44 | Um dich kämpfen

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Wenn eine Frau sich die Lippen nachzieht, so ist das, wenn ein Soldat sein Maschinengewehr putzt.

Bob Hope

***

Arya

Eine weitere Folge ging zu Ende und schon lief automatisch die nächste. Das ging schon seit gefühlten Stunden so. Da das Licht im Wohnzimmer aus war, erhellte der Fernseher den Bereich wo wir saßen. Die Fenster im Wohnzimmer gewährten mir den dunklen Anblick nach draußen. Es war schon längst nach Sonnenuntergang geworden, doch die Uhrzeit wusste ich nicht.

»Soll ich dich nach Hause fahren?«, fragte Mr Karan. Er räumte die Pizzakartons zusammen und lief auf die Terrasse zu.

»Dann hast du einen doppelten Nachhauseweg.«, murmelte ich leise hervor. Von seinem Haus bis zu Onkel's Haus dauerte es, wenn der Verkehr gut war, eine gute dreiviertel Stunde. Wegen mir sollte er nicht so viel unterwegs sein müssen, zumal er bestimmt eigene Verpflichtungen hatte.

»Liebe Arya Liya... lädst du dich gerade selbst für eine Übernachtung bei mir ein?« Ich sah auf ihn herauf und erkannte ihm sein schelmisches Grinsen an. Das machte mich nervös, denn so hatte ich das nicht gemeint.

»Ich... könnte auch mit dem Taxi fahren. Ich will nicht, dass du wegen mir so viel fahren musst.«, gestand ich ihm.

»Arya, ich habe dich eigenhändig hergeholt und war mir dabei bewusst, dich wieder nach Hause fahren zu müssen. Für mich macht das auf keinen Fall einen Umstand.«, sagte er und lief kurz raus in seinen Garten. Dort entsorgte er die Pizzakartons. »Und mit dem Taxi lasse ich dich um diese Uhrzeit erst recht nicht fahren.«, fügte er beim reinlaufen hinzu. Seine Tonart hatte etwas Strenges an sich, wenner etwas anordnete. Man traute sich nicht wirklich Nein zu sagen, sondern sich seinen Befehlen komplett herzugeben.

»Lebst du hier eigentlich alleine?«, fragte ich und sah um mich herum. Ich wollte die Situation ein wenig auflockern, da ich mich überfordert fühlte.

Das Wohnzimmer hatte nicht wirklich viel zu bieten, außer einen interessanten großen Sessel, der in der Ecke neben der Couch stand. Die Möbel waren überwiegend aus einem helleren Braunton eingerichtet. Das Kamin und der Sessel waren dunkelbraun und gaben dem Ambiente einen anderen Touch. Auffällig war, dass er keine Dekoration aufgestellt hatte. Vielleicht mochte er keine. Jedoch sah es dadurch nicht wirklich lebhaft aus. Ich hatte das dringende Bedürfnis weiße Orchideen aufstellen zu wollen.

»Ja, ich lebe alleine hier.«, antwortete er und kam mir dabei näher. Perplex setzte ich mich aufrecht hin und sammelte meine Füße auf dem Boden. »Arya, Wenn du jetzt schlafen willst, dann kann ich dir gerne das Gästezimmer bereit machen. Oder ein anderes Zimmer, wo du schlafen willst.«, schlug er vor und zog dabei seine Augenbrauen fraglich hoch.

Du bist nicht müde.

»Ich bin nicht müde.«

»Was möchtest du stattdessen tun, Arya?«

Lass uns reden.

»Du könntest... vielleicht könntest du mir etwas erzählen.«, brachte ich leise hervor und biss nervös auf meine Unterlippe. Es sollte doch nicht so schwer sein zu sagen was man will?

Mr Karan machte den Anschein seinen Stehplatz zu verlassen und setzte sich wieder neben mich auf die Couch. Er hatte wieder diesen intensiven Augenkontakt mit mir, den ich nur ungern unterbrechen wollen würde.

»Was soll ich dir erzählen, Arya?«, wisperte er.

Es war so still hier. Allerdings eine angenehme Stille. Ich war froh, dass er sich daran hielt. Anscheinend gefiel es ihm auch. Den Fernseher hatte er vorhin ausgeschaltet, nur das Kamin gab angenehme Geräusche von sich. Seine Augen widerspiegelten das Feuer hinter mir. Es war so schön ihn anzuschauen. Ihn unbekümmert zu beobachten. Sein Anblick könnte jedem Menschen auf der Erde den Frieden verleiten. Seine Blicke gleichzeitig auf mir zu spüren, gab mir ein komplett anderes Gefühl. Denn es waren keine übliche Blicke, die man von jedem Menschen bekam. Seine Augen nagelten mich auf meiner Position fest. Sie strahlten pure Autorität aus, ohne überhaupt so rüberkommen zu wollen, denn da war so viel Liebe mit dabei. Diese Liebe tröstete mich, indem er mich nur ansah. Es beschützte mich. Es war so... als ob er nur seine Welt sah. So als ob er nur mich sah. Durch meinen Kopf gingen so viele schöne Sätze, die ich in seiner Stimme wahrnahm. Ich wusste nicht, ob er sie mir jemals gesagt hatte, doch in seinen Blicken sah ich ihn, wie er mir sie zuflüsterte. Ich wollte das nochmal erleben. Nochmal fühlen. Nur mit ihm. Alles nochmal aus seinem Mund hören. Und deshalb...

Eine gemeinsame SeeleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt