doch ich hatte Angst, irgendetwas im Inneren zu sehen, dass ich nicht sehen wollte.
Schließlich schloss ich meine Finger dennoch um den Deckel und hob ihn vorsichtig hoch. Das erste, das ich sehen konnte, war weiße Spitze. Ich fuhr mit meinen Fingerspitzen über den weichen Stoff und holte ihn dann aus der Schachtel. Sekunden später entfaltete sich ein wunderschönes Kleid vor mir. Die weiße Spitze war an den langen Ärmeln grob und entblößte einige, kleine, Hautstellen. Einzelne Perlen waren in den Stoff genäht, der restliche Teil war feiner gestrickt und fiel locker. Obwohl es wunderschön war, wandte ich meinen Blick wieder davon ab und schaute noch immer verwirrt über die ganze Situation zurück in den Karton. Unter dem Kleid war ein kleiner Zettel gelegen, ansonsten war nichts dabei gewesen. Ich griff nach dem Zettel und versuchte die undeutlichen Wörter zu entziffern. Sobald ich es geschafft hatte, stahl sich ein Lächeln auf meine Lippen.
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Du wirst morgen wunderschön darin aussehen. Schöner, als jede Braut.
Ich liebe Dich.
H . xx
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Ich war etwas verwundert über seine undeutliche Schrift, da er sonst sehr ordentlich schrieb, doch dachte nicht weiter darüber nach. Wahrscheinlich hatte er nur keine richtige Unterlage zum Schreiben gefunden.
Ich hatte eigentlich vorgehabt, ein Kleid, das ich vor längerer Zeit zu dem siebzigsten Geburtstag meiner Grandma getragen hatte, anzuziehen, doch es war nichts im Vergleich zu diesem hier. Ein letztes Mal strich ich über den weichen Stoff, bevor ich es zusammengefaltet auf mein Bett legte. Das leise Knurren meines Magens erinnerte mich wieder daran, weswegen ich mein Zimmer so früh verlassen hatte und ich beschloss, erst einmal zu frühstücken und danach Harry anzurufen, da er wahrscheinlich noch schlief.
In der Küche schaltete ich die Kaffeemaschine an, um richtig wach zu werden, und holte dann Teller und Besteck aus den Schränken. Ich deckte gleich für meine ganze Familie, stellte neben Brot auch noch verschiedene Aufschnitte und Müsli auf den Tisch, während ich darauf wartete, das mein Kaffee fertig wurde.
Ich machte es mir auf meinem Stuhl gemütlich, stellte meine Beine ebenfalls auf die Sitzfläche und legte meinen Kopf auf meinen Knien ab. Ein leises Gähnen entwich mir und ich griff nach der dampfenden Tasse vor mir. Die Hochzeit würde um elf Uhr in Liverpool beginnen, weswegen mich Harry um zehn abholen wollte, da es eine gute dreiviertel Stunde dauerte. Also hatte ich noch drei Stunden, um mich fertig zu machen. Ich genoss die Ruhe, so lange sie noch anhielt, und frühstückte ausgiebig. Nachdem ich den letzten Schluck Kaffee getrunken hatte, stellte ich alles in die Spülmaschine und ging wieder nach oben, um mich bei Harry wegen dem Kleid zu bedanken. Lächelnd wählte ich seine Nummer und machte es mir wieder auf meinem Bett bequem. Während ich darauf wartete, dass er den Anruf annahm, tippte ich ungeduldig mit meinen Fingern auf meinem Oberschenkel. Nach mehreren Sekunden ertönte endlich eine Stimme am anderen Ende der Leitung, doch es war nur sein Anrufbeantworter. Ich legte auf, ohne eine Nachricht zu hinterlassen, er würde auch so sehen, dass ich angerufen hatte. Vielleicht schlief er ja noch, er war ein Junge und brauchte nicht so lange, um sich fertig zu machen. Ich hoffte nur, er hatte nicht vergessen, sich einen Wecker zu stellen. Anne war schon am Donnerstag nach Liverpool gefahren, da sie bei den Vorbereitungen hatte helfen wollen. Ich könnte ihn in einer halben Stunde ja einfach noch einmal anrufen, wenn er bis dahin noch nicht wach war.
Ich griff nach dem Kleid und wollte gerade ins Bad, um duschen zu gehen, als ich im Augenwinkel mein Handy aufleuchten sah. Verwirrt stellte ich fest, dass es eine Nachricht von Harry war.

The day you left meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt