37 | Bittere Reue

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Vielleicht hoffen wir alle darauf, dass wir mal das richtige bereuen.

Arthur Miller

***

Arya

Fünf Tage zuvor...

»Arya... wollen wir bisschen an die frische Luft?«, Asya setzte sich an meine Bettkante und streichelte sanft meinen Arm auf und ab.

»Nein.«, antwortete ich stur.

»Bitte... Schatz, du brauchst das.«, langsam zog sie die Decke von meiner Nase weg. Auf anhieb wurde mir kalt.

»Asya, lass mich in Ruhe und geh!«, motzte ich sie an und zog die Decke über mein Gesicht. Anders würde sie es nicht verstehen.

»Ich hab's versucht...«, murmelte sie vor sich hin. Ich konnte ihre Schritte hören, sie verließ das Gästehaus. Nur kurz danach hörte ich mehrere Stimmen und laute Schritte. Ehe ich weiter nachdenken konnte, wurde die Decke aggressiv von mir gezogen und nach einer Sekunde spürte ich die Matratze nicht mehr unter meinem Körper. Ich befand mich in den Armen von David.

»Was machst du?«, fragte ich höhnisch.

»Wir machen einen kleinen Ausflug.«

Er setzte mich auf den Beifahrersitz drauf und schnallte mich an. Asya und Kelsey achteten darauf, dass ich das Auto nicht verließ, bis David sich neben mich auf den Fahrersitz gesellte. Wie verrückt waren diese Menschen?

Ich hatte mehrere Male wieder gefragt was sein Plan war, jedoch sprach er nicht. Somit hatte ich keine andere Möglichkeit, als nur zu warten und meine Arme vor der Brust zu verschränken. Nebenbei lief leise Musik aus dem Radio. Meine Blicke ruhten nur draußen, ich beobachtete wie sorgenfrei die Menschen miteinander umgingen. Jedes Gesicht in das ich Blickte, verzierte ein breites Grinsen und strahlte Freude aus. Ich hingegen blickte sie nur mit einem blassen kahlen Blick an. Wie ein Geist.

Anhand der Schilder erkannte ich, dass David in einen anderen Stadtbezirk fuhr. Kurz darauf lenkte er auf einen Hof auf dem er parkte und schaltete den Motor aus. Ich blickte auf das große Haus und fragte mich nur, was David sich dabei dachte.

»Nimm diesen Schlüssel und geh rein.«, sagte er leise und überreichte mir einen Schlüsselbund.

»Erwartest du von mir, dass ich in das Haus einbreche?«, fragte ich entgeistert. David verdrehte lachend seine Augen, ehe er den Schlüsselbund in meine Hand reindrückte.

»Arya, ich habe 'reingehen' gesagt und nicht 'einbrechen'. Das Haus sollte dir nicht unbekannt vorkommen. Geh rein, ich werde hier warten.«, erklärte er jetzt sanfter, sodass ich schon fast überzeugt war.

»Und was soll ich tun, wenn ich drinnen bin?«

»Sieh dich um und... folge einfach deinen Schritten. Folge deinen Gedanken.«

Seitdem ich bei Bewusstsein war, hatte David schon mein Vertrauen gewonnen. Deshalb hörte ich auf ihn, schnallte mich ab und stieg aus dem Auto aus. Während ich den kurzen Weg zum Eingang fand, sah ich mich um. Vielleicht würde mir etwas bekannt vorkommen.

Ich schloss die große Haustür auf und befand mich in einem üblen Flur. Nichts aufregendes, nichts was mich erstaunt hätte. Ein gewöhnliches Wohnzimmer mit einer offenen Küche. Was verbindet mich bloß mit diesem Haus? Nachdem ich mich im Wohnzimmer umgesehen hatte, lief ich in das erste Obergeschoss. An den Treppen ließ ich mir Zeit, da an der Seitenwand viele Bilder aufgehangen wurden. Ich erkannte Mr Karan fast auf allen Bildern. Die Wand zierte Kindheitsfotos, sowie Bilder von seiner Diplomsfeier und Geburtstage, einschließlich Bilder mit der Familie. Das war das Haus von Mr Karan. David wollte anscheinend, dass ich mich an die gemeinsame Zeit mit ihm erinnere. Als ich oben ankam befanden sich hier vier Türe. Sollte ich jetzt in allen Zimmern reinsehen? Das wäre doch unangebracht.

Eine gemeinsame SeeleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt