Für immer Hoffnung

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Später an diesem Abend gesellt sich Dajana mit einem Drink in der Hand zu mir und macht es sich auf der freien Liege zu meiner linken gemütlich. Sie tut es mir gleich und betrachtet für eine Weile die Sterne, die sich aufgrund der Höhe unseres Apartments so unfassbar nah anfühlen, ehe sie zu mir sieht. „Früher haben wir immer nach Sternbildern Ausschau gehalten Logan, Henry, Ben und ich..." Ein wehmütiges Lächeln legt sich bei ihren Worten auf ihre Lippen, ehe sie wieder zu den Sternen hinauf sieht. „Logans Bruder Ben hat stets die meisten gefunden. Es war faszinierend, wie gut er sich mit Astrologie auskannte. Wenn er sich nicht mit den Hoftieren beschäftigt hat, hat er seine Nase in Studien über die Sterne vergraben. Überall hatte er Bücher mit seinen Skizzen und Aufzeichnungen liegen." Sie lacht. „Nach seinem Tod schienen mir die Sterne und jegliche Kunst so weit weg, denn ohne ihn hatte auch ich das Interesse verloren." Aus Angst sie von weiteren Erzählungen abzuhalten, wenn ich etwas erwidere, schweige ich und höre ihr bloß zu, denn dass sie sich mir so öffnet und so viel von Ben erzählt, damit hätte ich wirklich nicht gerechnet. Sie und Logan sind es, die mir meinen längst verstorbenen Schwager lebendig beschreiben können, sodass ich es schaffe ihn irgendwie zu kennen, ohne es zu tun. Ein Mann verliebt in Kunst, Sterne und die Frau mir gegenüber.

„Bis heute bewahre ich ein einziges seiner Skizzenbücher auf. Die Seiten sind bereits so vergilbt und gealtert, dass ich es nur mit Magie geschafft habe es behalten zu können, aber das war es allemal wert."

Womit ich nicht gerechnet hätte, ist jedoch, dass sie es plötzlich hervor holt und mir überreicht. „Du hast es mitgenommen?", frage ich vorsichtig und betrachte das braune Leder des alten Einbands. Dajana nickt. „Ich möchte es euch vermachen, insbesondere Logan. Er lebt bereits so viele Jahre ohne seinen großen Bruder und hat nun endlich dich gefunden, jemanden, der den Zauber, der das Buch schützt, weiterhin aufrecht erhalten kann und ich finde, er hat es verdient. So kann ein Stück von Ben bei euch und eurer Hochzeit dabei sein."

Ehrfürchtig in Anbetracht dessen, dass dieses Buch bereits so alt ist und wahrscheinlich das einzige ist, was ihr von Ben bleibt, ergreife ich es und blättere vorsichtig zur ersten Skizze. Diese lässt mich sofort lächeln, denn sie zeigt eine fünfköpfige Familie und einer der fünf ist mein Verlobter. Der Logan auf dem Bild hat seinen Arm um die Schultern eines jungen Mädchens gelegt, von der ich vermute, dass es Ellie zu ihren Lebzeiten war. Sie alle stehen beisammen, so wie es heutzutage Familien auf Familienfotos tun und lächeln. Sie wirken glücklich.

Dann jedoch blättere ich eine Seite weiter und all das Glück und die Freude von der vorherigen Skizze sind verschwunden. Stattdessen sehe ich nun einer vor einem Grab knienden Frau dabei zu, wie sie weint. Ihre Haltung ist nach vorn über gebeugt und man sieht ihr auf der Zeichnung an, wie sehr sie leidet, was mich darauf schließen lässt, dass es sich um Catelyn handelt, die vor dem Grab ihrer Tochter trauert. Schnell blättere ich weiter und blinzle die aufkommenden Tränen weg, als mich Dajana in der Zeichnung anlächelt. Es ist ein wunderschönes Portrait von ihr auf dem sie jünger wirkt. Weniger gezeichnet vom Leben. Doch statt weiter zu gucken, schlage ich das Buch wieder zu und sehe sie an. Stumme tränen weinend sitzt sie mir gegenüber. „Es ist die Geschichte unseres Lebens, gezeichnet von Ben. Sie endet mit seinem Tod."

Da ich verstehe, was sie mir mit diesen Worten sagen möchte nicke ich, will ihr jedoch das Buch zurück geben. „Du solltest es behalten und ich denke Logan wird der Gleichen Meinung sein. Es ist das wenige was dir von Ben bleibt." Doch statt es zurückzunehmen schüttelt sie bloß entschlossen den Kopf. „Nein, denn ich werde Ben zurück holen."

Sie wird was?

Doch, bevor ich sie darauf ansprechen kann, ertönt ein lautes Klingeln und kündigt somit Besuch an. Dajana ist bereits aufgestanden und lässt mir somit keine Chance sie zu fragen, wie sie Ben, der bereits seit ungefähr 600 Jahren tot ist zurück holen möchte. Stattdessen zwingt sie mich diesen Gedanken vorerst abzuschütteln, denn Sarah scheint da zu sein.