49 | Make Over

731 108 126
                                    

Für die Frau ist Schönheit unbedingt wichtiger als Intelligenz, denn für Männer ist Sehen leichter als Denken.

Lil Dagover

***

Arya

Die zwitschernden Vögel weckten mich am frühen Samstagmorgen. Verkrampft versuchte ich beide Augen gleichzeitig zu öffnen. Im Bett welzte ich meinen rechten Arm hin und her, um nach Asya zu tasten, doch sie war nicht da.

»Wo bist du?«, murmelte ich vor mich hin und bekam wie erwartet keine Antwort. Als ich nach einigen Minuten immer noch keinen Mucks hörte, entschied ich mich dazu endgültig aufzustehen. Ich seufzte laut vor mich hin. Als ich um mich herum sah, bemerkte ich, dass die Terrassentür des Gästehauses offen war. Ich zog mir vorerst meine dünne Weste über, da mir am frühen Morgen immer frisch war. Als ich meine Füße auf den kalten Fliesenboden stellte, blickte ich sofort nach links, auf die Couchecke. Asya saß da. »Guten Morgen.«, begrüßte ich sie leise. Sie erschrak sich tatsächlich, wahrscheinlich war sie in ihren Gedanken vertieft.

»Guten Morgen, Arya.«, sagte sie und lächelte leicht gekränkt. »Setz' dich zu mir.«, bot Asya mir an und klopfte auf die freie Stelle neben ihr.

»Wie hast du geschlafen?«, fragte ich sie, während ich mich neben ihr gesellte.

»Ich habe kein Auge zugedrückt.«, antwortete sie schwer ausatmend.

»Wegen gestern Abend?«, fragte ich, obwohl ich die Antwort bereits vermutete. Asya nickte nur. Langsam bildeten sich mehrere Fragen in meinem Kopf. Als David von Ümit's Geschichte erzählte, hatte Asya überhaupt keine Reaktion von sich gegeben. Kannte sie die Geschichte? Hatte ich sie ihr erzählt? Bezüglich dessen hatte ich keine Erinnerung.

»Wie fühlst du dich, nach gestern? Das alles zu verarbeiten fällt mir irgendwie so schwer, Arya.« Ihre Situation war mit meinem überhaupt nicht zu vergleichen. Mir war es bewusst, dass sie sentimentaler war, als ich.

»Die Frage lautet eher, wie du dich fühlst, Asya. Generell nicht nur wegen gestern Abend. Die letzten Tage laufen nicht so prickelnd bei dir.«

»Emir.«, sagte sie nur und blickte vor sich in die Leere. »Ich weiß nicht, wie ich meine Enttäuschung definieren kann. Er hat mich in eine ganz ekelhafte Situation gebracht und alleine stehen gelassen. Wie soll ich das meinen Eltern erklären? Was wenn ich ihn in Heidelberg zutreffe? Oder seine Kollegen? Bin ich überhaupt bereit dafür?«

»Geht dir irgendetwas bestimmtes durch dein Herz? Was du gerne tun würdest?«

»Ja. Ich würde mich sehr gerne unter die Decke verkriechen und nie wieder rausgehen.«, jaulte sie vor sich hin und zog ihre Knie an ihre Brust. Ich ergriff die Chance und legte meinen Arm um sie und gab ihr eine Umarmung von der Seite.

»Du bist nicht allein.«, tröstete ich sie flüsternd. »Selbst wenn ich nicht da bin, hast du drei weitere Menschen die genauso für dich da sind, wie ich.«

»Ich weiß. Dafür bin ich dankbar.«, sagte Asya und blickte mich leicht lächelnd an. Ich erwiderte es. »Komm, lass uns Frühstück für die Familie vorbereiten.«

***

Kelsey hatte mir eine Nachricht hinterlassen, dass sie in einer halben Stunde Asya und mich abholen würde. Sie hatte eine strenge Anweisung gegeben, dass wir uns bloß nicht schminken sollen und gemütliche Klamotten anziehen sollen. Demnach überzogen wir uns gemütliche Leggings über und ein oversized T-Shirt.

»Was könnte Kelsey mit uns vorhaben?«, fragte ich Asya, während wir den Hof verließen.

»Ich habe keinen blassen Schmimmer.«, antwortete sie und schon fuhr Kelsey die Straße runter und hielt vor unseren Füßen an.

Eine gemeinsame SeeleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt