9: Die Rettung

2.8K 149 7
                                    

Am nächsten Morgen wachte ich ausnahmsweise mal eher auf als Jack. Ich erhob mich und betrachtete ihn liebevoll. Unvorstellbar, aber beim Schlafen sah er noch süßer aus, als er es sowie so schon tat. Und ich ertappte mich bei einem unmöglichen Gedanken, denn Jack war ja, wie bereits festgestellt, der Feind meines Vaters. Und ich hatte mich, wie ebenfalls bereits festgestellt, in ihn verliebt. Vater würde so enttäuscht von mir sein, wenn er es erfahren würde... Ich wandte meinen Blick von Jack ab.

Das Feuer von letzter Nacht war erloschen, aber es war noch etwas Glut da. Und mein Magen knurrte. Ich ging auf Jacks Sachen, die im Sand lagen, zu und nahm sein Schwert. Meines war ja so gut wie stumpf. Damit machte ich mich auf den Weg ins Meer. Ich wusste, dass ich besser im Fische aufspießen war, als Jack. Und das wollte ich ihm auch beweisen.

Nun stand ich also in den Wellen und schlug mit dem Schwert auf Fische ein. Um ehrlich zu sein, war das schwieriger, als ich es mir vorgestellt hatte. Ich bekam nicht einen einzigen Fisch. Jetzt wusste ich, wie Jack sich gestern Abend hatte fühlen müssen. Wie ein Vollidiot! Denn so kam ich mir gerade auch vor. Es sah bestimmt total bescheuert aus, was ich hier tat. Hatte ich ein Glück, dass Jack schlief! Doch dann hörte ich ein lautes Lachen. Ich seufzte, verdrehte die Augen, stemmte das Schwert mit einem Ruck in den Meeresboden, lehnte mich darauf und blickte zum Strand. Dort stand ein lachender Jack, der mich sehr belustigt ansah.

"Na, gefällt dir die kleine Vorstellung?", rief ich.

"Und wie!", antwortete Jack. "Es ist sehr amüsant!"

"Ha-ha-ha!", lachte ich künstlich. "Du hättest DICH gestern mal sehen sollen. Unmöglich!"

"Wie viele Fische hast DU denn?"

"Ähm... keinen?", sagte ich und grinste leicht.

"Aber große Reden schwingen?", meinte Jack. "Große Klappe, nichts dahinter."

"Was?!", rief ich empört. "Das kriegst du zurück!" Ich entfernte das Schwert aus dem Meeresboden und watete aus dem Wasser. Ich hob das Schwert in die Luft, während ich auf Jack zuging.

"Hey, ich dachte, du hast keinen!", bemerkte Jack und deutete auf sein Schwert.

Tatsächlich hing dort ein Fisch!

"Ha! Du hast länger gebraucht als ich!"

"Das zählt nicht! Wer weiß, wie lange du es schon versuchst. Ich bin gerade erst aufgewacht. Es kann ja sein, dass du schon die ganze Nacht zugange bist!"

"Was ärgerst du mich eigentlich heute so?", fragte ich.

Daraufhin zuckte Jack nur mit den Schultern. 

Seufzend ging ich auf unsere Feuerstelle zu, setzte mich und hielt den Fisch über die Glut.

"Ich dachte, wir wollen meine Crew retten", sagte Jack.

"Ja. Aber mit leerem Magen kann ich niemanden retten", antwortete ich. "Komm schon, du musst auch etwas essen."

Und auch Jack setzte sich.



Etwa eine halbe Stunde später liefen wir dann wieder durch den Dschungel.

"Weißt du was, Liebes?", sagte Jack.

"Was denn?"

"Wenn wir gleich wieder mit meiner ganzen Crew am Strand sind, fangen wir an, mein Schiff in Gang zu setzen. Was meinst du?"

"Klingt ziemlich gut", sagte ich und nickte lächelnd.

"Wir können dann deinen Vater aufsuchen und dich zurück nach Hause bringen." 

Always the Sea - Die Abenteuer der Jessie Bones (Fluch der Karibik FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt