Logan schaut ihn mit zusammengekniffenen Augen an und seine Hand ballt sich zu einer Faust. „Was meinst du mit in Gefahr?", zischt er leise und wütend. Auch ich schaue Liam nun misstrauisch an und warte darauf, dass er endlich mit der Sprache rausrückt. Doch er schluckt nur einmal laut und sucht, allem Anschein nach, nach Worten, die er sagen könnte. „Liam sprich", fordere ich ihn auf und meine Stimme ist um ein einiges sanfter als Logans. Ich lege meine Hand auf Logans Faust und schaue ihn ermutigend an, denn ich will nicht, dass irgendwem etwas passiert oder er die Fassung verliert und man seine Adern unter den Augen sieht. Tatsächlich entspannt Logan sich durch meine Berührung ein wenig und öffnet seine Faust, sodass ich meine Hand mit seiner verschränken kann.
„Ähm", fängt Liam endlich an und hat seine Stimme wieder gefunden. „Da gibt es so eine Frau", quetscht er noch heraus bevor seine Stimme wieder bricht.
„Was für eine Frau Liam?" So langsam werde auch ich ungeduldig, weshalb ich mich ein wenig vorlehne und ihn streng mustere. Wie ich es hasse, wenn Leute nicht zum Punkt kommen.
„Ich weiß nicht. Ich kenne sie nicht. Also ihren Namen."
„Wie sah sie aus?", fragt Logan nun. „Vielleicht weiß ich wer sie ist oder kann es in Erfahrung bringen."
„Groß, dünn, schwarze Haare", beginnt Liam nun sie zu beschreiben und ein Unwohlsein breitet sich in mir aus. Groß? Dünn? Schwarze Haare? Ich kenne diese Frau, die er beschreibt. Als mich diese Erkenntnis trifft beginnt mein Herz augenblicklich zu rasen und meine Atmung setzt vor Schock für einen kurzen Moment aus.
„Logan, ich habe sie gestern gesehen", bringe ich atemlos heraus. Sofort liegen die Blicke beider Männer auf mir. „Du kennst sie?", fragt Logan schließlich und ich nicke. „Ich habe sie Silvester auf dem Ball kennen gelernt, sie war zur selben Zeit wie ich auf der Toilette und gestern als ich weg war, da hat sie mich beobachtet und verfolgt." Meine Hand zittert wie verrückt und mich überkommt eine Gänsehaut, als ich realisiere, wie nah sie mir gestern gewesen ist.
„Wieso hast du mir gestern nichts davon erzählt, Alison?", fragt Logan mich daraufhin und klingt ein wenig wütend, weshalb ich schlucke. Ich kann es ihm nicht einmal verübeln, da es anscheinend doch etwas sehr Wichtiges war, was ich ihm gegenüber nicht erwähnt habe.
„Ich weiß nicht Logan. Sie kennt dich, sie kennt uns." Einzelne Tränen haben sich den Weg über meine Wange gewagt und fallen nun auf meine Hand. Logan wischt mir die Tränen weg und schaut Liam daraufhin wieder an. „Was wollte sie von dir?", fragt er ihn.
„Ich weiß nicht, sie hat nicht gesagt was sie vor hat. Sie wusste so viel über mich und über Alison. Sie wusste sogar wie wir uns kennen gelernt haben." Liam jagt der Gedanke an sie genauso einen Schauer über den Körper wie er es bei mir tut.
„Danke Liam." Logan meint es ernst. Er dankt Liam anscheinend dafür, dass er uns gewarnt hat. Liam nickt. „Was soll ich jetzt machen?", fragt er daraufhin. Er scheint sich genauso wenig sicher zu fühlen wie ich es tue.
„Du wirst einen meiner Wachmänner zur Verfügung haben. Dir wird nichts passieren. Wo wohnst du im Moment?"
„Im Hilton."
Logan holt sein Handy heraus und wählt Jasons Nummer. Es dauert nicht lange bis Jason rangeht und Logan anfängt ihm alles Wichtige zu sagen.
„Jason?" – „Schick einen unserer Männer ins Hilton." – „Egal wen." – „Liam." – „Ja der. Ihm darf nichts passieren. Ich erklär dir den Rest später." Kurze Zeit später ist das Gespräch der beiden beendet.
„Wir fahren dich ins Hotel. Du wirst nicht allein bleiben Liam." Logan steht auf und legt das Geld für unsere Getränke und den Kuchen auf den Tisch. Daraufhin hält er mir seine Hand hin und zieht mich in seinen Arm. „Mit welchem Auto bist du gefahren?", flüstert er mir zu und küsst sanft meine Schläfe, was mich kurz seufzen lässt. Mittlerweile fühle ich mich nur noch in seinem Arm sicher und es ist ein angenehmes Gefühl gerade so von ihm gehalten zu werden.
Ich krame den Autoschlüssel unseres Audis aus meiner Handtasche und übergebe ihn Logan. Ich bin nicht in der Lage ihm zu antworten. Ich kann einfach kein Wort rausbringen.
Erleichtert atmet Logan aus und lächelt Liam an. Ein Nicken in Richtung Tür deutet ihm, uns zu folgen, was er auch tut.
Ich nehme auf dem Beifahrersitz unseres Audis Platz und Liam setzt sich ungefragt nach hinten. Logan startet den Motor und das leise Brummen ertönt kurz bevor er den Wagen aus der Parklücke lenkt. Über die Freisprechanlage ruft er dann noch einmal bei Jason an.
„Ja?", ertönt Jasons dunkle Stimme durch die Lautsprecher.
„Mein Wagen steht noch vor dem Café. Nimm den Zweitschlüssel und fahr ihn nach Hause." „Mache ich." Logan nickt zufrieden und beendet das Gespräch daraufhin wieder, sodass eine Stille im Auto herrscht, die mich schlucken lässt.
Nach einer zwanzig Minütigen Fahrt setzen wir Liam vor seinem Hotel ab und warten bis er drinnen ist, bevor wir losfahren. Ich habe die ganze Fahrt über kein Wort gesagt und Logan scheint dies zu beunruhigen, denn immer wieder schaut er mich von der Seite an, während ich in Gedanken versunken auf die Straße schaue. In jeder schwarzhaarigen Frau sehe ich sie und bekomme Angst, was dazu führt, dass ich mich die ganze Zeit über verfolgt und beobachtet fühle, nicht mehr so sicher wie zuvor. Was will sie bloß?
Die schwarzhaarige Frau hätte mir gestern sonst was antun können, tat es jedoch nicht. Ich werde einfach nicht aus ihr schlau. Erinnerungen an meine Zeit in dem grauen kalten Raum kommen mir in den Sinn und es spielt sich alles wieder vor meinem inneren Auge wie ein Film ab. Michaels Gesicht und das seines Dieners. Wieder fühle ich mich, als wäre mein Leben in jeder Sekunde zu Ende und ich spüre erneut den Schmerz, der entstanden ist, als Michael mich gebissen hat. Meine Hände krallen sich so feste in den Stoff meines Cardigans beim Gedanken an diese Zeit, dass ich nicht einmal mehr mitbekomme, dass der Straßenverkehr und das alltägliche Leben an uns vorbei zieht, so, als wäre nichts geschehen.
Erst als Logan irgendwann leichten Druck mit seinem Griff an meinem Bein ausübt holt er mich aus dieser Gedankenwelt zurück in die Realität in der Michael tot ist. Fragend schaue ich ihn an.
„Wir sind zuhause", sagt er und erst da fällt mir auf, dass wir schon in der Tiefgarage stehen. Wir sind tatsächlich schon zuhause.
„Komm", lächelt er und öffnet die Tür. Schnell umrundet er den Wagen, um bei mir zu sein, sobald auch ich ausgestiegen bin. Ich öffne ebenfalls die Autotüre und steige langsam aus dem Wagen aus. Die Zeit, die wir damit verbringen auf den Aufzug zu warten, kommt mir vor wie eine Ewigkeit und ständig schaue ich über meine Schulter nach hinten, ob sie nicht doch da ist, auch wenn wir hier sicher sind. Die Angst hat mich wieder eingenommen.
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Für immer Hoffnung
مصاص دماءTeil 2 der 'Für immer' Reihe. Die Geschichte von Logan und Alison geht weiter, die beiden versuchen sich an einem gemeinsamen Leben. Werden sie es schaffen gegen neue und alte Feindschaften an zu kämpfen? Textstelle: Logan's Hände streicheln sanft...