08 | Kuschelalarm

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Es gibt Menschen, deren einmalige Berührung mit uns für immer den Stachel in uns zurücklässt, ihrer Achtung und Freundschaft wert zu bleiben.

Christian Morgenstern

***

Arya

Ein Horrorfilm war das letzte was ich gerade brauchen könnte. Ich hasste Horrorfilme. Hätte ich gewusst, dass die anderen einen Horrorfilm schauen wollen, würde ich sofort Einwand einlegen. Diese Art von Filmen waren nämlich nichts für mich. Für die nächsten zwei Stunden nahm ich mir einfach nur vor, mit einer Hand meine Augen zu verdecken und mit der freien Hand Popcorn zu essen.

»Hast du Angst?«, fragte mich Ümit von der Seite.

Immer noch mit meiner Hand meine Augen zu verdeckt drehte ich meinen Kopf zu ihm nach links und fragte ihn, »Sehe ich so aus?«

»Ja, das tust du.«, antwortete er mir lachend, »Hättest du doch etwas gesagt, dann würden wir uns einen anderen Film aussuchen.«

»Ich kannte den Film ja nicht, wie hätte ich es sagen können. Außerdem meintet ihr, dass der Film witzig sei.«, verteidigte ich mich.

»Der Film ist eigentlich gar nicht so gruselig. Guck, guck. Jetzt passiert was Witziges.«, sagte er aufgeregt und zeigte mit seinem Zeigefinger in Richtung Leinwand.

»Ich dachte du hattest den Film noch nicht gesehen?«

»Habe auch nur den Trailer gesehen. Und jetzt guck. Bitte.«, sagte er lachend. Ich machte einen kleinen Schlitzer zwischen meinem Zeigefinger und Mittelfinger und sah dadurch auf die Leinwand.

»Was ist daran bitte witzig?«, fragte ich ihn genervt.

»Warte.«, antwortete er und hörte sich amüsiert an. Eine hässliche Gestalt, geschminkt wie ein Clown erschien plötzlich in der Dunkelheit und drohte einem Kind. Dieser Clown erschreckte mich so sehr, dass ich vor Wut in Ümit's Arm reinschlug.

»Idiot.«, sagte ich nur daraufhin. Er hingegen lachte nur. Bei diesem Film ging es hauptsächlich um Dunkelheit und einem Clown, man konnte nicht erkennen, was auf einem jetzt zukommen würde. Dass der Saal auch noch so dunkel war, machte die Sache auch nicht besser. Langsam verschwand mein Appetit auf das Popcorn, weshalb ich die Packung auf den kleinen Tisch vor mir hinstellte. Ich zog meine Schuhe aus und platzierte meine Füße oben auf dem Sitz, um meine Knie an mich heranzuziehen.

»Was machst du?«, fragte mich Ümit von der Seite mit einer amüsierenden Stimme.

Ich hatte bereits meinen Kopf vor meinen Knien vergruben. In derselben Position drehte ich meinen Kopf leicht zu ihm und sagte nur, »Ich beschütze mich.« Er fand die Situation wahrscheinlich amüsant, da er mal wieder lachte. Dafür hasste ich ihn nur.

»Ach, Arya.«, fing er an. Plötzlich spürte ich seine Hand auf meinem Kopf. Das kam so unerwartet, weshalb ich kurz aufzuckte. »Shh. Alles gut.«, sagte er und ging sanft durch meine Haare. »Nur damit der Junge neben dir denkt, dass ich dein Freund bin.«, gab er noch belustigend von sich.

»Er kuschelt mit seiner Freundin!«, zischte ich ihn flüsternd an.

»Ah, warum redest du immer so viel.«, sagte er gespielt genervt. Er ließ nicht locker. Ich spürte wie sein Daumen und sein Zeigefinger langsam bis hin zu meinem Nacken runtergingen, um diesen anschließend zu massieren. Das tat gerade so gut, weshalb ich meine Augen entspannt schloss. Ich hörte auch keine Stimmen mehr, sondern versuchte mich nur auf diesen Moment zu konzentrieren. Seine Handlung beruhigte mich gerade sehr und ich merkte wie sich mein Körper entspannte. Wieder gingen seine Finger hoch. Nun ging er sanft durch meine Haare. Ich spürte, wie seine Finger sich in meinen dichten Haaren verloren. Das tat so gut, sodass ich entspannt tief ein und ausatmete. Nach den Vorfällen heute, war es das was ich brauchte, das spürte ich gerade.

Eine gemeinsame SeeleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt