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„Guten Morgen Alison", begrüßt Lia mich mit einem strahlenden Lächeln vor dem Hörsaal. Im Gegensatz zu mir scheint sie bereits vollkommen bereit für den Tag zu sein, weshalb ich sie eher nuschelnd begrüße. „Guten Morgen." Ich umarme sie kurz, ehe ich mich wieder von ihr löse und kurz die anderen Studenten beobachte, die es ziemlich eilig haben und von einem Hörsaal zum anderen hetzen. Das sie dabei andere anrempeln scheint sie nicht zu interessieren denn dank ihrer Eile ringen sie sich nicht Mal zu einem Entschuldigung durch, was hier Gang und Gebe zu sein scheint. Ich verdrehe die Augen denn meiner Meinung nach kann man trotz der Eile seine Höflichkeit beibehalten.

Als Lia mich am Arm anstupst sehe ich wieder zu ihr. „Bereit für unseren ersten Tag?", fragt sie euphorisch und völlig übermotiviert. Ich schnaube. „Soweit wie man es zu dieser Uhrzeit sein kann", scherze ich und folge ihr in den Saal.

Wir setzen uns wieder in eine der mittleren Reihen und warten dort geduldig auf Mr. Main, unseren Professor, während sich auch die anderen Reihen allmählich füllen und Gemurmel den Raum erfüllt. Kurze Zeit später kommt er bereits in den Saal und das Getuschel in den Sitzbänken hört mit einen Schlag auf, was auch mich unwillkürlich die Lippen zusammen presst. Ich beobachte ihn still dabei, wie er seine Unterlagen auf dem Pult ausbreitet und daraufhin mit einer Fernbedienung das Licht im Saal dimmt und den Beamer einschaltet, welcher ein weißes Bild an die Wand hinter ihm projiziert. Mit einem Räuspern macht er auch die letzten meiner Kommilitonen auf sich aufmerksam, dann beginnt er bereits mit seiner Vorlesung über Investoren und wie man diese am Besten anwirbt. Obwohl es sich um ein so komplexes und auch zähes Thema meiner Meinung nach handelt, geht zu meinem Erstaunen die Zeit schnell rum und nur schwer kann ich mich schließlich von dem doch interessanten Thema lösen, als die Lichter wieder heller werden. Beim Einpacken meiner Unterlagen fällt mir erst auf, dass ich bereits drei Seiten mit Stichpunkten vollgeschrieben habe, was meine Augen größer werden lässt. Als ich zu Lia sehe, bemerke ich, dass auch sie bereits einiges aufgeschrieben hat und mich wissend angrinst.

Gemeinsam verlassen wir daraufhin den Hörsaal und anschließend das Gebäude, um die Frühstückspause an der frischen Luft auf dem Campusgelände zu verbringen.

„Ich fand es ziemlich interessant, was Mr. Main uns über Investoren erzählt hat. Fandest du nicht auch?" Lia lässt mich nicht aus den Augen, während sie sich auf dem kleinen Hügel, für welchen wir uns entschieden haben, ins Gras setzt. Ich nicke und setze mich neben sie. „Mir war bereits bewusst, dass der Kontakt zu möglichen Investoren das A und O ist. Wer zahlt schon gerne für etwas von dem man keine Ahnung hat, ob es sich rentiert und die Geschäftspartner vertrauenswürdig sind?"

Lia kichert. „Also ich würde mein Vermögen sicherlich niemand fremdes anvertrauen, wenn ich eins hätte." Sie beißt ein Stück von ihrem Apfel ab, den sie soeben aus der Tasche geholt hat, während ich mein Sandwich heraus hole. „Willst du das Pflichtpraktikum eigentlich bei Black Industries machen? Das sähe sicherlich gut im Lebenslauf aus und unsere Kommilitonen würden grün vor Neid werden." Sie mustert mich genauestens, als ich mit den Schultern zucke. „Darüber habe ich noch nicht nachgedacht", gebe ich zu und kaue zu Ende. „Wo möchtest du deins denn machen?"

Lia sieht mich mit großen Augen an. „Alison du wärest verrückt, wenn du dir diese Chance entgehen lässt! Du hilfst deinem Freund doch bestimmt eh schon, also warum nicht auch das Praktikum bei ihm machen. Du bist hier wahrscheinlich die einzige, die tatsächlich zu Black Industries kommen würde. Wäre ich du würde ich sofort Ja sagen." Sie greift nach meiner Schulter und rüttelt mich leicht, so als wolle sie mich aufwecken, was mich lachen lässt. „Dann willst du also bei Black Industries das Praktikum machen", schlussfolgere ich aus ihren Aussagen, woraufhin sich eine Röte auf ihren Wangen ausbreitet und Lia schnell weg sieht. Angestrengt versucht sie sich auf ihren Apfel zu konzentrieren nur um den Augenkontakt zu mir zu vermeiden. „Ich wollte es nicht so klingen lassen, als wäre ich nur deshalb mit dir befreundet Alison", nuschelt sie. Lächelnd greife ich nach ihrer Hand und drücke diese kurz, da ich das nicht gedacht habe. „Keine Sorge, daran habe ich auch nicht gedacht. Du wusstest anfangs immerhin noch nicht, dass Logan mein Verlobter ist und hast trotzdem mit mir gesprochen." Lia sieht mich wieder an und ein kleines Lächeln liegt auf ihren Lippen, weshalb ich „Ich werde Mal sehen, was ich für dich machen kann, damit du dein Praktikum bei ihm machen kannst" sage. Augenblicklich entgleist ihr Lächeln und sie sieht mich schockiert an. „Das würdest du tun?" Ich nicke. „Natürlich, wieso sollte ich dir nicht helfen diese Chance zu nutzen?"

Für immer HoffnungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt