Angenehm ist am Gegenwärtigen die Tätigkeit, am Künftigen die Hoffnung und am Vergangenen die Erinnerung.
Aristoteles
***
Ümit
Mein sechster Sinn täuschte mich nicht, als ich die Frage erwartete. Trotzdem wusste ich nicht genau wie ich darauf eingehen sollte. Mein Kopf schoss mir die Erinnerungen vor die Augen, als ich damals Arya meine Geschichte erzählte. Wie ich ihr das aller erste Mal meine Narbe gezeigt hatte und ihr bis zum letzten Detail jedes Geschehnis schilderte. Schon damals hatte ich mir versprochen, nie wieder darüber zu reden. Und jetzt stand ich hier. Mit einer ungewissen Arya. Gäbe es überhaupt eine Möglichkeit, dass sie sich wieder daran erinnern könnte? Oder müsste ich ihr das alles nochmal erzählen und mir somit selbst Salz und Pfeffer in meine — noch offene — Wunde streuen? War sie das wert? War ich das wert?
»Verstehe mich nicht falsch... es ist nur... uhm.« Sie wirkte verlegen, da ich eine Weile nicht antwortete. Ich war zu sehr vertieft in meinen eigenen Gedanken. Arya löste sich von meinen Armen und ging einige Schritte zurück. »Du bist nicht weiß, wie deine Eltern.«, flüsterte sie nach einigen Sekunden.
»Ja, ich wurde adoptiert.« Nach mehr hatte sie nicht gefragt, mehr würde sie deshalb auch jetzt nicht erfahren. Ich merkte, dass es ihr unangenehm wurde, denn sie vermied jeglichen Augenkontakt zu mir. Ich gab mir zwar Mühe, nicht so harsch rüber zu kommen, doch wahrscheinlich scheiterte ich daran. »Es ist gut, Arya.«, sagte ich sanft und näherte mich wieder an sie. Sie sollte wissen, dass ich kein Mitleid brauchte. »Wollen wir ein wenig mit dem Auto fahren? Der Verkehr ist bestimmt frei um diese Uhrzeit.«, lenkte ich ab.
»Wo willst du denn hin?«, fragte sie leicht neugierig. Sie versuchte nicht allzu viel zu Lächeln, denn ihre Mundwinkel zuckten mehrmals, nach meinem Angebot.
»Dahin wo alles angefangen hat.«
»Ich dachte, hier hätte alles angefangen?« Sie wirkte leicht verwirrt, als sie um sich herum sah.
»Wir gehen einen Schritt zurück. Vertraust du mir?«, fragte ich, obwohl ich die Antwort bereits kannte.
»Ich vertraue dir.«
Somit verschränkte ich meine Finger mit ihren und fuhr mit ihr in die Stadt, wo ich das aller erste Mal ihre Lippen auf meinen spürte.
Wie gedacht war der Verkehr leer. Die Straßen gehörten uns. Während wir Musik aus dem Radio hörten, sprachen wir gar nicht. Wir beide genossen die Ruhe. Arya hatte ihr Fenster komplett runtergedreht und ihren Arm rausgestreckt. Der Wind wehte ihre kurzen Haare hin und her.
Ich fuhr den Hügel komplett hoch und hielt genau da an, wo wir damals auch standen. Genau an der Spitze, wo man Malibu komplett sehen konnte. Stumm stiegen wir beide aus dem Auto aus und liefen an den Zaun wo man die komplette Aussicht vor sich hatte.
»Wunderschön...«, wisperte sie leise, als sie die Aussicht beobachtete.
»Ja, da hast du recht.«, sagte ich und fixierte meine Blicke nur auf ihr Seitenprofil.
Wie konnte ich dich jemals vergessen, Arya? Jemals betrügen? Was habe ich mir nur dabei gedacht, als ich uns beiden hintergangen habe? Ich hatte gar nicht nachgedacht. Und genau das werde ich mir niemals verzeihen. Dass ich dir erneut dein Leid zugefügt habe, werde ich mir niemals verzeihen. Dass du dich damit konfrontieren musstest, werde ich mir niemals verzeihen.
»Dieser Ort erscheint mir nicht allzu bedeutungslos, Mr Karan.«, sagte Arya und unterbrach mich bei meinen Gedanken.
»Erinnerst du dich an etwas?«, fragte ich hoffnungsvoll. Sie drehte sich komplett zu mir und verneinte meine Frage. Ich sah leichte Enttäuschung in ihren Augen.
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Eine gemeinsame Seele
Teen Fiction🌙 Vincent van Gogh sagte mal; »Mancher Mensch hat ein großes Feuer in seiner Seele und niemand kommt, um sich daran zu wärmen.« Doch durch sein Feuer, wird sie wieder einen Sinn in ihrem Leben finden. Das Feuer - welches durch Leid in ihm entstand...