55 | Platin

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Alles, worauf die Liebe wartet, ist die Gelegenheit.

Miguel de Cervantes

***

Yasin

Ich stellte meinen Koffer auf dem Boden ab, während ich mich im offenen Wohnzimmer umsah. Wie auf den Bildern im Internet, waren die Wände aus langen Fenstern gehalten worden, die mir einen weiten Ausblick auf die Altstadt verschafften. Zugegeben, es sah sehr schön aus. Die Stadt hatte etwas eigenes, schönes an sich. Ziemlich alt gehalten, aber dennoch aus moderner Architektur.

Bereits gestern hatte ich mir mein Flugticket nach Stuttgart gebucht, was allerdings keiner von den anderen wusste. Ich wollte sie überraschen. Um niemanden zur Last zu fallen, hatte ich mir für die kommenden Tage eine etwas modernere Wohnung und ein Auto für alle Fälle gemietet.

Es war bereits der nächste Morgen in der früh. Die anderen hatten bereits einen ganzen Tag hier verbracht, während ich in der Zeit im Flugzeut war. Als ich ankam, hatte ich mehrere Nachrichten von Arya erhalten, die mich immer noch krampfhaft versuchte zu überreden, herzufliegen. Ich bin ja schon da.

Mit Arya hatte ich eine ganz besondere Freundschaft aufgebaut. Zwar sprachen wir nicht oft über vertraute Themen, doch ich merkte, dass sie eine gewisse Sympathie mir gegenüber aufbaute. Das machte mich glücklich, denn ich hatte diese zuverlässige Zuneigung vermisst, die ausnahmsweise mal nicht von meiner Familie kam.

Zu wissen, dass Menschen – aus deinem Umfeld – dich mögen, weil du Du bist, war ein schönes Gefühl. Hatte ich lange nicht mehr.

Was ich gegenüber Asya hingegen fühlte, war komplett anders. Komplett unvergleichbar, was ich mit Arya und auch Kelsey aufgebaut hatte. Sogar unvergleichbar, wie mit meiner besten Freundin, Kylie. Asya war generell anders. Anderster als alle Frauen die ich bisher kennengelernt hatte.

Ich hatte mich schon vorher darauf vorbereitet, ihr zu schreiben, nachdem ich ankam. Denn ich wollte sie sehen. Nur sie. Ich hatte überhaupt keine Zuversicht, ob sie mit uns zurück nach Kalifornien fliegen würde oder wieder hier bleiben wollte. Ich wollte es nicht einsehen, sie... irgendwie aus meinem Leben zu haben. Sie sollte weiterhin in meinem Leben sein. Vor allem in meiner Nähe. Am besten immer bei mir.

Somit packte ich mir mein Telefon aus und schrieb ihr, dass ich in Heidelberg war. Dazu schickte ich ihr meinen Standort. Paar Sekunden nach meiner Nachricht rief sie mich schon an. Mit einem Lächeln drückte ich auf annehmen.

»Guten Morgen, Asien.«, versuchte ich einigermaßen auf deutsch zu sagen. Ich musste währenddessen richtig schmunzeln. Daraufhin hörte ich ihr glückliches Lachen.

»Du bist hier.« In ihrer Stimme hörte ich, dass sie erstaunt und erfreut zugleich war.

»Ja.«, antwortete ich. »Ich bin hier.« Ich senkte meine Blicke auf den hellen Fußboden. Warum auch immer, wurde ich immer nervös in ihrer Anwesenheit. Auch wenn es gerade nur virtuell war. Und auch wenn ich eigentlich so gut wie jeden Tag mit ihr zusammen auf der Arbeit war.

»Wissen die anderen bescheid?«

»Nein. Ich wollte sie überraschen. Außerdem wollte ich dich erstmals alleine sehen. Würdest du vorbei kommen, wenn du gerade kannst?«, fragte ich voller Hoffnung.

»Natürlich. Ich mache mich sofort auf den Weg. Bis gleich, Yasin.«

»Bis gleich, Asien.«

Mir war tatsächlich ein Stein vom Herzen gefallen. Ein Glück hinterfragte sie nicht viel hinter meinen Sätzen, sondern ließ sich ihnen ergeben. Während der Zeit entschied ich mich dazu mich zu duschen und mir frische Klamotten anzuziehen. Nach einem langen Flug, will man sich erstmal wieder frisch fühlen.

Eine gemeinsame SeeleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt