Always the Sea - Die Abenteuer der Jessie Bones (Fluch der Karibik FF)

114: Eine verwirrende Karte

Die Pink Pearl war nun schon seit vierzehn Tagen unterwegs. Sie hatten einen Kurs: keinen. Denn Barbossa hatte gesagt, dass das Schiff treiben müsse. Nur ziellos würde man das Ende der Welt erreichen. Und Jack glaubte ihm, da er wusste, dass Barbossa genau wusste, wie man zum Ende der Welt kam. Und eigentlich war das ganze ja auch in irgendeiner Art und Weise logisch. Es war ein Ort, der nicht gefunden werden wollte. Ein Ort, zu dem es keinen Kurs gab.

Momentan saß Jack bei Barbossa in der Kajüte auf der Koje. Sie segelten gerade wahrscheinlich durch das Nordpolarmeer oder sonst irgendein Eismeer, da es SEHR kalt war, sie von Eisbergen umgeben waren und überall auf dem Meer Eisschollen trieben. Die Crew saß schon in Grüppchen verteilt auf dem Deck und bibberte. In ihren Haaren und Bärten hatten sich bereits kleine Eiszapfen angesammelt. Auch in Barbossas Kajüte war es eisig. Nicht ganz so eisig wie an Deck, da der kühle Wind nicht hinein wehen konnte, aber trotzdem war es sehr kalt. Doch was ihm recht gute Laune bereitete, war, dass sie anscheinend gut voran kamen. Das gab ihm Hoffnung, Jessie bald wiedersehen zu können. Und Jack hatte obendrein tatsächlich eine Gitarre unter Deck finden können, mit welcher er Jessie bei ihrem Wiedersehen überraschen wollte.

Jack war in eine Decke gehüllt und saß auf der Koje. Er hatte die Gitarre auf seinem Bein abgelegt und strich gerade mit der Fingerkuppe seines Zeigefingers über eine der Saiten. Er wollte es ausprobieren. Bei Jessie hatte es doch so einfach ausgesehen... Jack zupfte eine Saite und ein Ton schallte durch die Kajüte.

Ruckartig drehte sich Barbossa, der an seinem Schreibtisch saß und irgendetwas schrieb, zu ihm um und sah ihn an. "Was machst du da?"

"Ich probiere bloß etwas aus... du kannst ruhig deine Liebesbriefchen weiterschreiben, Hector...", meinte Jack, ohne von der Gitarre aufzusehen.

Barbossa verdrehte die Augen und wandte sich dann wieder seiner Arbeit zu.

Jack spielte ein paar Töne hintereinander. Doch es klang nicht wie ein Lied. Da war keine Melodie. Wie hatte Jessie das bloß angestellt? Wie hatte sie die Tonlage eines Tons verändert? Jack dachte nach. Ausprobieren war hier wohl die Lösung. Oder einfach logisch denken. Wenn man ein gespanntes Seil zupfte erklang ja auch ein Ton. Längere Seile lösten tiefere Töne aus, als kürzere. Also musste er die Saiten auf der Gitarre auch irgendwie verkürzen... Jack legte den Mittelfinger seiner linken Hand in den vierten Bund auf die D-Saite der Gitarre und zupfte besagte Saite. Erst mit dem aufliegendem Finger, dann ohne ihn. Und tatsächlich! Es funktionierte. Der Ton veränderte sich. Doch Jack fand es viel zu kompliziert jetzt nur durch Gehör festzustellen, welche Töne er für eine richtige Melodie brauchte. Also ließ er es sein, stellte die Gitarre ab und lehnte sie gegen den Schrank. Dafür war er nun wirklich zu ungeduldig. Dieses Hobby konnte er voll und ganz Jessie überlassen.

"Wie lange brauchen wir noch, Hector?", fragte Jack.

"Ich weiß es nicht, Jack", antwortete Barbossa. "Aber du kannst ja mal damit anfangen, diese Karte zu entziffern. Die hab ich von Sao Feng und sie soll uns angeblich wieder zurück in das Reich der Lebenden führen, wenn wir deine Freundin gefunden haben." Barbossa warf Jack eine Karte zu.

Jack rollte sie auf. "Ui", war sein Kommentar.

Er beugte sich etwas zu der Karte, die nun auf seinem Schoß lag, herunter und hielt sie etwas schräg, sodass genug Licht darauf scheinen konnte. Jack entdeckte, dass man eine Art Scheiben auf der Karte drehen konnte. Ja, man konnte eigentlich alles bewegen. Und er begann zu drehen. Jack entdeckte Wörter auf den Rändern der Scheiben. Halbe Wörter. Er versuchte, sie zusammenzufügen. Er drehte weiter. Doch das, was daraus kam, ergab entweder keinen Sinn oder war vollkommen Banane. Jack glaubte, er könnte, wenn er dieses Rätsel gelöst hätte, keine Scheiben, die sich drehen können, mehr sehen. Doch dann, plötzlich, ergab etwas Sinn.