18 | Yasin, der Psychologe

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Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber schweigen unmöglich ist.

Victor Hugo

***

Arya

Die Zeit verging hier ziemlich amüsant. Bisher konnte ich mich nicht beschweren. Allerdings sah das bei Asya anders aus. Yasin verließ ihre Nähe keine Sekunde. Ob er überhaupt wusste, dass sie einen Freund hatte? Kurze Vibrationen meines Handys unterbrach mich bei meinen Gedanken. Es lag auf dem Tisch, weshalb ich mich kurz vorbeugte um auf das Display zu schauen. Emir war darauf zu lesen. Ich hatte gemerkt, dass Ümit ebenso auf meinen Bildschirm herabsah. Ohne darauf jegliche Aufmerksamkeit zu schenken, suchten meine Blicke nach Asya, jedoch sah ich sie in dem Moment nicht.

»Hallo, Emir.«

»Hey, Arya. Wie geht's dir?«, er hätte auch direkt nach Asya fragen können, ohne um den heißen Brei zu reden.

»Gut, danke. Dir?«

»Nun ja. Mir wird es besser gehen, wenn du mir sagst, wo sich Asya befindet.«, geht doch.

»Sie ist gerade nicht bei mir, ich glaube sie ist auf die Toilette gegangen. Hast du versucht sie zu erreichen?«

»Ja, sie hat mir heute weder geschrieben, noch angerufen. Außerdem antwortet sie mir auch gar nicht zurück. Ich mache mir Sorgen.«, ich war schon immer der Meinung, dass es mit einem Polizisten nicht einfach ist. Emir war schon immer für seine Überfürsorge und Kontrollfreak Aktionen bekannt. Solange aber Asya damit keine Probleme hatte, war es mir relativ egal.

»Okay, ich werde jetzt nach ihr suchen und ihr sofort ausrichten, dass sie dich anrufen soll.«

»Seid ihr nicht zu Hause?«

»Nein, wir sind bei meinen Freunden. Ich wollte, dass Asya alle kennenlernt.«, kurz darauf hörte ich Emir schnaufen und ich konnte nur meine Augen verdrehen.

»Na dann. Sag ihr, sie soll sich sofort bei mir melden, wenn du sie siehst. Bye.«

»Ja. Bye.«, nach dem Auflegen stand ich auf und wollte mich auf die Suche nach Asya machen. Ümit's Hand auf meinem linken Handgelenk, hielt mich ab.

»Wohin?«, fragte er und sah mich mit großen Augen an.

»I—ich muss kurz nach Asya schauen.«, antwortete ich perplex.

»Soll ich mitkommen?«

»Ich denke, ich schaffe das schon alleine.«, unsere Tonlagen waren auf niedrigster Stufe. Ümit ließ mein Handgelenk los und somit stand ich auf. Ich lief den kurzen Weg ins Wohnzimmer rein und sah, wie Asya sich persönlich mit Yasin unterhielt. »Was macht ihr hier?«

»Arya? Eh, nichts. Wir reden nur.«

»Ja. Über Gott und die Welt. Und ein bisschen über die Natur.«, fügte Yasin verschmitzt hinzu.

»Emir hat mich angerufen. Er macht sich sorgen.«, Asya's Augen wurden größer.

»Oh nein. Ich habe mein Handy im Gästezimmer liegen gelassen. Er ist bestimmt sauer.«, wortlos überreichte ich ihr mein Handy. Asya nahm es mir ab und rief ihn an.

»He—« fing sie an, jedoch verstummte sie sofort. Ich konnte Emir schreien hören. Allerdings verstand ich keinen vernünftigen Satz. Meine Augen wurden größer. »Kannst du mir mal zuhören?«, rief sie aufgebracht vor sich hin. Oh je. Das wird nicht gut enden. Wenn zwei aggressive Personen aufeinandertreffen, was würde sie dann aufhalten? Die Liebe? Das glaube ich nicht, Boss.  »Weißt du Emir, nur weil sich deine fucking sechszehn Stunden Schicht verlängert hat, weil irgendwelche dummen Idioten sich dazu entschieden haben, kurzfristig sich gegenseitig mit Küchenmessern zu bestechen und du nach deiner drölf Tausend Stunden Schicht nicht schlafen konntest, heißt das nicht, dass du deine ganze Wut bei mir rauslassen darfst. Tolerier mal ein bisschen, dass ich hier Zeit mit Arya verbringe! Und außerdem, darfst du mir später gerne vor die Knie fallen und um Vergebung bitten! Ich muss mich hier nicht von dir terrorisieren lassen, also Bye!« Asya legte auf und starrte noch weitere Sekunden auf den Bildschirm. Sie atmete sehr schnell und schien entladen zu sein. »Ist ja nicht so, dass ich Strandurlaub mache und aus Lust und Laune mich nicht bei ihm melde! Bisschen Rücksicht schadet doch niemandem! Ich hasse Jungs.«

Eine gemeinsame SeeleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt