85: Karten, Würfel und Piraten

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Der Abend kam schneller als ich es mir erhofft hatte - vielmehr hatte ich es mir überhaupt nicht erhofft. So ein Mist! Naja, aber dafür würde ich es schneller hinter mir haben - falls ich es überleben würde. Ich seufzte. Ich wollte da nicht hin! Doch Barbossa höchstpersönlich brachte mich gerade in den Raum der Crew. Er hielt mit festem Druck meinen Arm fest. Jegliche Fluchtmöglichkeiten waren ausgeschlossen. Jack hatte es nicht geschafft Barbossa davon zu überzeugen mich nicht zu seiner Crew zu bringen. Er hatte nichts davon wissen wollen.

"Das ist erbärmlich!", sagte ich immer wieder. "Das ist erbärmlich."

Doch Barbossa ließ sich davon nicht beeindrucken. Nicht im Geringsten, nein, nicht einmal ansatzweise!

"Ihr hattet die Wahl, Miss Bones. Ihr habt es quasi selbst angeboten", sagte er.

Also musste ich damit klarkommen. Irgendwie. Ich meine, ich hatte leider in der Tat keine Wahl, das wäre ja noch schöner. Verflucht! Mein Herz schlug so heftig, dass ich dachte, es würde jeden Moment aus meiner Brust gehopst kommen. Ich war nervös und ich hatte Angst. Tatsächlich sogar panische Angst.

Barbossa führte mich durch einen Flur. Ich war wie hypnotisiert. Er öffnete eine Tür und stieß mich in den Raum. Es war stickig und warm hier drin und es stank nach Rum und dreckigen, schmierigen Piraten. Sie sahen mich alle an, als würden sie alle nur an eine Sache denken. Ich schluckte.

"Viel Spaß mit der Kleinen", meinte Barbossa noch und verschwand.

Die Piraten musterten mich - ich fühlte mich unglaublich nackt und schwach in meinem dünnen Kleid - und ich wünschte mir Jacks Hemd herbei. Oder besser: gleich Jack selbst! Doch der saß gerade leider Gottes in Barbossas Kajüte fest.

Ich lächelte verlegen. "Hey, Jungs!"

Toll. Wie ging man bitte mit einem Pack dreckiger Piraten um, die alle nur das gleiche im Sinn hatten?! Auf den Gesichtern der Piraten breiteten sich grinsende Münder aus. Ich erkannte hier und da Goldzähne, die mich direkt an Jack erinnerten. Ob er wohl auch an mich dachte, in Gedanken bei mir war? Bestimmt.

Dann kamen die Piraten auf mich zu. Ich wich langsam zurück. Sie kamen näher. Mein Gesichtsausdruck war verstört und ängstlich. Die Piraten kamen noch näher. Dann spürte ich die Wand in meinem Rücken und presste mich dagegen, so nah es nur ging. Die Piraten hatten nun einen engen Kreis um mich herum gebildet.

"Na, Jungs", sagte einer von ihnen. "Wer will sie zuerst?" Dann packte er grob mein Handgelenk und zog mich von der Wand in die Menge.

Ich stolperte und fiel. Ich war auf einem betrunkenen Piraten gelandet, der auf dem Boden lag. Er grinste mich an.

"Na, Püppchen, ich bin dann wohl der erste, der in deinen Genuss kommt. Was wohl Sparrow dazu sagen wird...", sagte er und sein Atem kam mir entgegen, dass mir beinahe schwindelig wurde.

Ich verdrehte die Augen, schlug ihn mit der Faust k.o. und erhob mich schnell, denn hinter mir stand schon der nächste.

"Du brauchst dich nicht wehren, Süße, es bringt sowie so nichts", grinste er.

Ich schloss für einen kurzen Moment die Augen. Konzentration! Konzentrier dich, Jessie. Du darfst jetzt keinen Fehler machen! Wenn du auch nur ein falsches Wort erwähnst, eine falsche Bewegung machst, ist alles vorbei. Sie würden sich wahrscheinlich auf mich stürzen und mich vergewaltigen. Ich schluckte. Aber wenn ich clever war, konnte ich mich aus der brenzligen Lage vielleicht befreien. Oder zumindest alles so lange herauszögern, bis Jack vielleicht kommen würde, um mich zu retten. Also gut, Jessie, reiß dich zusammen! Und aus meinem ängstlichen und verstörten Blick wurde ein mutiger, entschlossener und selbstbewusster Blick.

Always the Sea - Die Abenteuer der Jessie Bones (Fluch der Karibik FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt