Feinde sind immer klein; denn sie machen uns zu Helden oder zu Märtyrern, in beiden Fällen größer als sich.
Carmen Sylva
***
Ümit
Verkackt. Verkackt. Verkackt. Du bist so ein Idiot. Du hattest die Chance auf eine Wiedergutmachung und hast es am Ende einfach wieder verkackt. Warum bist du so stur und lässt dich von deiner sinnlosen Eifersucht verleiten? Eure Liebe ist doch echt. Sie ist doch wahr. So wahr, sodass ihr euch wiederfinden würdet, wenn ihr nochmal die Chance auf ein weiteres Leben hättet. Arya hätte es verstanden, wenn du ihr den gewissen Abstand gegeben hättest. Jetzt ist sie komplett abgeneigt von dir. Sie denkt, du seist ein komplett egoistischer Kerl, der dazu noch besitzergreifend ist.
Das und noch viel mehr begleitet mich schon seit zehn Tagen. Diese Gedanken oder eher gesagt Vorwürfe schwirren pausenlos in meinem Kopf herum und ich kann nicht gegen sie ankämpfen. Denn sie entsprechen der Wahrheit. Nur weil ich für den Moment diese Eifersucht hatte, bin ich meinem langjährigen Freund gegenüber gewalttätig aufgetreten und habe dazu die Frau — die ich liebe — von mir gescheut. Ich hatte sie einfach mit meinen eigenen Händen von mir abgestoßen. Niemals wird sie von sich selbst aus auf mich zukommen. Sie wird denken, dass ich meine Aggressivität nicht unter Kontrolle halten kann. Was vermutlich stimmen kann. Ich war nie dafür bekannt der ruhige Typ zu sein.
Schnell räumte ich kurz meinen Schreibtisch auf und überzog mir meine dünne Regenjacke. Das Wetter heute in Los Angeles entsprach genau meinen Launen, denn aus irgendeinem Grund regnete es schon seit heute Morgen.
»Du gehst schon so früh?«
David lief mit mir gleichzeitig aus seinem Büro raus, sodass wir uns im Flur trafen.
»Ich gehe bisschen zum Sport.«, antwortete ich, während ich mir meine schwarze Regenjacke zu machte.
»Möchtest du, dass ich mitkomme?«, fragte David. Lächelnd legte ich meine Hand auf die Schulter meines besten Freundes und klopfte zwei Mal freundschaftlich drauf.
»Bro, heute ist euer Jahrestag. Geh und verbring den Tag mit Kels, anstatt hier. Und mit mir musst du den Tag heute erst recht nicht verbringen.«
»Jeder Tag mit ihr ist unser Jahrestag.«, sagte er poetisch und grinste. Ich erwiderte sein Grinsen und stimmte ihm nickend zu.
»Wir sehen uns morgen. Viel Spaß euch.«
In den letzten zehn Tagen habe ich die billigsten Ausreden gefunden, um irgendwie die Zeit tot schlagen zu können. Entweder war ich vierzehn Stunden im Büro und habe gearbeitet oder war den ganzen Tag am Sportplatz und habe dort spontan mit den Kindern Basketball gespielt. Mein Leben kam mir schon fast lächerlich vor, weil ich weiß, dass Arya da ist, aber ich trotzdem keine Zeit mit ihr verbringen kann.
Zudem habe ich nicht mal die Zuversicht, ob sie mit Noah Zeit verbringt. Ich wusste, dass er noch hier war. Allerdings hatte ich mit ihm seit dem Vorfall am Strand nicht mehr gesprochen. David ebenso nicht. Zwar hätte ich von Kelsey aus der Nase ziehen können, was Arya tut, jedoch wollte ich nach meiner spießigen Aktion jetzt auch nicht so dreist rüberkommen.
Immerhin waren wir noch erwachsene Menschen und ich hatte nicht vor wie ein pubertierender Jugendlicher hinter Arya herzurennen, auch wenn ich mit meiner Tat nicht wirklich erwachsen gehandelt hatte. Denn ich weiß, dass die Liebe echt ist. Und ich weiß, dass sie — egal wie — wieder mir gehören wird. Wenn ich es geschafft hatte ihre Seele zu heilen, dann durfte es nicht so schwer sein, ihr Herz wieder zu erobern, welches ohnehin schon meins war.
Ich werde ihr die benötigte Zeit geben. Sogar alle Zeit der Welt. Vielleicht werden wir dadurch viel Zeit verlieren, aber es ist mir egal. Solange ich sie wieder bei mir habe, ist mir alles recht.
Dafür werde ich auf meine Art kämpfen. Nicht mit Tränen, Trauer und nur Gebeten. Sondern mit Taten.
Jeder weiß wie ein Märtyrer kämpft. Er kämpft für seinen Glauben und duldet dabei sogar den Tod. Ein Kampf wo er alles verlieren könnte, aber im Gegenzug Alles gewinnen könnte. Indem Sinne bin ich ein Niemand ohne Arya und mit ihr bin ich Alles.
So kann man sich meinen Kampf vorstellen. Ich werde es dulden. Wenn Arya die jetzigen Momente mit Noah verbringt, werde ich das genauso verkraften, wie den Tod. Und sie wird sehen, wie ich das überleben werde. Denn ein Märtyrer ist geduldig. Er lässt sich nicht sofort von seinen Gefühlen verleiten. Vor zehn Tagen hatte ich das nicht eingesehen. Das war mein Fehler. Aber dazu stehe ich. Und dafür weiß ich jetzt, wie ich zu handeln habe.
Mein Vertrauen zu Gott ist zu groß, um den Glauben daran aufzugeben, dass ich Arya verlieren werde. Ich halte mich zu sehr daran fest, dass unsere Seelen füreinander geschaffen sind. Allein aus dem Grund, dass unsere Geschichten anders sind als von anderen. Das was wir durchgemacht haben, können sich die Menschen nicht einmal vorstellen. Wir sind anders. Und dazu stehe ich mit meinem vollen Dasein.
Für dich bleibe ich geduldig Arya. Denn ich weiß, in kürzester Zeit wirst du kommen. Du wirst dich unwohl fühlen bei einem Mann, der ein Niemand für dich ist. Der nichts für dich getan hat. Der eigentlich gar kein Recht hat, deine verheilte Seele zu spüren. Deine Seele und dein Herz werden es dir nicht erlauben, dich auf einen anderen einzulassen. Denn dafür hast du mir vor unserem Unfall deine Seele und dein Herz überreicht, damit ich sie heile. Nur ich. Mit Hilfe von Gott. Du weißt genauso gut wie ich, dass du für mein Schicksal geschrieben wurdest.
Nur für meins. Und ich für deins.
Meine einzige Sorge ist nur, ob Noah sie zu etwas drängen wird, was sie nicht will. Dass er meinen Platz einnimmt, für etwas, wo ich eigentlich sein sollte. Allein der Gedanke lässt einen großen Schauer in meinem Körper leiten.
Ich muss ruhig bleiben.
Bitte Gott, beschütze meine Arya.
*
A/N
Meine süßen.
Ein kurzes knappes Kapitel, damit meine wunderbaren treuen Leser die Sicht von Ümit bisschen verstehen und sehen, für welchen inneren Kampf er sich vorbereitet.Passt auf euch auf und wir sehen uns demnächst mit einem spannenden Kapitel mit Sicht von Arya wieder ✨
Eure Saskia, bye 💜
DU LIEST GERADE
Eine gemeinsame Seele
Teenfikce🌙 Vincent van Gogh sagte mal; »Mancher Mensch hat ein großes Feuer in seiner Seele und niemand kommt, um sich daran zu wärmen.« Doch durch sein Feuer, wird sie wieder einen Sinn in ihrem Leben finden. Das Feuer - welches durch Leid in ihm entstand...