37: Gefühlschaos

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Die Augen meines Vaters musterten kritisch die Crew Jacks. Dann wanderten seine Augen zu ihm und sie verengten sich - nicht gut! Dann hafteten sie an mir; ich stand dicht neben Jack und hatte meine Hände in seinen Hemdsärmel gekrallt - natürlich unwissend - und er weitete die Augen.

"Jessie?"

Jack, seine Crew, Vater, seine Crew - alle betrachteten sie mich. Na super! So etwas konnte ich überhaupt nicht ausstehen. Ich mochte es nicht, wenn Leute mich ansahen. Jedenfalls nicht, wenn es so viele auf einmal waren. Dann kam ich mir vor wie von einem anderen Stern, eine Attraktion. Wie eine Außerirdische, eine Fremde, an der man höchst interessante und merkwürdige Dinge feststellen konnte.

"Vater", sagte ich bloß; mehr fiel mir nicht ein.

"Jack Sparrow", sagte Vater dann.

"CAPTAIN Jack Sparrow", verbesserte ihn Jack, packte meine Hände, entfernte sie aus seinem Hemd und führte mich noch näher an die Reling heran; ich war wie hypnotisiert. "Til, ich bin hier, um dir deine reizende Tochter wieder zu bringen."

Mein Vater starrte uns an. "Die ganze Zeit über war meine Tochter bei dir, Sparrow?"

"Er hat mir nichts getan!", warf ich mit erstickter, zitternder Stimme ein.

Vater zog die Augenbrauen zusammen und sah trotz meiner Aussage verärgert aus.

"Was hältst du von einer Erklärung und einer Tasse Tee, Til? Wir können alles klären, was in unserer Beziehung schief gelaufen ist und werden die besten Freunde, aye?!", schlug Jack vor und grinste vorsichtig.

Ich stieß ihm meinen Ellbogen in die Rippen. Er blieb ein Trottel.

"Sparrow, halt die Klappe und bring mir bitte SOFORT meine Tochter!", befahl Vater.

Ich blickte Jack an. In seinen wunderschönen, braunen Augen - das Schwärmen konnte ich mir nicht verkneifen - erkannte ich einen klitzekleinen Schimmer von Trauer.

"Gut", sagte er bloß und vollkommen gefühlslos; er war doch wohl der Letzte, der seine Gefühle offenbaren würde.

Jack holte ein Seil hervor, schwang es mehrmals durch die Luft und warf es rüber auf das neue Schiff meines Vaters. Der Haken verhakte sich am Hauptmast des Schiffes.

Dann wandte er sich an mich. "Halt dich an mir fest." Und hauchte hinterher: "Ein letztes Mal, Jessie."

Ich schluckte. Jack stellte sich auf die Reling - das Seil nicht loslassend - und hielt mir seine Hand entgegen. Ich ergriff sie und stieg zu ihm. Gleich kam der Abschied. Ich klammerte mich ein letztes Mal an ihn und schon flogen wir los. Wann und überhaupt OB ich ihn wiedersehen würde, stand in den Sternen.

Als wir drüben ankamen, riss mein Vater mich sofort von Jack weg und in eine feste Umarmung. Er gab mir einen Kuss auf den Kopf. "Ich habe mir solche Sorgen gemacht, meine Kleine!"

"Brauchtest du nicht! Ich hatte meinen Beschützer", sagte ich und erblickte über die Schulter meines Vaters Jack.

Er stand da und sah uns an. In seinem Blick lag so etwas komisches, was mich sehr traurig machte. Er machte mich traurig. Er machte mich ganz schwach. Am liebsten würde ich einfach zu ihm gehen und ihn küssen. Aber ich musste mich zusammenreißen.

"Ich dachte, du... wärst tot...", wisperte Vater in mein Ohr und sorgte somit dafür, dass ich weinen musste.

"Nein, Vater, NEIN! Denk bitte sowas nie wieder! Mir geht es gut und ich bin hier!", machte ich ihm klar, schniefte und drückte ihn noch fester an mich.

Nach einigen langen Momenten der Wiedersehensfreude lösten wir uns dann aus der Umarmung. Vater drehte sich um und sah Jack an. Ich folgte seinem Blick.

Always the Sea - Die Abenteuer der Jessie Bones (Fluch der Karibik FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt