~ A drunken man's words are a sober man's thoughts. ~
ZAYN'S POV
Samstag Mittag, eine dunkle Bar in der hintersten Ecke Holmes Chapels, vor mir ein Shot-Glas gefüllt mit billigem Scotch. Konnte ich noch tiefer sinken? Immer wieder fragte dies die leise Stimme in meinem Kopf, die jedes Mal kam, sobald ich etwas zu viel Alkohol im Blut hatte. Das wie vielte Glas das jetzt schon war? Ich wusste es nicht, ab dem fünften hatte ich aufgehört zu zählen. Ich kippte die im Hals brennende Flüssigkeit herunter, den Schmerz spürte ich schon lange nicht mehr. Das Glas knallte auf dem Tisch auf, ich nuschelte etwas in Richtung Barkeeper und hob ihm mein Glas hin. Er beäugte mich skeptisch, nicht sicher, ob er mir noch nachschenken sollte. Am Ende siegte wahrscheinlich seine Geldgier und ich bekam ein weiteres Glas. Ich nahm es in meine zitternde Hand, ließ es langsam kreisen und beobachtete den herum schwappenden Scotch.
Meine Gedanken wanderten zurück zu diesem Vormittag, wie Sarah tränenüberströmt an mir vorbei gerannt war. Wieder einmal ohne ihre Umgebung zu beachten. Es war nicht so, dass sie nur auf sich achtete, nein. Viel mehr achtete sie nur auf Harry. Er war das einzige, das sie sah. So war es schon seit Jahren. Ich war mir sicher, er war der Grund, warum sie wieder geweint hatte. Ich hatte ihn einige Meter weiter weg gehen sehen. Weg von Kelsey. Wir hatten uns Treffen wollen. Sie hatte gemeint, sie müsse mir etwas wichtiges sagen. Ich lachte heiser auf, während ich leicht meinen Kopf schüttelte. Einen Rückzieher wollte sie machen. Wollte nicht der Grund sein, dass am Ende noch etwas schlimmes passierte. Aber wann war jemals etwas gutes passiert? Ich hatte alles zerstört, auch die Dinge, die ich nicht zerstören wollte. War es nicht schon immer so gewesen? Ich hatte immer alles kaputt gemacht.
Gefühlskaltes Arschloch hatte Kelsey mich genannt. Traurig lachte ich auf, meine Finger schlossen sich enger um das Glas in meinen Händen. Das hatte gesessen. So hatte sie mich genannt, nachdem Harry alles zerstört hatte. Sie, mit ihren blonden Haaren, die ihr Gesicht perfekt umrandeten, den wunderschönen eisblauen, ja schon fast grauen Augen. Diese unglaublichen Augen, aus denen bittere Tränen rannen, während sie mich ein gefühlskaltes Arschloch nannte.
'Cheers', prostete ich mir selber leise zu, als ich erneut den Shot runter kippte.
Sie hatte Recht, sie alle hatten Recht. Ich war ein gefühlskaltes Arschloch. Aber ich war es nicht, als sie mich so nannte. Nein, ich wurde es, weil sie mich so genannt hatte. Harry hatte es verdient, er hatte es alles verdient. Doch warum saß ich dann hier?
Mit einem lauten Aufstöhnen ließ ich meinen Kopf in meine auf der Theke platzierten Arme sinken. „Fuck“, krächzte ich leise. Harry hatte es vielleicht verdient, aber Sarah nicht. Ich mochte sie. Sie war die einzige, die ohne Vorurteile mit mir gesprochen hatte. Die sich die Zeit genommen hatte, mir die Stadt zu zeigen, obwohl ich jeden Ort bestens kannte. Sie hatte es den ganzen Tag über geschafft, mich zum Lachen zu bringen. Hatte es geschafft, dass ich sie mochte. Wieder einmal. Und mir war von Anfang an klar gewesen, dass das zu Problemen führen würde. So wie es das immer getan hatte.
Ich hob meinen Kopf wieder an, versuchte Blickkontakt mit dem Barkeeper her zu stellen. „Noch einen“, brummte ich undeutlich.
Er kam zu mir, jedoch ohne etwas zum Nachschenken in der Hand. „Vergiss es, Kumpel. Du hattest mehr als genug.“ Er verschränkte die Arme vor der Brust, versuchte, streng auszusehen. Ein bitteres Lachen entkam mir, ich schob mein Glas zu ihm hin. „Noch. Einen.“, zischte ich und betonte beide Worte so deutlich wie möglich. Er schüttelte seinen Kopf, räumte mein Glas weg. „Ich denke, du solltest jetzt gehen.“
Ich konnte nicht anders, wieder entkam mir ein kehliges Lachen. Ich kramte noch immer lachend meinen Geldbeutel heraus und holte die erst besten Scheine, die ich in die Hand bekam, aus dem schwarzen Leder. „Ach, fick dich doch“, spuckte ich, während ich das Geld auf die Theke knallte und leicht schwankend aus der Bar lief. Auf der Suche nach meinem Auto vergrub ich meine Hände tief in der Tasche meiner Jacke, bis ich gegen etwas stieß. Verwirrt zog ich meine rechte Hand zusammen mit einem rosanen Umschlag heraus. Harry.
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The day you left me
FanficWas machst du, wenn dein bester Freund sich von dir distanziert? Wenn er plötzlich eine Freundin hat und komplett den Kontakt abbricht? Was machst du, wenn dein bester Freund zu deinem Feind wird? Und was macht er, wenn du in Gefahr bist? Für wen wi...