70: Das Schiffswrack

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"Hey, aufwachen, ihr Turteltäubchen!"

"Jetzt schon?", murrte ich müde, doch eine Sekunde später war ich hellwach und schreckte in die Höhe. Denn wie damals war mein Gesicht nass und eingefroren und ich wusste natürlich, was geschehen war. "WER HAT ES GEWAGT, MICH SO ZU WECKEN?!", brüllte ich und sah mich um.

Alle hatten etwas zu tun. War ja mal wieder klar. Keiner war's! Das war wirklich typisch Jacks Crew... Ich blickte zu Jack hinüber, der sich gerade neben mir im Sand ausstreckte und genüsslich gähnte, wobei er an einen müden Kater erinnerte. Also wirklich! Wie konnte er nur so die Ruhe bewahren, wenn wir mal wieder mit kaltem Wasser geweckt worden waren?

Er setzte sich auf und die Perlen in seinen angenässten Dreadlocks klimperten. Ich zuppelte das Haarband aus meinen nassen Haaren, welche danach noch gelockter waren, als sie es von Natur aus sowie so schon waren. Die Augen verdrehend schloss ich meine Hände um meine Haare und wrang sie aus. Aus den Spitzen floss ein kleiner Wasserfall.

"Hey, kannst du nicht aufpassen?", fragte auf einmal Jack.

"Was denn?"

Er deutete auf seine Hose. Ein dunkler Fleck war darauf zu vernehmen. Er sah irgendwie nass aus. Und genau in diesen Fleck fiel gerade ein Tropfen von meinen Haarspitzen.

"Ups?", sagte ich übertrieben lächelnd. "Verzeihung."

Jack setzte einen 'Das-hättest-du-auch-vermeiden-können'-Blick auf und erinnerte mich dabei stark an Hendric. Denn Hendric war auch schon immer unheimlich begeistert von meiner Verpeiltheit gewesen.

Ich spreizte nun meine Finger und kämmte damit kurz durch meine Haare. Dann begann ich, sie erneut zu flechten, doch Jack stoppte meine Handbewegungen, indem er seine Hand auf meine legte.

"Lass mich das mal machen", schlug er vor. "Darf ich?"

Ich lächelte überrascht und nickte. "Gerne. Wenn du es kannst."

"Hmpf, was soll das denn heißen? Wenn ich es kann. Gibt es denn etwas, das ich nicht kann?" Jack klang äußerst amüsiert, während er sich hinter mich setzte.

"Du bist ein Blödmann, Jack", entgegnete ich, grinste aber.

Während Jack leise in sich hinein kicherte und an meinen Haaren herumspielte, was hier und da auf der Kopfhaut angenehm zog, schloss ich die Augen. Eine Gänsehaut schlich über meinen gesamten Körper, wenn Jack meinen Rücken berührte. Es tat richtig gut und ich genoss es. Ich mochte es sehr, wenn jemand an meinen Haaren herum spielte. Hendric hatte an mir des Öfteren die verschiedensten Frisuren ausprobiert. Es war immer schön gewesen, sein Versuchsobjekt zu sein.

Dann legte Jack mir den fertigen Flechtzopf über die Schulter.

"Schon vorbei?", fragte ich und drehte mich zu ihm um.

"Ich sollte mein Leben dem Frisieren widmen. Es sieht hinreißend aus. Außerdem macht es Spaß", grinste Jack.

"Du bist süß", sagte ich.

"Wieso ist er jetzt schon wieder süß?", fragte Juana und gesellte sich zu uns.

"Morgen", begrüßte ich sie gut gelaunt. Seit Juana sich gestern zu mir in die Koje gesetzt hatte und wir uns unterhalten hatten, mochte ich sie irgendwie ein bisschen. Eigentlich war sie in der Tat ganz in Ordnung. Ich schenkte ihr ein Lächeln. "Er hat Spaß am Frisieren."

"Dein Ernst?!", fragte Juana Jack und lachte.

"Nun ja...", meinte Jack.

"Wie süß!", stieß Juana hervor.

Always the Sea - Die Abenteuer der Jessie Bones (Fluch der Karibik FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt