56: Das ist Rufmord!

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Von einem Klopfen, welches vermutlich von der Kajütentür stammte, wurde ich geweckt. Ich schlug die Augen auf. Die frühe Morgensonne erhellte durch das Fenster meine Kajüte. Das Meer war ruhig und der Himmel blau und wolkenlos.

Erneut klopfte es - diesmal lauter. Ich seufzte genervt und verdrehte die Augen. Wer zur Hölle wollte denn bloß so früh am Morgen etwas von uns? Dann setzte ich mich auf, befreite mich aus Jacks Griff - er schlief noch - und stand schließlich auf. Hektisch sah ich mich um - ich konnte die Person schließlich nicht noch länger vor der Tür stehen lassen - und zog mir schließlich einen kurzen, schon leicht zerfetzten Unterrock und Jacks Hemd über, weil es das erste war, was ich fand.

Dann eilte ich zur Tür, drehte den Schlüssel herum und öffnete diese. Das erste, was ich sah, waren strahlende grüne Augen und ein sommersprossiges, grinsendes Gesicht, welches von verwuschelten roten Haaren umgeben war - Hendric. Ich musste sofort lächeln. Und mal wieder brachte er Jack und mir das Frühstück vorbei.

"Frühstück ist da", sagte er, hob das Tablet etwas an und legte immer noch grinsend den Kopf schief.

"Komm rein", sagte ich.

Hendric gehorchte und lief hinein. Ich schloss die Tür hinter ihm wieder ab, drehte mich zu ihm um und sah ihn vor meiner Koje stehen.

"Unglaublich", meinte Hendric und begutachtete den schlafenden Jack. "Wenn er schläft sieht er ja noch schnuckeliger aus."

"Also bitte!", sagte ich gespielt empört und stemmte die Hände in die Hüften, obwohl ich voll und ganz Hendrics Meinung teilte.

Hendric drehte sich zu mir. "Er sieht halt schnuckelig aus und man darf die Wahrheit ja bekanntlich nicht verleugnen."

"Hm... ich weiß ja nicht", sagte ich grinsend.

"Sag mal", meinte Hendric, stellte endlich mal das Tablet ab und betrachtete mich, "hast du ehrlich bis gerade eben geschlafen?"

Ich nickte. "Wieso?"

"Weil du so lange gebraucht hast, um die Tür zu öffnen und bloß dieses Hemd trägst und... diesen wirklich alten Unterrock. Ganz als ob du Hals über Kopf erst zum Schrank und dann zur Tür gestürzt wärst." Hendric wusste irgendwie immer genau, was Sache war.

"Hätte ich dir vollkommen entblößt die Tür öffnen sollen?!", rutschte es mir raus und ich wurde rot. "Hoppla."

Hendric grinste. "Vollkommen entblößt", stellte er fest. "Liebchen, erzähl mir jetzt bloß nicht, dass du-"

Ich wurde noch roter, grinste verlegen und nickte.

"Nein! Erzähl mir alles", meinte er und sein Grinsen wurde breiter. "Wie war's?"

"Vergiss es", lehnte ich kichernd ab. "Also, ich meine... nicht jetzt und nicht... ALLES."

Hendrics Grinsen wurde noch breiter und er nickte verstehend. "Schon klar, Kleines."

"Aber wehe du plapperst es aus. An Vater oder so! Wenn er dann Jack umbringt, bring ich dich um, klar soweit?!" Erwartungsvoll zog ich die Augenbrauen hoch.

Doch dann dachte ich über das nach, was ich gerade eigentlich gesagt hatte. Denn ich könnte Hendric niemals umbringen. Er war mir nämlich mindestens so wichtig, wie Jack, denn immerhin kannte ich ihn seit ich denken konnte. Ich brauchte ihn immer. Also war meine Drohung nicht wirklich ernst zu nehmen. Aber das wusste Hendric, auch ohne, dass ich es ihm sagen musste.

Hendric lachte bloß. "Weißt du, an wen du mich gerade erinnerst, Kleines?!"

Ich zog die Augenbrauen fragend in die Höhe. "Nein?"

Always the Sea - Die Abenteuer der Jessie Bones (Fluch der Karibik FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt