Das Wichtigste, was Eltern ihren Kindern beibringen können, ist, wie sie ohne sie zurechtkommen.
Frank Clark
***
Arya
Nun stand ich hier. Drei Särge vor mir, in dem einen meine Mutter, mein Vater und mein älterer Bruder. Ich war die einzige die noch lebte. Um genauer zu sein, körperlich lebte. Seelisch war ich nicht anwesend.
***
Was davor geschah...
»Toll siehst du aus!«, Larissa lief auf mich zu. Ihr breites Lächeln steckte mich sofort an. Somit erwiderte ich ihr Lächeln gleich darauf.
»Findest du? Ich verstehe immer noch nicht, warum wir als einheitliche Farbe schwarz gewählt haben. Das ist doch keine Trauerfeier.«, antwortete ich darauf und ließ somit meine Unsicherheit an den Vorschein. Dies war schon immer ein Teil meines Charakters gewesen.
»Trotzdem bist du kreativer als die anderen Mädchen hier. Immerhin hast du an die schönen Details an deiner Taille geachtet.«, Larissa beugte sich zu neunzig Grad runter und musterte die feinen Steine an meinem Kleid, die meine Taille umrandeten. »Das sieht echt elegant aus.«, gab sie noch betrachtend von sich.
»Danke für das Kompliment.«, antwortete ich ihr geschmeichelt. Kurz darauf stand sie wieder aufrecht vor mir. Ihr Grinsen ging fast über ihre Ohren, wie bei jedem der sich hier befand.
»Kommt schon, wir müssen los.«, rief Marvin von der Entfernung zu uns und klatschte sich dabei ungeduldig in die Hände, damit wir uns beeilten. Sofort steckte ich mein Handy in meine kleine Tasche, hing diese an meinen Platz in dem Umkleideraum und lief mit Larissa und den anderen raus.
Zum Glück werde ich Marvin nie wiedersehen müssen.
Als Semestersprecher war er schon immer anstrengend gewesen. Niemand konnte verstehen, warum er jedes Semester als Semestersprecher gewählt wurde. Trotz, dass es niemand verstand, wählten ihn alle.
»Welcher Arbeitgeber will einen Mitarbeiter, der solch eine Autorität ausstrahlt?«, Asya lief neben mir und regte sich über Marvin auf. Ich wusste, dass sie so dachte wie ich. Jeder dachte gleich über ihn.
»Muss man nicht verstehen.«, gab ich kopfschüttelnd von mir. Somit liefen wir unseren noch Kommilitonen hinterher zur Eingangstür der Bühne.
»Achtung, ich zitiere: Ich werde kein Mitarbeiter, ich werde mein eigener Chef.«, gab Larissa theatralisch von sich, in der Stimme von Marvin, als sich einige bei ihm wegen seiner Autorität beschwerten.
»Wenn er sein eigener Chef sein will, wieso will er dann in irgendwelche Steuerberaterkanzleien, bei denen er erst ein Zuarbeiter wird?« erwiderte Asya kurz darauf.
»Lieber sitze ich im Kanzleibüro und höre mir deprimierende Familiengeschichten an, anstatt als sein Chef ihm Arbeit zuzuweisen.« sprach Larissa von der Seite.
Zugegeben, da musste ich ihr Recht geben. Marvin war ein Mensch, der immer unzufrieden mit der Arbeit von Menschen war und alles als einen großen Aufwand sah. Zudem nutzte er nie die Gelegenheiten, die ihm zustanden, aus. Wie vorher schon geprobt standen wir alle auf der Bühne nebeneinander, alphabetisch. Ich stand ziemlich am Ende der Reihe. Insgesamt begaben sich hier zweiundzwanzig Studenten auf der Bühne, nach mir standen fünf weitere Kommilitonen. Heute war unsere Examensfeier. Wir hatten alle unsere Repetitorien geschrieben und die Bachelor Arbeit bestanden. Somit war unser vierjähriges Studium vorbei und wir durften wieder leben. Vor uns saßen alle Familienmitglieder und Gäste der Absolventen. In der ersten Reihe saßen Absolventen der Fachrichtung Technik. Sie warteten nur darauf, bis wir unsere Diplome hatten, damit sie dann auf die Bühne konnten. Automatisch suchten meine Augen meine Familie in der Menge. Jedoch wurde ich nicht fündig. Ich versuchte langsam jede Reihe vor Augen zu nehmen. Dies war ziemlich schwer, da jede Reihe um die hundert Meter lang war und zudem befanden sich hier um die vierhundert Gäste. Ich verlor langsam die Übersicht. Da ich zu sehr mit dem Suchen fokussiert war, bekam ich nicht mit, wie unser Studiengangleiter nacheinander die Namen der einzelnen Studenten vor rief, um ihnen ihr langersehendes Diplom zu überreichen.
DU LIEST GERADE
Eine gemeinsame Seele
Подростковая литература🌙 Vincent van Gogh sagte mal; »Mancher Mensch hat ein großes Feuer in seiner Seele und niemand kommt, um sich daran zu wärmen.« Doch durch sein Feuer, wird sie wieder einen Sinn in ihrem Leben finden. Das Feuer - welches durch Leid in ihm entstand...