»Erwachseneninhalt«
__________________________Der Schmerz ist der große Lehrer der Menschen. Unter seinem Hauche entfalten sich die Seelen.
Marie von Ebner-Eschenbach
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Arya
Vor drei Tagen waren wir von Trabzon nach Istanbul geflogen, da die Mehrheit meiner Familie hier sesshaft war. Die Rituale unseres Glaubens bei Tot von Familienangehörigen wurden strikt durchgezogen. Währenddessen fühlte ich mich einfach nur hin und her geschleppt. Seit drei Tagen konnte ich nicht das Grab meiner Familie besuchen gehen. Es fühlten sich nicht an wie Tage, auch nicht wie Wochen, sondern wie Jahre. Ich fühlte mich schuldig, dass ich sie nicht besuchen gehen konnte, da es das mindeste ist, was ich für sie für den Rest meines Lebens tun kann. Die meiste Zeit versuchte ich nicht zu reden und mich von allem zurückzuziehen. Bis her war ich noch nie der Mensch, der so viel redete. Ich war schon immer der Meinung nur dann zu reden, wenn es nötig war. Und in diesem Moment war es nicht nötig. Mittlerweile hörten viele auf für meine verstorbene Familie zu beten und fingen stattdessen an, um mich Gedanken zu machen.
»Du kannst jeder Zeit auf uns zukommen.«, »Unsere Tür ist immer für dich offen.«, »Wir lassen dich nicht alleine.«, sagten sie.
Jedoch brachte es nichts. Nicht das ich undankbar war oder es nicht schätzen würde diese Art von Menschen bei mir zu haben. Es lag einfach nur an mir selbst. Könnte das irgendjemand jemals nachvollziehen? Wie wird mein Leben von nun an aussehen? Werde ich mit Leichtigkeit Menschen in mein Leben aufnehmen können? Wird sich meine Persönlichkeit ändern? Wenn ja, zum positiven oder zum negativen? Was wird von nun an mein Lebenssinn sein?
»Hier, iss' ein bisschen von dem Halva.«, die Tochter von der jüngsten Schwester meiner Mutter — auch kurz gesagt meine Cousine Sude — übergab mir einen Teller. Mir fehlte die Kraft, nach dem Teller zu greifen.
»Dankeschön.«, Asya saß neben mir und nahm Sude den Teller ab. Sie lächelten sich gegenseitig kurz an, bis Asya zu mir sagte, »Lass es uns zusammen essen.«, sie nahm ein kleines Stück vom Halva mit ihrer Gabel und überreichte ihn bis kurz vor meinem Mund, »Bitte, nur ein kleines Stück, Arya.«, sagte Asya leise. Ich konnte mich nicht daran erinnern, wann ich zuletzt etwas gegessen hatte.
»Okay.«, es gab keinen Sinn weiter zu zögern. Ich nahm das kleine Stück von der Gabel. Der Geschmack war widerlich. Es schmeckte so trocken. Sofort verzog ich mein Gesicht. Hatten die Köche das mit Absicht so trocken zubereitet? »Reicht. Ich will nicht mehr.«, sagte ich sofort zu Asya. Als Reaktion wedelte ich vor dem Teller mit meinen Händen und zog widerlich mein Gesicht.
»Aber du musst. Iss' wenigstens das Stück auf dem Teller, dann lasse ich dich in Ruhe.«, sie versuchte mich krampfhaft zu überzeugen. Ich nahm ihr die Gabel aus der Hand, um ein Stück vom Halva zu nehmen und führte es bis zu ihrem Mund.
»Gleich wirst du selbst schmecken, warum ich nichts mehr davon will.«, gab ich vielwissend von mir. Sie nahm das Stück in den Mund. Ihr neutraler Gesichtsausdruck veränderte sich sofort zu einem ekelnden Blick.
»Haben die Köche anstelle von Zucker etwa Salz reingemacht?«, sie nahm sich das Glas volle Wasser vor sich und trank mehrere Schlucke. »Wie können die anderen hier das essen? Widerlich.«, sagte sie leise vor sich hin, sodass ich es aber noch hören konnte.
»Das meine ich doch.«, sagte ich und musste kurz lachen.
»Oh, Arya.«, Asya lächelte mich mit einem großen Lächeln an, »Komm her.«, sie nahm mich in ihre Arme. Ich erwiderte, »Gott soll dir niemals dein Lächeln nehmen. Egal was der Grund ist.«, flüsterte sie in mein Ohr rein.
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Eine gemeinsame Seele
أدب المراهقين🌙 Vincent van Gogh sagte mal; »Mancher Mensch hat ein großes Feuer in seiner Seele und niemand kommt, um sich daran zu wärmen.« Doch durch sein Feuer, wird sie wieder einen Sinn in ihrem Leben finden. Das Feuer - welches durch Leid in ihm entstand...