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Die große Stahltür öffnet sich nach einer Weile wieder und Mia betritt die Halle. „Schafft sie weg von hier." Sofort kommen sie auf mich zu und wollen mich auf die Beine ziehen. Ängstlich weiche ich auf dem Boden zurück und versuche Abstand zwischen uns zu bringen. Was hat sie vor?

Jedoch bringen meine Versuche rein gar nichts und die Männer packen mich grob an den Armen. Sie zerren mich auf die Beine und laufen auf Mia zu.

„Fesselt sie."

Sofort drücken sie meine Arme hinter meinem Rücken zusammen und meine Hände werden mit Kabelbindern zusammen gebunden. Das scharfe Plastik schneidet sich in meine Haut, was mich vor Schmerz zischen lässt. Ich versuche meine Arme so wenig wie möglich zu bewegen, um mir den Schmerz zu ersparen, während Mia böse lächelt. Sie kommt zu mir und fährt mit ihrem Finger die Konturen meiner Schlüsselbeine nach. In ihren Augen blitzt es mal wieder böse auf und sie scheint wie ein Psychopatin zu sein, die in ihrer eigenen Welt lebt. Ihre andere Hand ruht ganz in der Nähe ihrer Waffe auf ihrer Hüfte und ist jederzeit dazu bereit sie zu zücken und zu schießen.

„Du weißt wohin ihr sie bringt. Verbindet ihr die Augen und knebelt sie. Ich will nichts hören." Abwartend sieht sie ihre Handlanger an. Diese nicken und brummen etwas, ehe sie mich mit sich ziehen und zum Auto gehen. Dort angekommen wird mir ein Tuch um die Augen gebunden und mein Mund mit Klebeband zugeklebt. Grob werde ich in das Auto geschubst und pralle gegen die Sitze, was mich keuchen lässt. Nicht nur die Kabelbinder an meinen Handgelenken schmerzen höllisch, sondern auch mein Gesicht, dank Mias Schlag. Meine Tränen kann ich nun auch nicht mehr zurückhalten und lasse ihnen freien Lauf. Es geht einfach nicht mehr. Das Auto setzt sich in Bewegung und ich kauere noch immer, weinend und unwissend wohin es überhaupt geht, auf der Rückbank.

„Hör auf zu weinen du nervst", höre ich irgendwann eine männliche Stimme. Wahrscheinlich die des Fahrers.

Ich unterdrücke so gut es geht mein Schluchzen und weine bloß nur noch still vor mich hin. Das Tuch, mit dem meine Augen verbunden sind, ist schon völlig von meinen salzigen Tränen durchnässt und ich will nichts mehr als dass diese ewig scheinende Fahrt endlich endet.

Nach dieser gefühlten Ewigkeit kommen wir tatsächlich zum Stehen und ich höre wie sich die Autotüren öffnen und wieder zugeschlagen werden. „Endstation Prinzessin", höre ich wieder die Stimme von vorhin, bevor ich grob aus dem Wagen gezogen werde. Außerhalb des Autos ist es kalt und ich fange sofort an zu frieren, als der kalte Wind meine Haut streift. Ich spüre wieder einen festen Griff um meinen Oberarm bevor ich versuche ohne hinzufallen dem Typ blind zu folgen.

Ein paar Sekunden später wird es um mich herum wieder wärmer und ich höre das Geräusch einer Türe, die ins Schloss fällt. Daraufhin werde ich wieder mitgezogen und in einen Raum geschubst, die Türe knallt zu und ich hocke noch immer gefesselt, geknebelt und mit verbundenen Augen auf dem Boden.

Wo bin ich nur? Meine Tränen, von denen ich dachte, keine mehr zu haben, laufen wieder über meine Wangen und hinterlassen eine feuchte Spur. Ich verharre eine Weile auf dem Boden und bewege mich nicht, bis die Türe wieder geöffnet wird und ich das Geräusch von Frauenschuhen auf dem kalten Boden höre. Wer ist das?! Mia?!

Ängstlich fange ich an auf dem Boden von den Schritten weg zu rutschen und versuche sie zu bitten weg zu gehen. Die Schritte kommen mir jedoch immer näher und verstummen schließlich unmittelbar vor mir. An meinem Hinterkopf spüre ich wie jemand den Knoten öffnet und mir meine Augenbinde abnimmt. Ich blinzle ein paar Mal gegen das helle Licht und versuche die Frau zu erkennen, die vor mir steht. Es dauert eine Weile, bis ich schließlich erleichtert feststelle, dass mich eine Blondine freundlich anlächelt. „Das könnte etwas weh tun", sagt sie, bevor sie das Klebeband von meinem Mund abzieht. „Au", brumme ich und kneife meine Augen zusammen.

Da sich meine Augen haben mittlerweile besser an das Licht gewöhnt haben, kann ich das Mädchen endlich besser erkennen. Ihre blonden Haare sind zu einem Longbob geschnitten und sie trägt ein schwarzes kurzes Kleid, das ein großzügiges Stück über ihren Knien aufhört. Sie ist nicht wirklich älter als ich, vielleicht ein Jahr.

„Ich befreie dich noch von den Fesseln", sagt sie und will den Raum verlassen.

„Nein! Bitte... geh nicht." Sie lächelt mich an. „Ich hole nur eine Schere", sagt sie noch und schließt die Türe hinter sich.

Um die Zeit allein zu nutzen schaue ich mich ein wenig in dem Zimmer um, in dem ich bin. Ein großes Bett steht links von mir an der Wand, ein Schrank rechts von mir und daneben ein Spiegel. Das Fenster, vor dem ich sitze, ist mit Gittern verschlossen und bietet mir keinen Ausweg hier raus.

Die Türe öffnet sich und mein Blick fokussiert sich wieder auf die herein kommende Blondine. Sie hat tatsächlich eine Schere in der Hand und einer der Männer folgt ihr mit einer Pistole in der Hand, die er auf mich richtet. Allem Anschein nach, um zu vermeiden, dass ich mit der Schere Mist baue.

Ich schlucke schwer als das Mädchen auf mich zukommt und sich zu mir runterbückt. Ihr Kleid rutscht noch ein Stück höher und ich sehe wie der Wachmann sie gierig ansieht. „Dreh dich bitte", sagt sie freundlich. Ohne zu zögern komme ich ihrer Bitte nach und drehe mich um. Mit einem Klack lösen sich die engen Plastikbänder um meine Handgelenke und ich reibe über die schmerzenden Stellen. Meine Handgelenke sind rot und die Kabelbinder haben sich tief in meine Haut gebohrt sodass an manchen Stellen sogar kleine Schnitte entstanden sind, die nun bluten. Das Mädchen steht wieder auf und geht auf die Tür zu, vor der der Mann steht. Als sie grade aus der Tür tritt sehe ich noch, wie er seine Hand über ihren Rücken zu ihrem Hintern gleiten lässt, was dazu führt, dass sich meine Augen verengen und ich wütend schlucke. Perverses Schwein.

Als die Türe zu fällt und ich das Geräusch höre, dass sie abgeschlossen wird, stehe ich vom Boden auf und laufe auf das Fenster zu. Natürlich ist es abgeschlossen und es besteht keine Chance auch nur ansatzweise an die Gitterstäbe ran zu kommen. Die Landschaft außerhalb des Hauses, in dem ich mich befinde, ist voller Tannen und es scheint kalt zu sein, denn es liegt ein wenig Schnee. Ich muss in den Bergen sein.

Tränen fließen wieder über meine Wangen und ich lasse schluchzend meine Stirn gegen die kalte Fensterscheibe knallen. Der Aufprall mit dem Glas tut weh, doch das ist mir egal. Ich will einfach nur hier weg.


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Für immer HoffnungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt