13 | Drama Queen

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Ein Zitat ist besser als ein Argument. Man kann damit in einem Streit die Oberhand gewinnen, ohne einen Gegner überzeugt zu haben.

Gabriel Laub

***

Arya

Ein Moment, bei der ich nicht nachdenken konnte. Bei der jede Handlung unbewusst war. Jegliche Kontrolle meines Körpers nicht in meiner Hand war. Spürte jeder dieses Gefühl? Das Gefühl, sich ohne Wenn und Aber dem Nächsten zu überlassen? War dieser Fakt die Basis zum Vertrauen? Werde ich das im Nachhinein bereuen? Wie jedes normal denkende Mädchen hatte ich auch den Traum, dass mein erster Mann mein letzter sein sollte. Konnte ich mir diese Tatsache jedoch aussuchen? War Ümit überhaupt der Mann, den ich wollte? Wenn ja, empfand er dasselbe wie ich? Wenn nein, wieso würde er mich dann küssen? War das alles nur einseitig? Ümit hatte mein Atem unter Kontrolle, meine Handlungen und meine Gedanken. Sogar meine Gänsehaut und meinen Herzschlag hatte er unter Kontrolle. Ich wusste nicht was ich genau tun musste, jedoch tat ich einfach irgendetwas. Meine Lippen machten das, was ich nicht konnte. Sie machten das, was ich noch nie getan hatte. Je intensiver wir vorangingen, desto mehr schaltete mein Gehirn ab. Ich hatte das Gefühl nicht mehr nachdenken zu können. Während meine Hände sich in seinen Haaren verloren, hatte er eine Hand kurz über meinen Po und die andere an meinem Nacken. Jedoch fühlte es sich nicht gut an. Weder gut, noch richtig. Da ich mich überfordert und unaufgeklärt fühlte. Ich hatte viele Fragen offen und ich wusste nicht wo ich hingehörte. Gehörte ich nun zu ihm? Oder hatte er nur das Verlangen nach diesem Kuss, weil er Testosteronüberschuss hatte? Bei Männern konnte ich mir das nämlich vorstellen. Ganz leicht zog ich meinen Kopf nach hinten, um meine Lippen von seinen zu lösen, jedoch schloss er die Lücke sofort wieder. Mit einer Hand zog er mich an meiner Taille an sich und seine freie Hand platzierte Ümit an meine linke Halshälfte, damit ich meinen Kopf nicht wegbewegen konnte. Für einige Sekunden gehorchte ich seiner Handlung und unterwerfte mich ihm.

Er hatte die Kontrolle. Er führte mich.

Ich nahm meine Hände von seinem Nacken, um ihn an seiner Brust leicht hinten zu schubsen, jedoch zeigte er keine Reaktion. Diesmal löste er sich langsam von mir, jedoch stand er mir weiterhin zu nah. Er sah mir tief in die Augen. Die Luft hatte mir so sehr gefehlt, dass ich schnell ein— und ausatmen musste. Meine Lippen fühlten sich schon angeschwollen an. Seinen Gesichtsausdruck konnte ich nicht deuten. Ich konnte ihm nur ansehen, dass es kein neutraler Blick war. Wahrscheinlich war er gerade vergnügt. Dieser Gedanke machte mich sauer und strapazierte meine Nerven. Ich war hier nicht zum Vergnügen da!

»Warum?«, flüsterte ich. Dieser Moment gefiel mir nicht. Ümit zog seine Augenbrauen fraglich zusammen.

»Warum?«, er versuchte meine Frage nachzuvollziehen, »Ich dachte du fühlst dasselbe. Hat es dir nicht gef—« sofort unterbrach ich ihn.

»Ob der Kuss mir gefallen hat? Wirklich Ümit? Habe ich dich darum gebeten, mich zu küssen?«, meine Stimme wurde nach und nach lauter, »Für dich fällt es vielleicht leicht Frauen zu küssen, jedoch hat es für mich noch eine Bedeutung!«, zischte ich ihn an und befreite mich von seiner Nähe. Ich versuchte mit schnellen Schritten von ihm wegzukommen.

»Soll ich dich kurz daran erinnern, wie du den Kuss erwidert hast?«, rief Ümit mir hinterher.

Abrupt blieb ich stehen. Hatte ich den Kuss erwidert? Was hatte ich getan? Ich traute mich nicht, mich umzudrehen. Jedoch kam er mir näher, ich konnte seine Schritte hören. Ich, Arya Umut, hatte gerade kein Argument zum Kontern.

»Ich habe nur das getan, was mir mein Herz gesagt hat. Die Bestätigung dafür habe ich von dem Funkeln in deinen Augen bekommen. Sag nicht, dass das einseitig ist.«, sagte er heiser. Ich konnte spüren, dass mein Rücken direkt an seiner Brust war. Sein Kopf war meinem Ohr sehr nah. Wieder fehlte mir die Luft in der Lunge. »Arya...«, brachte er in einem Keuchen raus. Er klang irgendwie traurig. Ich konnte es nicht deuten. Seine Hände lagen auf meiner Taille. »Lass uns diese Gefühle nicht leugnen...«, sagte er heiser. Ich konnte spüren, dass er sein Gesicht in meinen Haaren versteckte. Mir fehlte wieder jegliche Kontrolle über meinen Körper. Das entschloss ich daraus, dass meine Hände plötzlich auf seinen waren. Kurz darauf hörte ich ein entspanntes Ausatmen von ihm.

Eine gemeinsame SeeleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt