118: Denk an meine Worte

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Als ich mich von Sparrow löste, ging ich nicht weit von ihm weg. Ich blieb so nah bei ihm, dass sich unsere Nasen noch fast berühren konnten und ich seinen heißen Atem immer noch auf meinen Lippen spüren konnte. Dann öffnete ich langsam die Augen und sah in die dunkelbraunen von Sparrow. Sofort begann er wieder zu grinsen. Seine Hand strich zärtlich über meine Wange. Momentan war ich ziemlich... überwältigt und starrte ihn einfach nur an. Aber ich musste irgendwas tun. Ich musste handeln.

Während Sparrow mich also weiterhin so dämlich angrinste, zwinkerte ich ihm zu, packte seine Handgelenke, entfernte seine Hände von mir und sah ihn an. Sparrows Blick war verwirrt.

"Danke für den netten Kuss", sagte ich bloß, drehte mich auf dem Absatz um und lief davon - ziellos, einfach weg. Das alles musste ich erst einmal verarbeiten.

Jack stand verwirrt auf dem Deck und starrte Jessie hinterher. Das hatte sie doch jetzt nicht wirklich getan, oder? Erst hatte sie ziemlich mit ihm rumgeknutscht und jetzt ließ sie ihn einfach so hier stehen. Sie machte es ihm wirklich nicht leicht. Schließlich liebte er sie. Und sie behandelte ihn so seltsam. Na gut, sie hatte keine Erinnerung an all das, was gewesen war, aber es war trotzdem ein mieses Gefühl. Und Jack wusste, dass irgendwo in ihr noch all die Gefühle für ihn waren. Denn selbst wenn Jessie alles vergessen hatte, konnten ihre Gefühle nicht ausgelöscht worden sein. Er wusste, dass er ihr Zeit geben musste. Doch es machte ihn verrückt, ihr nicht so nah sein zu können, wie er es eigentlich wollte.

Jack atmete tief ein und aus und beschloss, unter Deck zu gehen, um sich weiter mit der Karte zu beschäftigen. Schließlich mussten sie ja irgendwann wieder zurück kommen. Zurück ins Reich der Lebenden.






Am nächsten Morgen, als die Sonne aufging, war im Schlafraum unter Deck fast niemand mehr. Nur noch Jack saß in einer Ecke des Raumes, der von den frühen Sonnenstrahlen erhellt wurde, studierte die Kreise auf der Karte und drehte daran herum. Ab und zu sah er von der Karte auf und zum anderen Ende des Raumes. Denn dort lag Jessie in einer Hängematte. Ihr Arm hing heraus und sie schlief noch.

Gestern Abend war sie noch zu Morgan gegangen und hatte ihn nach Schlafunterkünften gefragt. Er hatte ihr darauf geantwortet, dass sie bei der Crew im Schlafraum schlafen konnte. Es gäbe genug Hängematte. Hier hatte Jack sie gestern auch noch angetroffen. Ihre Hängematten hatten nebeneinander gehangen, aber sie hatten sich angeschwiegen. Beide hatten sie nicht schlafen können und waren noch lange wach gewesen, aber sie hatten nicht ein einziges Wort oder gar Blicke gewechselt.

Jack spürte, wie sehr ihn das mitnahm und wie sehr er sich nach Jessies Nähe sehnte. Doch es brachte nichts sich über die aktuellen Umstände zu beklagen, also sah er wieder hinunter auf die Karte. Barbossa hatte ihm gestern noch gesagt, dass man es - was auch immer es war - tun musste, bevor die Sonne versinken würde, um wieder in das Reich der Lebenden zu kommen. Er drehte an den Kreisen herum. Und da sah er es! Hier passte etwas zusammen. 'Oben ist unten'. Jacks Augen weiteten sich. Das hatte eine Bedeutung. Aber Jack wusste nicht, was genau diese Bedeutung zu bedeuten hatte.

Dann schaukelte es auf einmal heftig. Die Hängematten sprangen wild hin und her und auf und ab. Jack sah sofort hinüber zu Jessie. Sie kreischte, bevor sie von der Hängematte geschleudert wurde und auf den harten Boden fiel.

"WER HAT ES GEWAGT, MICH SO ZU WECKEN?!", brüllte ich und blickte mich wütend um.

Doch ich sah nichts als sich hin und her bewegende Hängematten und einen in der Ecke hockenden Jack Sparrow, welcher mich erschrocken ansah.

Always the Sea - Die Abenteuer der Jessie Bones (Fluch der Karibik FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt