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Alison

„Jason, wo hast du sie hingebracht?", breche ich nach einiger Fahrtzeit, in der niemand auch nur ein Wort gesagt hat, die Stille in diesem Auto. Jason, der vorne konzentriert das Auto fährt, schaut mich durch den Rückspiegel an. „In einem anderen Auto. Wir werden sie beerdigen, sobald ein geeigneter Platz gefunden ist", teilt er mir mit. Ich nicke und schaue Logan an, der neben mir sitzt. Die ganze Zeit starrt er mich an und begutachtet mich von oben bis unten. „Was ist los?", frage ich ihn nun, da mich dieser Blick ein wenig nervt.

„Ich kann nicht fassen, dass du so gelassen bist und nicht durchdrehst. Und dein Kleid ist viel zu kurz Baby", kommt nun seine Antwort. Ich schmunzle bloß, da ich von Anfang an wusste, dass dieser Spruch kommen wird, wenn er mich in diesem Kleid sieht. Und zum anderen Teil seiner Aussage, lässt sich nicht viel sagen, außer, dass ich keinen Grund mehr habe auszurasten. Denn für mich fühlt es sich mittlerweile normal an, Verlust und Schmerz mit anzusehen. Einzig und allein die Tatsache, dass ich Cora nicht retten konnte setzt mir tief im inneren zu, sodass ich mich vorhin einfach nicht zurück halten konnte. Ich greife nach seiner Hand und verschränke unsere Finger miteinander, bevor ich ihn liebevoll angucke. „Ich habe dich vermisst", flüstere ich ihm leise zu, bevor ich ihm einen Kuss gebe. „Und wie ich dich vermisst habe", antwortet er mir zwischen den Küssen und zieht mich näher an sich ran.

Als ich mich wieder von Logan löse und mich gerade hinsetze, bemerke ich, dass Phil sich von uns weggedreht hat und angestrengt nach draußen schaut. Er muss sich sehr unwohl fühlen, nachdem was er mir alles offenbart hat und er jetzt sieht für wen mein Herz bestimmt ist.

Nach einer weiteren ruhig verlaufenden Weile kommt unser Auto schließlich mit einem weiteren am Fuße des Berges, auf dem sich das Haus befindet, zum Stehen. Aus dem Auto steigen mehrere Männer in dunklen Anzügen aus, die wahrscheinlich ebenfalls zu Logan gehören. Ich mustere sie neugierig.

„Sie ist bei ihnen", sagt Jason, woraufhin ich nicke und sofort aussteigen möchte. Logan, der rechts von mir an der Tür sitzt, öffnet diese und hilft mir. Er zögert nicht lange und zieht seine Jacke aus, welche er mir über die Schultern legt und mich anlächelt. Phil hingegen bleibt im Auto sitzen.

Logans Männer holen Coras Leiche aus dem Auto und tragen sie in meine Richtung. Sie ist in einer schwarzen Decke eingewickelt und ihr lebloser Körper hängt schlapp in den Armen des Mannes. „Ich möchte sie hier in dem Wald beerdigen Logan. Hier ist so ein schöner uns friedlicher Ort." Meine Entscheidung steht und der Mann nickt, ehe er mir bedeutet vorzugehen. Sie alle folgen mir schweigend, bis ich schließlich einen Ort gefunden habe. „Hier." Die Sonne scheint wärmend durch die Baumkronen auf den Waldboden und lässt die Luft förmlich flimmern, weshalb ich den Ort als angemessene letzte Ruhestätte empfinde.

Logan nickt und lässt seine Männer sofort ein Grab an einer geeigneten Stelle ausgraben. Da sie dies mit übernatürlicher Schnelligkeit erledigt haben müssen wir nicht lange warten. Sanft lässt der Mann Cora schließlich in ihrem Grab nieder und eine Träne verlässt meine Augen, als sie damit beginnen das Loch wieder zu schließen.

„Sie wurde auch in dem Haus gefangen gehalten und hat mir immer wieder neue Kleider gebracht", erzähle ich Logan leise, als er neben mir steht. „Ich weiß nicht, wie lange sie dort war, aber sie war gut Logan. Sie wurde nur zu schlechten Zwecken missbraucht."

Logan zieht mich zu sich und ich lehne mich gegen ihn. Es tut gut ihn wieder an meiner Seite zu wissen. Meinen starken Verlobten, der mich halten kann, wenn ich Halt suche. Mit einem Kuss auf meinem Kopf versucht er mich noch ein wenig zu bestärken, bevor ich mich wieder von ihm löse, da seine Männer fertig sind.

Aus der Umgebung pflücke ich die schönsten Blumen, die ich finde und verteile sie schließlich auf Coras Grab. „Du warst viel zu jung Cecile", sage ich noch, bevor ich mich von ihrem Grab abwende und mit Logan gemeinsam zu den Autos zurück gehe. Wir steigen wieder ein und Jason startet den Motor, um uns zu Sarah zu bringen, die wohl in einem Hotel auf mich wartet. Wie lange ich sie nicht mehr gesehen habe, sie muss wahnsinnig geworden sein vor Sorge um uns! Zumindest ich an ihrer Stelle wäre es.

„Baby, Sarah wartet nicht allein auf uns", teilt Logan mir während der Fahrt mit. Fragend schaue ich ihn an, bis mir einfällt, dass ich eins der Mädchen mit Jasons Hilfe gerettet habe. „Geht es ihr gut?", frage ich nun niemand Bestimmten und bekomme von Jason eine erleichternde Antwort. „Ja, sie versteht sich ganz gut mit Sarah." Erleichtert atme ich tief aus und lehne mich entspannt in den Sitz.

Nach einer kurzen Weile kommen wir vor unserem Hotel zum Stehen und wir steigen aus. Phil kommt daraufhin auf mich zu und sieht mich traurig an. „Wir haben es geschafft", sagt er und versucht sich an einem Lächeln. Als ich nicke erlischt dieses jedoch wieder. „Ich denke, ich werde jetzt gehen Alison. Ich gehöre nicht zu euch und in deine Welt."

Will er sich gerade etwa verabschieden? „Phil, du kannst gerne bei uns bleiben", versuche ich ihn umzustimmen, jedoch schüttelt er den Kopf. Ich seufze. „Okay... wenn das deine Entscheidung ist... ich werde dich nicht zwingen zu bleiben, aber du sollst wissen, dass du es kannst." Mit einem falschen Lächeln auf den Lippen ziehe ich ihn in eine Umarmung. Ich bin traurig, dass er jetzt so einfach gehen will, nachdem wir das alles zusammen durchgestanden haben. „Wir werden uns wiedersehen", flüstert er mir jedoch noch zu, bevor er sich von mir löst und den Parkplatz des Hotels verlässt. Bestimmt werden wir das. Ich jedoch starre ihm noch hinterher.

„Er wollte gehen Baby, es ist gut, dass du ihn nicht aufhältst." Ich drehe mich zu Logan um, der hinter mir steht. „Du hast es gehört?", frage ich ihn und gehe auf ihn zu. Er nickt und kommt mir die letzten Schritte entgegen, die uns voneinander trennen. Ich falle ihm in die Arme und vergrabe mein Gesicht seufzend in seiner Brust. Der Tag ist eindeutig zu viel gewesen. „Ich möchte zuhause schlafen, nicht in irgendeinem Hotel Logan", brumme ich an seine Brust.

„Okay Baby, aber lass uns erst hochgehen und etwas essen. Sarah wartet schon auf uns." Ich lehne mich ein Stück zurück und schaue hoch in seine Augen, bevor ich leicht lächelnd nicke.

Gemeinsam gehen wir ins Hotel und hoch zu unseren Zimmern. Sarah sitzt tatsächlich mit dem Mädchen, welches wir gerettet haben, auf dem Sofa und starrt auf ihre Hände. Als sie bemerkt, dass jemand den Raum betritt, schaut sie hoch und springt sofort auf, als sie mich sieht, um mich in eine Umarmung zu ziehen.

Sie umarmt mich so fest, dass ich denke, sie wird mir sämtliche Rippen brechen. Lachend drücke ich sie von mir und werde daraufhin von ihr begutachtet. „Bist du verletzt?", fragt sie mich etwas hysterisch und ich schüttle schnell meinen Kopf, um sie zu beruhigen. Krieg bitte keinen Anfall Sarah, mir geht's gut.

Das andere Mädchen ist nun auch aufgestanden und kommt freundlich lächelnd auf mich zu. „Hallo, ich bin Emilia", stellt sie sich vor und reicht mir ihre Hand. „Alison", stelle auch ich mich nun vor. Nach einer kurzen Unterhaltung und etwas zu Essen haben wir angefangen unsere Sachen zu packen, da ich nicht hier schlafen möchte. Ich möchte endlich wieder nach Hause und keiner hat etwas dagegen.

Emilia wird bei Jason, Zayn, Sarah und Harry im Auto mitfahren, während Logan und ich zusammen fahren. Da Logan mir erlaubt hat eine gute halbe Stunde des zweistündigen Weges selbst zu fahren, lasse ich mich auf dem Fahrersitz nieder. Umgezogen habe ich mich nicht mehr, da nur Logan in meiner Gegenwart sein wird und es mich nicht stört so kurze Kleider vor ihm zu tragen.

Pünktlich nach der halben Stunde haben wir Plätze getauscht und ich habe mich auf dem Beifahrersitz niedergelassen. Es dauert natürlich nicht lange, bis ich mit dem Kopf am Fenster lehnend eingeschlafen bin, denn nun komme ich zur Ruhe und merke erst einmal, wie kräftezehrend die letzten Wochen waren. Während Logan uns sicher nach Hause fährt, kann ich zum ersten Mal seit langem wieder richtig schlafen ohne Angst haben zu müssen.

 Während Logan uns sicher nach Hause fährt, kann ich zum ersten Mal seit langem wieder richtig schlafen ohne Angst haben zu müssen

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