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...Blade:

Ich saß auf der Küchenzeile und betrachtete meine Mini Amerikaner im Backofen. Ob die schmecken? Ein leises Summen ertönte und erinnerte mich daran sie hinaus zu nehmen. Also öffnete ich den Ofen, warme Luft stieg mir entgegen und ich zog sie hinaus, jetzt mussten sie nur noch abkühlen. Ich sah erschrocken auf als sich jemand an mir festhielt. Er gähnte.

"Oh Gott bin ich müde...", brummte er und setzte sich auf einen Stuhl. Ich grinste, er sah richtig fertig aus. "was backst du da?"

"Amerikaner, hab ich im Kühschrank gefunden", plapperte ich und zuckte mit den Schultern. Er nickte und nahm sich einen.

"Die Glassur", schimpfte er und betrachtete seine nun weißen, klebrigen Finger dann nahm er sie in den Mund. "schmeckt aber gut." Ich lachte laut los. Als er meinen Hintergedanken erraten hatte musste er auch grinsen. "Du bist schlimmer wie ich!"

"Dafür kannst du aber einiges besser, lesen, schreiben, rechnen...", sagte ich traurig. Das einzigste was ich jetzt noch wollte waren Freunde. Nicht Ramon's Freunde sondern meine Freunde.

"Willst du zur Schule gehen?", fragte er sanft. Ich sah ihn einen Moment an und nickte dann zustimmend. "Ich kann dich ja anmelden und dann gehen wir zusammen zur Schule?" Ich nickte wieder. "Okay ich schaue was ich machen kann", er erhob sich klaute ein paar meiner Mini Amerikaner und steckte sie sich in den Mund, lachend gab er mir den Rest von ihnen und setzte sich ins Wohnzimmer vor den Fernseher. Neugierig setzte ich mich dazu und betrachtete das Bild. Es kamen Nachrichten, ich musste lächeln bei dem Gedanken nach Hause zu kommen. Ich hatte noch nie darüber richtig nach gedacht, doch insgeheim war ich mir sicher das meine Eltern mich suchten. Würden sie doch machen wenn ich ihnen wichtig wäre? Ein Kind aus gutem Hause kann doch nicht einfach verschollen bleiben? Nachdem ich mit bedrücktem Gesichtsausdruck begriffen hatte das es nicht einmal einen kurzen Aufruf von mir in den Nachrichten gab wusste ich nicht so recht was eigentlich los war. Ein schütteln an meiner Schulter brachte mich in die Realität zurück.

"Was ist?", fragte ich noch immer mit den Gedanken gar nicht vermisst zu werden.

"Du starrst wie hypnotisiert in den Fernseher das ist gruselig", lachte mein Meister. Ein knappes 'Aha' folgte von mir ehe ich aufstand und den Teller mit meinen Amerikanern weg brachte.

"Stimmt was nicht?" Er lief mir hinterher, wie ein Hund. Nahm sich einen der Amerikaner und aß diesen.

"Doch alles bestens", entgegnete ich diesmal genervt. Ich hasste es ausgefragt zu werden.

"Nein ich sehe doch das was nicht stimmt. Was ist los? Bitte rede mit mir", velangte Ramon ruhig. Er war gelassen im Gegensatz zu mir.

"Du willst es wissen? Okay ich will verdammt nochmal nach Hause und in den scheiß Nachrichten zeigen die nichts von mir an. Entführungen sieht man doch alltäglich. Bin ich meinen Eltern so wichtig das sie mich nicht mal suchen?", schrie ich ihm entgegen und machte mich dann schnellstens aus dem Staub. Ich war sein Sklave und sollte ihm ja für ewig dienen aber ich hatte vor heim zu kehren. Mit Sicherheit band er mich nun irgendwo an, gab mir Schlaftabletten um mich festzuhalten damit ich nicht zurück konnte. Aber warum suchen die mich denn nicht? Ich lief in sein Zimmer und versteckte mich unter seiner Bettdecke.

"Ich seh dich und ich versteh dich Blade." Ramon hob die Decke hoch und sah mir in die Augen. Er ist echt ein Hund, anhänglich und nervtötend. Naja manchmal.

"Du sperrst mich eh in dein Zimmer und ich kann meine Familie niemals in die Arme nehmen", murmelte ich traurig.

"Warte mal, das würde ich niemals machen! So bin ich nicht...Moment." Er sprang auf und rannte aus dem Zimmer, kam mit einem Telefon wieder. "Deine Nummer kennst du doch sicherlich. Ruf an." Er streckte mir das Telefon lächelnd entgegen.

"Ich will nicht", jammerte ich sofort und schmiss das Telefon an das Ende des Bettes.

"Na komm schon", flüsterte Ramon und reichte es mir wieder. Zögerlich nahm ich es in die Hand und drückte zitternd meine Nummer in das schwarze Telefon ein und starrte auf das Display. Sollte ich echt anrufen? Ramon sah mich erwartungsvoll und mit einem aufmundertem Lächeln an das ich mich überwand die grüne Taste zu drücken. Es klingelte und mein Herz raste in Rekordgeschwindigkeit.

"Hallo?", fragte eine bekannte Stimme. Meine Mutter, ich lächelte.

"Mama...", sagte ich leise und verschluckte mich fast an meiner eigenen Spucke, es fühlte sich so komisch an. Seit Monaten hatte ich ihre Stimme nicht mehr gehört!

"Wer ist da?", fragte meine Mutter. Häh? Erkennt sie meine Stimme denn nicht?

"Ich bin's Blade...dein Sohn?", murmete ich und würde am liebsten auflegen..es fühlte sich schrecklich an.

"Achso, was willst du Blade?", wollte sie wissen.

"Ich dachte....dass du mich vermisst hättest. Ich bin doch schon seit Ewigkeiten weg?" Mir liefen Tränen die Wange hinunter. Tat sie es denn nicht?

"Ich dich vermissen werd nicht albern Blade, ich wollte dich nie haben, du bedeutest mir nichts was glaubst du warum du ins Sklavenlager gekommen bist. Du warst nur ein Fehler." Okay das war hart, sehr hart. Bloß nicht vor Ramon heulen.

"Was? Aber...du hast doch geweint als die Männer mich mitgerissen haben? Welcher Fehler? Mama...?", sagte ich mit erstickter Stimme und starrte Ramon an. Er sah mich mit Falten auf der Stirn an.

"Das war nur gespielt damit du nichts merkst und die Polizei auch nicht", meinte sie hart. Ich spürte wie mein Herz brach.

"Also sucht mich keiner und vermisst mich niemand?", murmelte ich und starrte an die Wand. "Welcher Fehler?"

"Ja, der Fehler dich zu bekommen ich wollte dich nie und das mit dem Sklavenlager war perfekt um dich loszuwerden du bedeutest mir nichts Blade", meinte sie ruhig. So was soll man Mutter nennen?

"Okay dann bin ich ja schon für dich gestorben und ja ich lege dann mal auf damit dieser Fehler aus deinem Leben verschwindet", sagte ich und mir liefen Tränen die Wange nach unten.

"Ja. Tschüß." Das aufgelegte piepende Geräusch in den Ohren brachten das Fass zum überlaufen und ich begann zu weinen. Starke Arme umarmten mich doch der Schmerz in mir wurde größer. Sie hassen mich. Alle! Warum ich?

I'm InvisibleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt