2: Unter freiem Himmel

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Jack stand am Strand auf der Insel, an der sein Schiff auf Grund gelaufen war - Gibbs vermutete eine Sandbank und Jack glaubte, dass er Recht hatte. Er hatte eine Flasche Rum in der Hand und trank einen Schluck. Die Sonne stand tief unten und färbte das Meer orange-rot. Am Himmel traten allmählich blasse Sterne hervor und schwer erkennbar war auch schon der Mond.
Jack ließ sich in den Sand plumpsen und blieb sitzen. Die Beine streckte er aus. Er hatte sich die Schuhe ausgezogen und seine Füße waren nun im immer noch warmen Wasser. Ein Windzug wehte auf. Die Luft roch nach Freiheit. Ein dumpfes Plumpsen ließ Jack kurz zusammenzucken. Er sah sich um. Die freche Piratin Anamaria hatte sich neben ihn gesetzt.

"Was willst du?", fragte Jack und trank einen weiteren Schluck.

"Darf ich mich nicht zu dir setzen?", fragte Anamaria zurück, nahm ihm die Flasche aus der Hand und trank einen großen Schluck.

Jack kümmerte das herzlich wenig. Anamaria gab ihm die Flasche zurück. Die Sonne war mittlerweile fast zur Hälfte versunken. Der Himmel hatte ebenfalls ein knalliges orange-rot angenommen und das Meer glitzerte golden. Jack blickte sich um. Seine Crew lag faul unter einigen Palmen, Anamaria saß neben ihm und etwas weiter abseits saßen Will und Elizabeth und blickten gemeinsam in den Sonnenuntergang.

Plötzlich spürte Jack so ein komisches Verlangen. Es war wirklich komisch und es machte ihm Angst. Ihm. Dem GROßEN Captain Jack Sparrow. Doch Jack beschloss, dass dieses Verlangen dem Rum in die Schuhe zu schieben war. Er betrachtete Anamaria, die neben ihm saß und geradeaus starrte. In ihren braunen Augen spiegelte sich die untergehende Sonne wider. Ihre langen braunen Locken wehten im Wind. Ihre Lippen waren leicht geöffnet und man sah, wie der Atem aus ihnen herausdrang.

Jack wandte sich kurz von ihr ab und blickte wieder gen Horizont. Die Sonne war fast verschwunden. Dann sah er wieder zu Anamaria, vergewisserte sich, dass alle beschäftigt waren und legte dann seinen Arm um sie. Anamaria warf ihm einen verwirrten Blick zu.

"Jack? Was hast du vor?", fragte sie forschend.

Jack legte seine Hand auf ihren Oberschenkel und strich darüber. "Nun ja, ich dachte, wenn wir schon gemeinsam hier sitzen und Rum trinken, dann könnten wir auch..."  

Anamaria sah ihn leicht geschockt an. "Sagst du jetzt das, was ich denke?"

"Etwas mehr gemeinsam unternehmen und... beispielsweise..." Jack zwinkerte ihr zu, woraufhin Anamaria ihn bloß entgeistert anblickte.

Dann gab sie ihm eine knallende Ohrfeige. "Du spinnst wohl, Jack Sparrow!"

"Captain", murmelte Jack leise dazwischen und hielt sich die schmerzende Wange.

"Ich bin hier, um ein neues Boot zu bekommen, und für nichts anderes! Merk dir das!", meckerte sie ihn an, erhob sich und stolzierte davon.

Jack strich über seine Wange. Warum konnten Frauen bloß immer so hart zuschlagen? Das fand er wirklich beeindruckend. Unfair zwar, aber beeindruckend. Das konnten nämlich auch Scarlett, Giselle, Angelica, und alle anderen, deren Namen Jack schon längst wieder vergessen hatte.

Die Sonne war bereits verschwunden und die Kälte schlich über das Meer und ergriff schließlich auch die Insel. Jack schlang sich enger in seinen Mantel und legte sich in den Sand. Der Mond und die Sterne waren mittlerweile klar zu erkennen. Diese Nacht würde Jack hier schlafen. Unter freiem Himmel. Noch lange blickte er hinauf in den Nachthimmel, bis ihm die Augen schließlich vor Müdigkeit zufielen.

Always the Sea - Die Abenteuer der Jessie Bones (Fluch der Karibik FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt