Kapitel 22 ~ "I'm afraid of losing you."

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Unser Rektor trat durch die Tür, doch alle Blicke waren auf den Jungen hinter ihm gerichtet.

Er hatte schwarze Haare, die er unter einer Beanie versteckte. Piercings zierten seine eine Augenbraue und seine Unterlippe. Beide Arme waren voller Tattoos und auch an seinem Hals rankte sich ein großes Bild. Er sah gut aus, keine Frage, aber er hatte etwas Angsteinflößendes, das alle im Raum zu bemerken schienen. Und er genoss es sichtlich.

„Ich bitte um eure Aufmerksamkeit“, versuchte unser Rektor die Blicke von diesem Jungen auf ihn selber zu richten. „Das ist euer neuer Mitschüler, Zayn Malik.“

„Herzlich Willkommen, Zayn“, sogar unser Lehrerin wirkte unsicher, fing sich aber schnell wieder. „Nehmt ihn bitte so freundlich auf, wie ich es von euch gewohnt bin“, richtete sie sich nun an unsere Klasse.

Zayn schaute sich gelangweilt im Zimmer um, bis sein Blick an mir hängen blieb. Seine Augen schienen fast schwarz und ich versuchte mich seinem Blick zu entziehen, worauf ein selbstgefälliges Lächeln seine gepiercten Lippen zierte.

„Dort ist noch ein Platz frei“, sagte Mrs. Thirlwall sobald unser Rektor verschwunden war und zeigte auf einen Platz in der zweiten Reihe.

Doch Zayn schien mit diesem Platz nicht zufrieden zu sein, denn er lief betont gleichgültig in die hinterste Reihe und setzte sich auf den Platz an der Wand.

Fast die ganze Klasse schaute ihm hinterher, verwirrt, manche sogar beängstigt, aber immer mit einer gewissen Bewunderung im Blick.

Mrs. Thirlwall war sichtlich aus dem Konzept gebracht, beschloss aber, einfach mit dem Unterricht fortzufahren. Sie ließ ein Blatt für ihn nach hinten durchgeben und forderte uns alle auf, weiterzuarbeiten.

Als ich nach einigen Minuten einen Blick nach hinten wagte, zuckte ich leicht zusammen, als Zayns und meine Augen sich ineinander zu verhaken schienen. Sofort drehte ich mich wieder nach vorne und versuchte angestrengt, meine Aufgaben zu lösen. Ich traute mich die ganze Stunde nicht mehr, mich auch nur ansatzweise in seine Richtung zu drehen, doch das Gefühl, beobachtet zu werden, blieb.

Als die Schulklingel uns endlich erlöste, verließ ich mit Marie das Klassenzimmer. Wir hatten jetzt 20 Minuten Pause, die ich normalerweise mit Jade auf dem Pausenhof auf einer Bank verbrachte. Da Marie sich mit ihren Freundinnen traf, verabschiedete ich mich mit einer Umarmung von ihr und beschloss, erst einmal zu meinem Spind zu gehen.

Zu meiner Überraschung wartete dort Harry auf mich. Lächelnd ging ich auf ihn zu und gab ihm einen Kuss auf die Wange.

„Und? Wie war Geographie?“, fragte ich ihn, während ich mein Geschichtszeug heraus holte. Heute würden Harry und ich nur in der sechsten Stunde zusammen Mathe haben, was bedeutete, dass ich auch in Geschichte wieder alleine sein würde.

„Nichts besonderes. Bei dir?“ Er nahm meine Hand und gemeinsam liefen wir auf den Schulhof.

„Gedichtinterpretation“, seufzte ich theatralisch. „Oh, und wir haben einen neuen Mitschüler.“

Augenblicklich wurde Harry hellhörig. „Ach ja?“

„Jap. Zayn hieß er glaube ich, Zayn Malik.“

Kaum merklich verhärteten sich Harrys Gesichtszüge und seine Muskeln spannten sich an. „Alles okay?“, fragte ich vorsichtig.

„Klar. Was soll sein?“ Zwischen zusammengebissenen Zähnen ließ er Luft entweichen und lockerte seine Haltung wieder.

„Du sahst so... angespannt aus.“ Seine Reaktion verunsicherte mich, doch Harry leugnete alles.

„Nein, nein. Mir geht’s gut.“ Er setzte sich auf eine der Bänke, die auf den ganzen Schulhof verteilt waren, und zog mich neben ihn.

The day you left meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt