115: Merkwürdiges Wiedersehen

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Nach weiteren fünf Tagen Segeln hatte die Pink Pearl das Eismeer weit hinter sich gelassen. Die Temperaturen waren wieder normal. Gerade saß Jack irgendwo an Deck und hantierte wieder an der Karte herum. Diese Buchstabensuppe musste doch noch irgendeinen anderen Sinn ergeben. Schließlich sollte sie ihnen ja sagen, wie man aus dem Totenreich entkommen konnte.

Seine Konzentration wurde jedoch von Pintel und Ragetti jäh unterbrochen. Die beiden rannten nämlich gerade völlig aufgebracht über das Schiff. Anscheinend suchten sie Barbossa.

"Das Schiff nimmt an Geschwindigkeit zu!", rief Ragetti.

"Wir sind in eine Strömung geraten!", ergänzte Pintel.

Barbossa tauchte vor den beiden auf und grinste übermütig. "Das ist auch gut so! Kurs halten! Nur so kommen wir zum Ende der Welt! Nur so erreichen wir das Reich der Toten!"

Jack erhob sich, rollte die Karte auf und steckte sie in die Innentasche seines Mantels. Er ging auf den Bug des Schiffes zu und sah auf das Meer hinaus. Das, was er sah war ohne Frage wirklich unbeschreiblich. Vor ihnen lag eine riesiger Abgrund, eine Art Wasserfall. Jedenfalls sah es so aus. Und anscheinend konnte man dort abstürzen, da der Horizont schon viel weiter dahinter lag, aber sich dort einfach nichts befand. Kein Meer, kein Himmel, einfach nichts. Und die Pink Pearl trieb genau auf diesen Abgrund zu. Es war schon irgendwie ein wenig beängstigend. Doch Jack war entschlossen, das alles in Kauf zu nehmen, um Jessie wiederzusehen. Er wollte nichts mehr, als sie bei sich zu haben. Er hatte keine Angst. Zugegeben, vielleicht war ihm ein wenig mulmig zu Mute, aber es war keine Angst. Und Barbossa sah nebenbei bemerkt ganz und gar nicht besorgt oder gar verängstigt aus, was Jack auch recht beruhigend fand, auch wenn er es ungern zugab. 

Und nun wurde das Schiff noch schneller. Jack ging zurück über das Deck. Er sah, wie Tia Dalma etwas in ihren Händen würfelte und dann ein paar Krebsarme aus ihnen heraus fielen. Jetzt hatte wohl das Schicksal entschieden. Und nun waren sie dem Abgrund sehr nah. Das Schiff begann, sich zu drehen. Ein paar Leute begannen zu schreien. Dann stürzten sie ab. Das Schiff samt der Besatzung stürzte den Wasserfall hinab. Sie fielen tief... tief... tief... Und niemand wusste, wohin genau sie eigentlich fielen.






Ich saß neben Morgan an der Küste. Seinen Mantel trug ich immer noch. Ich war auch immer noch erkältet. Zwar nicht mehr so doll, aber ganz weg war meine Erkältung oder Grippe immer noch nicht. Und zu allem Überfluss war mir mal wieder auch noch übel - ich hatte mich auch heute wieder übergeben müssen. Wahrscheinlich hatte ich gestern zu viel Rum getrunken. Das war gewesen, nachdem Morgan mir angeboten hatte, ihn Henry zu nennen und ihn zu duzen. Übrigens nannte er mich nun Jess, oder Jess-Jess, je nachdem, wie ihm gerade zu Mute war. Naja, sollte mir egal sein.

"Jess-Jess?", meinte Morgan, als wir gerade auf das Meer hinaus sahen.

"Henry?", fragte ich krächzend zurück.

"Ich habe ein Schiff", erzählte mir Morgan.

Ich sah ihn mit großen Augen an und krächzte: "Bitte was?! Warum hast du mir das nicht schon eher gesagt?!"

"Hätte ich das tun sollen?"

Ich nickte heftig.

"Schön. Ich hatte mir nämlich gedacht, dass wir es suchen können, sobald du wieder einigermaßen gesund bist. Was hältst du davon?", schlug Morgan vor.

"Gute Idee! Dann müssen wir nicht immer hier schlafen!", murrte ich und war wirklich ein wenig sauer, dass er mir erst jetzt davon erzählt hatte - naja, gut, er hatte mir erzählt, dass er mit seinem Schiff vom Kraken in die Tiefe gezogen worden war, aber man konnte doch nicht von mir erwarten, dass ich daraus schlussfolgerte, dass sein Schiff ebenfalls hier war. Aber anscheinend hatte er rücksichtig genommen, wegen meiner Grippe.

Always the Sea - Die Abenteuer der Jessie Bones (Fluch der Karibik FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt