Kapitel 2

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Es ist mitten in der Nacht, als ich endlich meine Wohnung betrete. Ich bin müde und kaputt, weiß nicht mehr wo mir der Kopf steht. Miss Walters und ich haben die ganze Zeit an nichts anderem gearbeitet, als an der Präsentation für den morgigen Nachmittag. Vielmehr hat Miss Walters Kaffee getrunken und mir gesagt was ich machen soll. Sie ist so faul und Misses Jackson scheint es einfach nicht zu merken.
Es muss einfach klappen. Mister Troysen muss einfach dieses Krankenhaus kaufen. Wenn er doch eh schon zwanzig Kliniken besitzt, dann kann er doch auch noch unsere kaufen. Ich muss meinen Job behalten. Ich will nicht wieder aus dieser Wohnung hier ausziehen, auch wenn sie noch so klein und schmuddelig ist, so ist sie doch mein Zuhause. Doch ohne meinen Job kann ich mir das nicht mehr leisten.

Ich ziehe mich um, ziehe meine Kleidung aus und mein Schlafshirt an.
Mit letzter Kraft lass ich mich auf meine Matratze fallen und kuschel mich unter die Decke. Das Fenster ist geöffnet und ich höre die vorbei fahrenden Autos von der Straße, Geschrei von irgendwelchen Möchtegernstraßengangs und aus weiter Entfernung Sirenen. Es ist jede Nacht das Gleiche, aber für die Gegend, in der ich wohne, völlig normal.

Ich mache die Augen zu, will einfach nur noch schlafen, aber meine Gedanken lassen dies nicht zu.
Was ist wenn dieser Mister Troysen sich gegen uns entscheidet?
Was ist wenn wir dann alle unsere Jobs verlieren?
Wo lebe ich dann?
Wie kann ein Krankenhaus überhaupt Insolvent gehen? Wie geht das?

Fragen über Fragen streifen durch meinen Kopf und ich wälze mich hin und her.
Der sechszehnte März wird also darüber entscheiden ob ich weiterhin einen Job habe oder nicht. Er wird darüber entscheiden wo ich in Zukunft leben werde.
Ich greife unter meine Matratze und hole mein Tagebuch heraus. Es ist abgegriffen und dreckig. Ich finde es sehr schade, denn ich liebte es immer meine Finger über das Samt fahren zu lassen, doch jetzt fühlt es sich nicht mehr schön an.
Lange habe ich das Buch nicht mehr benutzt, denn ich hatte einfach keine Zeit mehr.
Ich zünde die Kerze an, die neben meinem spärlichen Schlafplatz steht und öffne mit dem Schlüssel an meiner Halskette das hellblaue Buch.

Der letzte Eintrag ist vom vierundzwanzigsten Dezember. Weihnachten!
Ich ziehe den Kugelschreiber ab, welcher in der Einfassung des Buches befestigt ist und schlage eine leere Seite auf.

15. März
Mein Job steht auf dem Spiel. Ich will nicht schon wieder alles verlieren. Die letzten Einträge hier will ich mir gar nicht mehr durchlesen weil sie so furchtbar sind, so traurig und mir zeigen wie beschissen mein Leben eine Zeit lang war. Ich will das nicht wieder haben. Das Krankenhaus in welchem ich arbeite steht kurz vor der Insolvenz und morgen kommt ein Interessent um es sich anzuschauen. Sein Name ist Mister Troysen, hat zwanzig Kliniken und interessiert sich auch für unsere. Hoffentlich können Misses Jackson, Miss Walters und ich glaube auch der Vorstand des Krankenhauses, ihn davon überzeugen zu investieren. Ich meine wenn dieser Typ doch schon soviele Krankenhäuser hat, dann kommt es doch auf eins mehr oder weniger auch nicht mehr an. Er hat bestimmt ganz viel Geld und ist bestimmt so ein arroganter, aufgeblasener alter Sack der nur so in seinem Geld schwimmt.
Aber mir soll das egal sein, solange er es gut meint und das Krankenhaus rettet.
Bitte es muss einfach klappen.

Toby

Ich schließe das Buch wieder, und verstaue es dann unter der Matratze.
Ich lasse mein Blick durch meine Wohnung gleiten und puste dann die Kerze aus. Ich liebe diesen Geruch der aufsteigt wenn eine Kerze ausgeblasen wird.
Ich schließe erneut die Augen, atme noch einmal tief ein und aus und schlafe dann mit Hunger im Bauch ein.

Little PrinceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt