Für immer Hoffnung

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Heute ist es soweit.

Heute Abend ist das Essen, an welchem Jason auch teilnehmen wird. Phil hat ihm alle wichtigen Daten wie den Namen des Mannes, der hier alles veranstaltet und die Adresse zukommen lassen. So wie ich es verstanden habe sind wir tatsächlich relativ weit weg von San Francisco und Jason hat eine lange Fahrt vor sich. Dennoch müsste er jeden Moment hier eintreffen, da in einer halben Stunde der erste Gang serviert wird.

Da ich mir mein Outfit heute selbst aussuchen durfte, trage ich einen schwarzen Einteiler mit einem tiefen Ausschnitt und dazu schwarze High Heels. Ich hatte Glück, den Einteiler mit dem Ausschnitt zu finden, da ich hier stets sexy aussehen muss, denn sonst hätte ich wieder eines dieser viel zu kurzen Kleider tragen müssen und das würde Logan gar nicht gefallen, wenn er es von Jason erfährt.

Phil sitzt derweil gemütlich rauchend in einem Sessel und beobachtet mich dabei, wie ich mich fertig mache. Mittlerweile habe ich mich an seine Anwesenheit gewöhnt, während ich mich umziehe und schminke. Noch immer spielen wir den Kameras vor, dass er mich dazu zwingt mich vor ihm auszuziehen. Die Schläge haben wir jedoch eingestellt, da ich ihm nun angeblich willenlos gehorche.

Die Blutergüsse an meinen Armen, welche ich dank dem Typen gestern bekommen habe, habe ich versucht mit Concealer und Make-up so gut es ging abzudecken. Jedoch weiß ich, dass Jason sie trotzdem entdecken und nachfragen stellen wird. Wahrscheinlich wird er erst Phil als Verursacher verdächtigen, doch wenn dem so sein sollte, werde ich versuchen ihn so unauffällig wie möglich aufzuklären.

Meine Lippen habe ich blutrot geschminkt und meine Augen stark betont. So bin ich zwar noch nie zu einem dieser ekelhaften Essen gegangen, jedoch ist es heute für mich besonders und ich will mich schick machen, denn es könnte eines der letzten sein, die ich hier ertragen muss.

Ich locke gerade die letzte Strähne meiner Haare als es an der Tür klopft. Eine dumpfe Männerstimme ertönt. „Phil es ist so weit, wirds bald?!", brüllt derjenige. Phil antwortet mit einem genervten „Ja", bevor er aufsteht und mich mustert. Die Strähne sitzt perfekt und ich werfe sie mit samt meiner restlichen Haare schwungvoll auf den Rücken. Daraufhin ergreife ich Phils Hand, die er mir entgegen hält, und lächle ihn an.

„Bereit?" fragt er mich und ich nicke. „Wann immer du es bist Phil", scherze ich und gemeinsam verlassen wir das Zimmer.

Wie immer gehen wir den langen Flur in Richtung Treppe und dann runter zu dem großen Saal, in welchem der riesige Tisch steht und alle schon ungeduldig warten. Als wir im Türrahmen stehen - ich immer noch bei Philip eingehakt - lasse ich meinen Blick unauffällig durch den Raum gleiten auf der Suche nach Jason.

Und tatsächlich entdecke ich ihn einer Ecke des Raumes, wie er sich mit einem Glas Champagner in der Hand mit einem Mann in einem hellen Anzug unterhält. Er selbst trägt einen dunkelblauen Anzug. Ich lächle unbemerkt und bin verdammt froh ihn hier zu wissen und zu sehen, dass es ihm gut geht. Außerdem habe ich ihn zuvor noch nie in einem Anzug gesehen, was mich eindeutig amüsiert.

Da Jason keine Anzeichen gibt sich von dem Gespräch zu lösen überlege ich wie ich mich unauffällig bemerkbar machen könnte, ohne, dass jeder in diesem Raum sofort weiß, dass wir uns kennen. Ich überlege kurz bevor mir eine Idee kommt und ich hoffe recht damit zu haben. Leise flüstere ich seinen Namen in seine Richtung, in der Hoffnung er hat, genau wie Logan, ein übernatürlich gutes Gehör und hört es.

Tatsächlich dreht er sich nur Augenblicke später um und schaut mir direkt in die Augen. Ich lächle leicht und er erwidert mein Lächeln, bevor ich meinen Blick von ihm wieder löse und den Mann, der vor mir und Phil steht, begrüße. Da ich weiß, dass Jason mich nicht aus den Augen lässt, versuche ich mich so normal wie möglich zu verhalten und mir nicht anmerken zu lassen, dass etwas anders ist als sonst, was mir anscheinend ziemlich gut gelingt. Niemand sieht Jason und mich auch nur einmal an.

Nach ein paar Gesprächen mit irgendwelchen Männern, von denen ich die meisten schon des Öfteren hier gesehen habe, nehmen Phil und ich am Tisch platz. Wie immer setzen wir uns an das hintere Ende, jedoch ist dieses Mal der Eckplatz schon besetzt, was dazu führt, dass wir uns an einen Platz setzen müssen, an welchem links und rechts von mir jemand sitzen kann. Da eben einer dieser Plätze noch frei ist, breitet sich ein ungutes Gefühl in mir aus. Immerhin weiß ich nicht, wer sich neben mich setzen wird und wenn ich Pech habe wird es jemand sein, der sich mehr für mich interessiert, als er sollte.

Jemand räuspert sich nach wenigen Minuten neben mir und zieht den Stuhl zurück. Ich schaue hoch und sehe direkt in die Augen des Mannes, der vorletztes Mal das jüngste Mädchen gekauft hat. „Ist hier noch frei?", fragt er mich dreckig grinsend. Scheiße!

„Ehm", stammle ich und suche auf die Schnelle nach einer Ausrede, werde jedoch unterbrochen. „Nein tut mir leid, das ist schon mein Platz." Jason steht neben dem Typen und hat eine Hand auf der Stuhllehne platziert. Er lächelt den Mann gespielt freundlich an und schaut ihm stur in die Augen. Das perverse Grinsen verschwindet von den Lippen des Mannes und er geht zu einem anderen Platz weiter vorne, während Jason neben mir Platz nimmt.

„Hey Ally", lächelt er und es tut so gut endlich wieder meinen Namen aus dem Mund eines Freundes zu hören. Er scannt mich mit seinem Blick ab und bleibt an meinen Oberarmen stehen, auf die Blutergüsse starrend. Seine Augen verengen sich und er schaut zwischen den meinen und dem Bluterguss hin und her. „Was ist das? Und wer war das?", fragt er mich eindringlich, darauf bedacht von niemandem gehört zu werden.

Ich will ihm gerade darauf antworten, als die Stimme des Mannes erklingt, der alles organisiert und mich somit von einer Antwort abhält. „Gleich", flüstere ich Jason daher leise zu und schaue nach vorn. 

Phil sieht mich fragend an und ich zucke mit den Schultern, um ihm zu signalisieren, dass alles in Ordnung ist. Auch er richtet seinen Blick wieder nach vorn und hört dem Mann bei seinem Gerede zu. Nach seiner kurzen Ansprache verkündet er die Vorspeise, die nur wenige Augenblicke später serviert wird. „Zwischen Haupt- und Nachspeise die dritte Tür auf dem Flur rechts", flüstere ich Jason zu, bevor ich den nächsten Bissen meines Soufflees in den Mund nehme. Im Augenwinkel kann ich sehen, wie er nickt und ich ergreife Phils Hand, die ich einmal drücke, um seine Aufmerksamkeit zu bekommen. „Gleich auf der Toilette", flüstere ich ihm zu und weiß dabei wie sich diese Worte anhören müssen, wenn man nicht weiß was sie bedeuten. Schmunzelnd nickt er und isst ebenfalls weiter.