41 | Ein Fehler

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Der schlimmste aller Fehler ist, sich keines solchen Bewusst zu sein.

Thomas Carlyle

***

Arya

Wer wären wir ohne Fehler? Zumal sie da sind, um sie zu begehen. Damit man einsieht, dass nicht alles so aussieht, wie man es in dem Moment mit bloßem Auge sieht. Manchmal lässt sich der Mensch leiten. Nur durch Gefühle. Man plagt sich zwischen Gedanken der Reue, falls man es tut oder falls man es nicht tut. Doch was ist mit dem Augenblick? Wenn man in dem Moment feststeckt und keinen Ausweg findet? Was wenn man in dem Moment das Herz eines anderen bricht?

Was wenn mein Fehler eines Augenblicks, lebenslange Reue bedeutet?

***

Das ist ein Fehler. Ich sag's dir. Das ist großer ein Fehler.

»Ich weiß, man fragt Frauen nicht nach ihrem Alter. Aber willst du es mir trotzdem verraten?«

»Ja, klar. Ich bin dreiundzwanzig und du?«

»Zu alt. Ich bin schon dreißig.«

Wie bemerkbar, hatte ich mich weder meinem Gehirn, noch meinem Herz wiedergegeben, denn beide meiner Organe rieten mir in dem Moment nein zu sagen, doch aus unerklärlichen Gründen sagte ich ja. Und nun sind wir hier.

»Erzähl mal etwas von dir.«, sagte Noah auffordernd. Die Stimmung mit ihm war seit Beginn der Autofahrt sehr angespannt. Ich war ziemlich überfordert mit dem Moment gewesen, wobei die Blicke der anderen mich auch eingeschüchtert hatten. Ümit hatte ich nicht mal einen Blick gewagt. Dazu hatten die vielsagenden Blicke von Kelsey und David gereicht.

Noah versuchte die Stimmung locker zu halten, indem er merkwürdige Fragen stellte, wie zum Beispiel was mein letzter Punkt auf meiner To-Do-Liste ist, welcher Disney Charakter ich am liebsten wäre und ob ich jemals was mit Menschen mit dissoziativer Persönlichkeitsstörung zu tun hatte. Und jetzt wollte er etwas über mich erfahren.

Wusste er überhaupt von dem Unfall mit Ümit bescheid? Große Nachrichtensender in den Staaten hatten darüber berichtet, es war unmöglich es nicht mitzubekommen. Außerdem stand Ümit's und mein Name immer dabei.

»Ich arbeite derzeit bei der Firma von Ümit's Mutter und lebe bei meinem Onkel. Mehr gibt es eigentlich nicht.«, auch wenn ich mich an nichts derartiges erinnerte, fühlte sich die Aussage nicht gelogen an. Es war das, was mir Asya und Mary immer erzählten.

»Cool. Also hast du Familie hier.«, Noah blickte kurz zu mir und lächelte mich an. »Und wann willst du zurück nach Deutschland?«, fragte er anschließend.

»Weiß ich noch nicht.«, murmelte ich vor mich hin.

»Vermisst du deine Familie dort nicht?«

Ich schluckte hart. »Doch. Doch, ich vermisse sie sehr.«, sagte ich leise. Tränen bildeten sich in meinen Augen. Ich spürte wie meine Stimme bald anfing zu versagen.

»E—es tut mir leid, falls es zu persönlich wurde.«, gab Noah leicht irritiert. Er wurde kurz unruhig auf seinem Sitz, bevor er weitersprach, »Ich war vor drei Monaten in München.«

Noah erzählte viel von sich und ließ die Zeit somit schnell vergehen. Er hatte viel persönliches erzählt und ich hatte das Gefühl mittlerweile seine ganzen Personalien zu kennen. Währenddessen hörte ich ihm stumm zu und versuchte mich somit von meinen Gedanken abzulenken.

Eine gemeinsame SeeleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt