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Die Person gegenüber beobachtet mich noch eine Weile und bleibt einfach im Regen stehen, was in mir immer mehr eine innere Unruhe entstehen lässt. Noch immer kann ich nicht erkennen wer sie wirklich ist. Ihre Statur ist klein und schmal trotz des dicken Pullover, den sie trägt. Da ich wissen möchte, wer mich beobachtet, versuche ich mir so gut wie möglich jedes einzelne Detail einzuprägen, nur leider bewegt sich die Person nicht und gibt mir somit keine Chance irgendwelche Auffälligkeiten zu bemerken. Sie steht lediglich still auf der anderen Straßenseite und starrt in meine Richtung. Eine Gänsehaut breitet sich auf meinem gesamten Körper aus und ich schlucke schwer, da mich ein ungutes Gefühl überkommt.

Rasch rufe ich die Kellnerin und überreiche ihr $6, bevor ich die Decke bei Seite lege und das Lokal verlasse. Mein Blick wandert zu der Stelle, an der die Person zuvor noch stand, jedoch steht dort nun niemand mehr. Ich schaue nach rechts und links, suche nach jemandem der der Person ähnlich sieht, jedoch nichts. Die Straße ist verlassen und ich bin die einzige, die in diesem Wetter draußen steht, ohne zu wissen, was sie eigentlich möchte. Ich seufze und raufe mir die mittlerweile klatschnassen Haare. Was war das bitte gerade?

Mein Cardigan klebt an meinem Körper und auch meine Füße stehen mittlerweile in Pfützen, die sich in meinen Schuhen gebildet haben. Da es ziemlich schwachsinnig wäre hier weiter stehen zu bleiben und eine starke Erkältung zu riskieren, hole ich mein Handy heraus. Logan hat bereits sieben Mal angerufen und ich bin mir sicher, dass er vor Wut kocht, jedoch ignoriere ich diese Tatsache und bestelle mir stattdessen ein Taxi, welches mich nach Hause bringen soll.

Da das Taxi erst in sieben Minuten da sein wird schaue ich mich um und entdecke 50 Meter weiter ein Vordach, welches ich ansteuere. Weit komme ich jedoch nicht, denn plötzlich steht jemand mit einer tief ins Gesicht gezogenen Kapuze auf vor mir und baut sich vor mir auf. Ich erschrecke und weiche zwei Schritte zurück, die die Person ebenfalls geht. Schwer schluckend versuche ich meine Angst zu verbergen und versuche etwas zu erkennen, jedoch ist der Regen so stark, dass ich bis auf die Kapuze vor mir nichts sehen kann.

„Wer sind Sie? Ziehen sie doch endlich die Kapuze ab!", sage ich etwas sauer und lauter. Meine Angst hat sich in Wut verwandelt. Dieser fremde hat mich die ganze Zeit beobachtet und steht immer noch einfach so da, ohne sich zu zeigen, oder etwas zu sagen. Ein Schrilles Lachen folgt als Reaktion und die Hand der Person greift nach der Kapuze, zieht sie sich vom Kopf. Zum Vorschein kommt eine Frau mit einem schwarzen Bob, die mir bekannt vorkommt, jedoch kann ich sie nicht zuordnen. Sie grinst mich böse an und offenbart eine Reihe strahlend weißer Zähne. „Erkennst du mich etwa nicht?"

Ich runzle verwirrt die Stirn und versuche sie zu zuordnen, jedoch vergebens. Die Frau scheint zu merken, dass sie von mir keine Antwort erhalten wird, weshalb sie den Mund erneut öffnet. „Wir hatten Silvester die Freude uns kennen zu lernen", grinst sie. Sobald sie dies gesagt hat kommt die Erinnerung zurück und die Begegnung auf den Toiletten während des Balls spielt sich vor meinem inneren Auge ab, so als wäre ich gerade mitten in der Situation.

Neben mir steht eine große schwarzhaarige Frau in einem roten, langen Kleid und beäugt mich von oben bis unten.

„So so, du bist also Logan Blacks Neue", sagt sie in einem abfälligen Ton. Ich gucke sie schockiert an. „Wie bitte?", frage ich und sie lacht. „Du hast schon richtig gehört, aber ich weiß, dass du nichts für ihn bist. Was will er schon von dir? Du bist so klein und zierlich. Langweilig eben." Nachdem sie das gesagt hat geht sie weg und lässt mich verwirrt vor dem Spiegel zurück.

„Als Freude würde ich das jetzt nicht unbedingt bezeichnen", erwidere ich daraufhin bloß, woraufhin die Frau ihre Augenbrauen hochzieht. „Nicht so frech Liebes. Wie ich sehe hast du es geschafft Logan voll und ganz für dich zu gewinnen?" Sie grinst erneut böse.

„Ich wüsste nicht was sie das angeht." Ich entscheide mich dazu an ihr vorbei zu gehen. Dabei höre ich sie mir noch hinterher rufen, dass es nicht das letzte Mal gewesen ist, dass wir uns sehen, doch ich ignoriere es so gut es geht. Zu meinem Glück biegt mein Taxi gerade in diesem Moment in die Straße ein, weshalb ich schnell zu winken beginne und der gelbe Wagen vor mir stoppt.

Über die ganze Fahrt hinweg geht mir diese Frau und das, was sie gesagt hat nicht mehr aus dem Kopf. Wer ist sie und was will sie? Sie scheint irgendwas über Logan zu wissen, doch ich weiß nicht was, was diese Situation mehr als nur komisch macht.

Während der Taxifahrer sich in San Franciscos Verkehr einfädelt schaue ich bloß aus dem Fenster. Die Leute hetzen wieder über die Straßen und haben alle die Uhr im Nacken, während ich seelenruhig im Taxi sitze und warte bis es vor meinem zuhause zum Stehen kommt. Wirklich eilig habe ich es jedoch nicht nach Hause zu kommen, da ich weiß, dass ein wütender Logan auf mich wartet und ich mir erst einmal etwas anhören kann.

Nach guten 20 Minuten stehe ich vor dem hohen Gebäude, in dem unsere Wohnung ist. Ich schlucke einmal schwer und atme tief durch, bevor ich es betrete und zum Aufzug gehe. Der Portier begrüßt mich im Vorbeigehen mit einem freundlichen Lächeln, welches ich zwar erwidere, jedoch fühle ich mich alles andere als gut gelaunt und entspannt. Nicht nach einem solchen Tag.

Oben angekommen sehe ich Logan, der am Fenster steht und auf die Stadt schaut. Als die Aufzugtüren sich schließen dreht er sich um und starrt mich an, so als könnte er nicht glauben, dass ich wieder da bin.

„Hallo", sage ich bloß und will in Richtung Treppe gehen, um baden und mich umziehen zu können, jedoch kommt Logan mir zuvor. In Vampirgeschwindigkeit läuft er zu mir und stoppt mitten in meinem Weg. „Wo warst du? Ich habe dich bestimmt zehn Mal angerufen Alison!" Er ist eindeutig wütend. „Ich habe mir verdammt noch Mal Sorgen um dich gemacht und schon mit dem schlimmsten gerechnet!"

Ich schüttle den Kopf. „Du brauchst nicht sauer sein Logan, ich war bloß an der frischen Luft", versuche ich ihn zu beruhigen, jedoch schnaubt er verächtlich. „Nicht sauer sein?" Er lacht ironisch. „Und wie ich sauer bin! Ich habe mir Sorgen gemacht verdammt noch Mal! Kannst du dich nicht an das letzte Mal erinnern, wo du einfach verschwunden warst?!" Seine Stimme wird lauter und ich schlucke schwer, denn er spricht von meiner Entführung durch Michael.

„Doch das kann ich Logan, aber Michael ist tot."

Er zischt einmal laut. „Auch wenn Michael tot ist, er war nicht der einzige Feind!"

Ich presse unweigerlich die Lippen aufeinander. Ist die Frau von heute auch eine von Logans Feinden und somit auch von mir?

„Logan... Es... Es tut mir leid", entschuldige ich mich schließlich und spüre wie mir vereinzelte Tränen über die Wangen laufen, was mich seufzen lässt. Heute war einfach alles eine Nummer zu viel. Logan bemerkt meine Tränen und zieht mich keine Sekunde in seine Arme und legt seinen Kopf auf meinem ab. „Es ist ja Nichts passiert. Ich habe mir bloß Sorgen gemacht." Er streicht mir sanft über den Rücken. „Ich kann den Gedanken bloß nicht ertragen, dass dir etwas passieren könnte." Ich seufze an seiner Brust und Logan gibt mir einen Kuss auf den Kopf. „Ich weiß", nuschle ich und drücke ihn noch enger an mich. Ich kann den Gedanken auch nicht ertragen, getrennt von ihm zu sein.

„Willst du dich immer noch mit diesem Liam treffen?"

„Schon, aber ich kann ihm auch absagen." Ich schaue ihn an und bemerke, dass sein Gesichtsausdruck ein wenig sanfter geworden ist. „Ich begleite dich, wenn du dich mit ihm treffen willst, dann machen wir das zusammen. Allein gehst du mir nicht." Er grinst. Ich nicke bloß und drücke ihn einmal fester an mich. „Danke Baby." 

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Für immer HoffnungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt