25 | Das Geständnis

1.4K 111 54
                                    

»Erwachseneninhalt«
__________________________

Der kostbarste Besitz der Frau ist die Phantasie des Mannes.

Beate Uhse

***

Arya

Überraschenderweise hatte ich eine ganz angenehme Nacht, ohne jegliche Probleme beim Einschlafen. Mein Körper sowohl als auch mein Kopf waren überfüllt von den Erzählungen von gestern. Nicht dass ich genervt davon war, denn tatsächlich war ich erleichtert endlich den Ümit Karan alias José Martínez zu kennen, den ich kennenlernen sollte. Während ich allerdings aufgeklärt war und keine offenen Fragen mehr hatte, machte ich mir umso mehr Sorgen um Asya. Ich spürte, wie sie zwischen Yasin und Emir schwankte. Während sie mit Emir neun Jahre verbindete, spürte sie bei Yasin die Gefühle, nach denen sie sehnsüchtig wartete und eigentlich von Emir fühlen sollte.

Anscheinend waren bei solchen Gefühlen dann die neun Jahre egal.

Zeit ist nur ein Wort. Vergangene Zeit ebenso. Asya und Emir teilen eine Kindheit sowohl als auch eine Jugend. Das was sie verbindet ist ein halbes Leben. Gibt es aber eine Regel, die besagt, dass man den Rest des Lebens auch mit derselben Person verbringen sollte? War Yasin überhaupt der Mann, für den ihr Herz gewartet hatte? Ich konnte mich daran erinnern, als Ümit mir von Yasin erzählte, wie unterschiedlich sie waren und das Yasin gerne mal zwischen Frauen immer wechselte. Wie könnte ich mir dann sicher sein, dass er sie nicht auch als eine von diesen Frauen sah?

Asya war eine sehr hartnäckige Frau, allerdings mit einem Herz aus Zuckerwatte. So weich und süß. Manchmal könnte sie demnach auch naiv sein und sich von ihren Gefühlen verleiten lassen. Aber das ist doch Liebe. Sich naiv verhalten ist doch ein Symptom von Liebe? Alles zu vergessen, was du durchlebt hast. Die Erfahrungen, die du durchgemacht hast, das ist doch Liebe? Oder irre ich mich. Wer könnte mir diese Frage beantworten?

Ohne mir weitere Gedanken zu machen, stand ich auf und verließ das Gästehaus, während Asya noch schlief und wie ein Nashorn atmete. In der Hoffnung, dass Mary wach war, ging ich ins Wohnzimmer und hielt Ausschau nach ihr.

»Mary?«, rief ich vorsichtig. »Bist du wach?«

»Hey, guten Morgen.«, Mary lief aus der Küche raus und lief auf mich zu.

»Ich brauche dich.«, sagte ich verzweifelt uns hilflos zugleich.

»Komm, setz dich hin. Ich bringe dir ein Glas Wasser, dann sieht die Welt auch schon anders aus.«

Erst jetzt fiel mir ein, dass ich mal meine Zähne hätte putzen sollen. Mary lief wieder zu mir und setzte sich hin. Dankend nahm ich mehrere Schlucke aus dem Glas.

»Mary... ich brauche einen Rat von dir. Oder eher eine Definition.«, meine Blicke ließ ich auf dem Glas in meiner Hand ruhen. Ich spürte ihren neugierigen Blick auf mir.

»Was möchtest du denn wissen?«

»Die... die Definition von Liebe.«

Kurz darauf hörte ich ein erleichtertes Schnaufen von ihr. Sofort sah ich hoch zu Mary.

»Während deiner ganzen Jugend habe ich darauf gewartet, wann du dich mal mit der Liebe beschäftigen wirst.«, sie sah mir vielwissend in die Augen und hatte ein großes Grinsen dabei. »Arya, es gibt keine richtige Definition von Liebe.«

»Ach, das ist doch Quatsch. Es gibt von jedem Wort eine Definition. Was macht die Liebe dann so besonders?«, ich verdrehte meine Augen.

»Sag du es mir.«, forderte sie mich auf.

Eine gemeinsame SeeleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt