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Alison

Den Nachmittag haben wir damit verbracht uns auf das, was heute Abend auf uns zu kommt, vorzubereiten. Henry hat mich wieder einmal überrascht, denn vor ungefähr einer halben Stunde ist er mit einer dunklen Reisetasche aufgetaucht, die randvoll mit den verschiedensten Waffen gefüllt war. Niemals hätte ich damit gerechnet, dass jemand wie Henry, der stets gepflegt und ordentlich, wenn nicht sogar edel gekleidet und gestylt ist, in seinem Zuhause eine solche Ansammlung von Waffen beherbergt. Bei Logan und Jason schön und gut, bei ihnen kann man es durchaus vermuten, aber Henry? Der Henry, den ich als jungen Mann erlebt habe, der sich meines Erachtens stets Nobel verhält und viel Wert auf Etikette legt, was wahrscheinlich seinem Alter geschuldet ist, bei ihm? Niemals.

Es hat mich nicht überrascht, dass sich Logan für einfache Schusswaffen entschieden hat. Denn seit meinem Ausbruch aus dem Frauenhaus weiß ich, dass Logan moderne Waffen bevorzugt und dafür umso mehr mit seinem Körper kämpft. Auch Harry hat sich eine Pistole genommen, während Henry zielstrebig nach Wurfmessern gegriffen hat, die auch mich fasziniert haben. Wüsste ich sie einzusetzen, wären diese mit Sicherheit auch meine eheste Wahl, aber da ich bisher bloß mit Schusswaffen zu tun hatte, ist meine Wahl bei einer einfachen Pistole geblieben, die ich definitiv nur im absoluten Notfall einsetzen werde. Denn meine Devise lautet Zurückhaltung.

„In zwei Minuten vor der Tür", teilt Henry uns mit und steckt sich das letzte Messer an. Dann sieht er Logan und mich an. Beobachtet ersteren dabei, wie er seine Ärmel des schwarzen Longsleeves richtet und schließlich seine Waffe in seinen Hosenbund steckt. „Ab jetzt sind die Kette und eure Armbänder euer wichtigster Schutz." Sein Blick ist in Anbetracht der Tatsache unserer Lage dringlich und ich nicke mit zusammen gepressten Lippen, denn ich weiß, worauf ich mich mit diesen drei Männern und der Hexe, die ich nicht leiden kann, an diesem Abend einlasse.

Daraufhin verlassen wir gemeinsam sein Zuhause und kaum haben wir die Haustüre hinter uns geschlossen hält Eda mit einem schwarzen Wagen vor uns. Mit grimmiger Miene lässt sie das Fenster runter und deutet uns stumm mit einem Kopfnicken, dass wir einsteigen sollen. Ohne etwas zu sagen, folgen wir ihrer Aufforderung und während Henry vorne einsteigt, lassen Harry, Logan und ich uns auf der Rückbank nieder.

Kaum, dass ich angeschnallt bin, greift Logan nach meiner Hand, drückt diese kurz, ehe er unsere Finger miteinander verschränkt. Als ich schluckend zu ihm sehe lehnt er sich nah an mich. „Bist du bereit?", fragt er leise und ich merke kaum, wie ich nicke. Doch Logan scheint dies nicht zu entgehen, denn er platziert einen Kuss auf meiner Stirn und flüstert noch ein „Ich liebe ich, Baby", ehe er sich wieder richtig hinsetzt und nach vorne sieht.

Während ich meinen Blick aus dem Fenster auf die nächtlichen Straßen Salems richte, die mir übernatürlich ruhig vorkommen, so als wüssten alle, dass heute Abend etwas vor sich geh, wovon man besser kein Teil sein sollte, sagt Logan „Henry denk dran, nichts Unüberlegtes zu machen. Wir helfen dir."

Angesprochener lacht jedoch bloß amüsiert. „Hach, ich freue mich, endlich mal wieder Action in meinem Leben zu haben. So langsam wurde es echt langweilig im Exil und so weit weg von allem, was mit dir und unserem früheren Leben zu tun hat."

Daraufhin sehe ich kurz zu Logan, der die Stirn runzelt. „Hat dir die Action, die in der letzten Zeit war, etwa nicht gereicht?" fragt er ihn und meint damit eindeutig die letzten Monate. Doch noch bevor Henry etwas erwidern kann, mischt sich Eda in ihr Gespräch ein. „Ich werde sie einem meiner Zauber etwas schwächen, aber ihr müsst den Rest erledigen."

Logan nickt ihr durch den Rückspiegel zu und auch bei Henry kann ich eine gewisse Zustimmung erkennen. Daraufhin verfallen sie jedoch alle wieder in Schweigen, was sich bis zum Ende der Fahrt nicht mehr ändert und meiner Nervosität definitiv nicht dienlich ist. Denn es macht mich beinahe verrückt, dass sie plötzlich nicht mehr sprechen und sich wahrscheinlich mental auf die anstehenden Ereignisse vorbereiten.

Für immer HoffnungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt