143: Tränen und Blut

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"Leandra!"

Ich wirbelte herum und sah daraufhin, wie Beckett auf mich zu lief.

"Ist alles in Ordnung?", fragte er. "Ich habe dich schreien gehört."

Oh Mann! Ich lachte. "Mir geht es bestens, keine Sorge."

"Ich dachte schon, dir wäre etwas zugestoßen."

"Nun, ganz ausschließen kann man das natürlich nicht. Ich wette, ich bin dazu fähig über einen Grashalm zu stolpern und die Klippe runterzufallen", sagte ich grinsend.

"Das ist kein Spaß", meinte Beckett und klang ernst.

Er musterte mich. Ich legte den Kopf schief.

"DIR würde etwas derartiges nämlich WIRKLICH passieren können." Er hob die Augenbrauen und nickte. "Aber jetzt komm, sie haben schon den Galgen vorbereitet. Du solltest dich bewaffnen."

Ich nickte. "Jetzt wird es wohl ernst... Flucht ahoy!", sagte ich gespielt erfreut.

Becketts Gesicht verzog sich zu einem schwachen Lächeln. Er nahm mein Handgelenk und führte mich wieder den Weg zurück zu dem Haus, in dem er momentan lebte.

"Wieviel Zeit habe ich noch?", fragte ich, als wir wieder bei ihm waren, teilte meine Haare im Nacken in zwei Hälften und begann damit, die eine Seite zu flechten.

"Ich schätze zwei Stunden. Vielleicht auch weniger. Beeil dich lieber", antwortete Beckett.

Ich nickte, zückte ein Haarband und band den fertigen Flechtzopf unten zusammen. Dann begann ich mit der anderen Seite. Beckett huschte in einen anderen Raum. Ich hörte etwas klimpern.

"Ähm... Cutler? Was machst du da?", rief ich.

"Ich hole uns Waffen, was sonst?!", antwortete er.

"Achso", murmelte ich und band ein zweites Haarband um den zweiten Flechtzopf.

Als Beckett wiederkam, hatte er einen Waffengürtel um die Hüfte gebunden. Einen weiteren hielt er mir hin. Es sah aus, als wollte er ihn mir umbinden.

"Darf ich?", fragte er höflich.

Ich nickte. "Ausnahmsweise, ja."

Beckett lächelte glücklich. Dann legte er mir den Waffengürtel um die Hüfte und schnallte ihn eng zu. Als er fertig war und mich nun wieder loslassen musste, sah ich einen bedauernden Blick in seinem Gesicht. Ich wäre jede Wette eingegangen, dass er mich lieber noch länger berührt hätte.

"Vielen Dank", brach ich das Schweigen und lächelte ihn an.

Der bedauernde Blick verschwand aus seinem Gesicht und auch er lächelte. "Es war mir eine Ehre."

"Na das kann ich mir vorstellen!", erwiderte ich und lachte kurz auf. "Sag mal... darf ich dir mal etwas zeigen?"

"Was denn?", fragte Beckett leicht verwirrt.

"Einen Trick", antwortete ich und zwinkerte ihm zu. "Mit dem Schwert."

Und ehe er etwas erwidern konnte, zückte ich das Schwert und ließ es kurz in meiner Hand wippen. Dann warf ich es in die Luft. Es drehte sich. Ich hielt meine Hand bereit, um das Schwert elegant aufzufangen. Jedoch ging es - bei meinem Glück - natürlich schief. Das Schwert streifte meinen rechten Handrücken, hinterließ dort einen relativ tiefen Schnitt und fiel dann klirrend zu Boden. Hoppla? Ich betrachtete meine Hand. Erst war da nur der Schnitt. Er wirkte harmlos. Doch dann kam ganz langsam Blut heraus. Erst langsam, dann alles auf einmal.

"Oje", säuselte ich und verzog das Gesicht zu einem unschuldigen Lächeln.

"Verdammt, Leandra! Was machst du eigentlich immer für Sachen?", regte Beckett sich auf, ging zum Schrank und holte ein Hemd heraus.

Always the Sea - Die Abenteuer der Jessie Bones (Fluch der Karibik FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt