Kapitel 8

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Als ich am nächsten Tag auf die Uhr schaue bin ich mal wieder mehr als aufgeregt.
In fünfzehn Minuten wird Mister Troysen hier sein.
"Hol mir einen Kaffee, anstatt hier Löcher in die Luft zu starren.", ertönt die harsche Stimme von Miss Walters.
"Können sie nicht einmal alleine gehen?", frage ich und im nächsten Moment reiße ich meine Augen auf, denn das wollte ich nur denken und nicht laut aussprechen. Sie steht von ihrem Stuhl auf und kommt auf mich zu. In der Zeit stelle auch ich mich hin und merke wie mein Herz gegen meine Brust hämmert.
"Was hast du da gerade gesagt?", bringt Miss Walters zwischen zusammengepressten Zähnen hervor und ich schaue sie aus großen Augen an.
"Ähm... .", beginne ich doch Miss Walters fällt mir ins Wort: "Ich hab dir damals gesagt, keine Widerworte. Ich kann sonst ja gleich Mister Troysen sagen was du für eine Vergangenheit hast, dann werden wir ja sehen ob er dich immer noch an seiner Seite haben will. Ich kann das sowieso nicht verstehen. Warum denn ausgerechnet du kleiner Pimpf."
"Ist schon gut Miss Walters. Ich gehe jetzt in die Cafeteria und hole ihnen ihren Kaffee.", antworte ich und gehe nicht auf das gesagte meiner Vorgesetzten ein.
Ich schiebe mich an ihr vorbei und laufe in die Cafeteria.

"Ich wusste das ich dich heute noch mal wieder sehe.", begrüßt mich Jason und blickt mich an.
"Kaffee für Miss Walters, bitte.", sage ich und seufze kurz auf.
Jason macht sich an die Arbeit und fragt währenddessen: "Hast du dir eigentlich überlegt dich mal mit mir zu treffen?"
Ich schaue Jason an und schweige, dann sagt er: "Gut ich hab verstanden. Dann frage ich dich eben morgen noch mal. Toby gibt dir einen Ruck, du wirst es nicht bereuen."
"Ich versteh nur nicht warum du dich mit mir treffen willst.", sage ich und Jason stellt mir den gefüllten Kaffeebecher auf den Tresen.
"Schau dich doch mal an Toby.", antwortet er und ich verstehe nicht was er meint, deshalb fährt er fort: "Du bist attraktiv, nett und ich mag deine schüchterne Art."
Wie aufs Stichwort spüre ich wie mir seine Worte die Hitze in die Wangen treibt und ich rot werde.
Schnell nehme ich den Kaffeebecher vom Tresen und senke meinen Kopf.
"Ich überlege es mir, versprochen.", antworte ich, drehe mich um und verlasse mit roten Wangen die Cafeteria.

Was mach ich nur? Vielleicht sollte ich Jason die Chance geben mich kennenzulernen, es muss ja nicht auf eine Beziehung hinauslaufen, aber würde er das wollen? Ach Mensch, ich weiß doch selbst nicht was ich will.
Gedankenverloren und mit gesenktem Kopf, stehe ich im Fahrstuhl, als die Tür aufgeht. Ich schiele auf die Anzeige und stelle fest das ich im Erdgeschoss bin, also auf der falschen Etage, denn ich muss ganz nach oben.
"Hallo Toby.", ertönt eine Stimme und ich hebe meinen Kopf, sehe wie die Tür des Fahrstuhls sich schließt und blicke dann Mister Troysen an.
"Es wäre nicht nötig gewesen mich von hier unten abzuholen.", sagt er weiter und ich starre ihn einfach nur an.
"Ich ähm, ich h-hab Miss W-Walters einen K-Kaffee geholt u-und bin g-gerade auf dem R-Rückweg.", stammel ich und senke meinen Kopf. Wieder werden meine Wangen rot und ich drohe zu verzweifeln.
Warum kann ich in der Gegenwart von Mister Troysen keinen vernünftigen Satz sagen? Bei jedem anderen funktioniert es doch auch, aber bei ihm ist es, als setzt mein Gehirn aus und dann kommt da nur noch Gestammel über meine Lippen.
"Schau mich an Kleiner.", meint Mister Troysen. Ich hebe langsam meinen Kopf und bin erstaunt wie nah er mir gegenüber steht.

Sein Gesicht ziert ein Lächeln und er tritt noch einen Schritt an mich heran. Meine Atmung verschnellert sich leicht und ich sehe das Mister Troysen seine Hand nach mir ausstreckt, sie mit den Fingerknöcheln an meine Wange legt und sie hinunter streichelt, vorbei an meinem Kiefer meinen Hals entlang.
Wie von allein neige ich meinen Kopf etwas nach rechts um ihm mehr meines Halses zur Verfügung zu stellen und schließe die Augen.
Unter seinen Berührungen breitet sich auf meinem Körper eine Gänsehaut aus und wieder verlässt ein leise Seufzen meinen Mund, so wie vorgestern als er mich im Nacken gestreichelt hat.
Mit seinen Fingerspitzen streicht er über meine Haut, direkt über dem oberen Rand meines Shirts. Alles kribbelt und dann höre ich seine Stimme: "Gib mir den Kaffee."
Ich öffne meine Augen, seine Hand ist weg, welche mich so zart berührt hat und ich reiche ihm den Kaffee.

Mister Troysen dreht sich um, drückt den Notstoppknopf am Fahrstuhl und dieser bleibt mit einem Ruck stehen. Ich sehe wie er sich bückt und den Kaffee in die Ecke unter der Fahrstuhltastatur stellt.
Mit großen Augen und leicht gespaltenen Lippen beobachte ich jede seiner Bewegungen.
Er steht nun wieder genau vor mir, blickt zu mir hinunter und ich hebe meinen Kopf und schaue ihm in die Augen.
"Trägst du die Kette Kleiner?", fragt er und ich ziehe den Anhänger unter meinem Shirt hervor, welcher an der silbernen Kette hängt, die er mir gestern als Geschenk gemacht hat.
"Was ist das für ein Schlüssel, welcher da mit dran ist?", fragt er weiter und ich stecke die Kette wieder in mein Shirt und senke mal wieder meinen Kopf.
"Kitten, schau mich an und gib mir eine Antwort.", höre ich ihn harsch sagen und ich runzel die Stirn, hebe dabei meinen Kopf und schaue ihn an. Dann frage ich: "Ähm, w-was ist ein K-Kitten?".
Der Blick von Mister Troysen ändert sich und er scheint überrascht zu sein, doch dann räuspert er sich und antwortet: "Du musst dich verhört haben. Ich hab Kleiner gesagt. Also was ist das für ein Schlüssel und jetzt bleiben deine Augen schön bei mir."
"E-er gehört zu meinem T-Tagebuch.", antworte ich und schaue ihm in die Augen, dann atme ich tief durch und schiebe hinterher: "U-und sie h-haben nicht K-Kleiner sondern K-Kitten gesagt."

Plötzlich packt er mich an den Hüften und zieht mich an sich. Meine Hände liegen auf seinen Oberarmen, als er mir antwortet: "Du schreibst also Tagebuch, interessant."
Nun beugt er sich zu mir hinunter und streift mit seiner Wange meine und flüstert in mein Ohr: "Dann gebe ich dir etwas was du heute Abend aufschreiben kannst."
Und damit zwickt er mit seinen Zähnen in mein Ohrläppchen und ein angenehmer Schauer zieht durch meinen Körper.
Mein Herz schlägt schneller als er wieder aufrecht vor mir steht und sich von mir lösen will, doch ich halte ihn an seinen Oberarmen fest, sehe vermutlich so aus als würde ich mich vor dem ertrinken retten wollen. Aber Mister Troysen versteht, zieht mich noch näher an sich und legt schützend seine Arme um meinen Körper.
Ich schlinge nun auch meine Arme um seinen Körper und lehne meine Wange an seine Brust, höre dem Schlagen seines Herzens zu.

Eine seiner Hände beginnt mir über den Rücken zu streicheln und kommt an meinem Kopf zur Ruhe. Er hält mich fest und ich fühle mich so wohl.
"Wir müssen los Kleiner.", haucht er einen Moment später und ich löse mich schweren Herzens von ihm, schaue zu ihm hinauf, nachdem er sich kurz gedreht hat, um den Notstoppknopf wieder zu lösen.
Er hält meine Hände fest, wir stehen uns gegenüber und schauen uns an, bis die Fahrstuhltüren im richtigen Stockwerk aufgehen.
"Danke.", flüstere ich, und weiß gar nicht wofür. Ich nehme den Kaffeebecher vom Fußboden und verlasse den Fahrstuhl.
Mister Troysen geht neben mir und wir schweigen, bis wir vor der Tür von Misses Jackson ankommen.
Ich klopfe an und führe ihn danach hinein.

Als ich wieder an meinem Schreibtisch sitze und Miss Walters sich mal wieder beschwert hat, dass das mit dem Kaffee so lange gedauert hat, mache ich mich wieder an die Arbeit. Doch eins geht mir nicht aus dem Kopf. Das Wort Kitten.
Schnell beschließe ich das Internet zu fragen.
Ich versuche es erstmal einfach nur mit dem Wort und finde süße kleine Katzenbabys. Meint er das damit? Wäre ja niedlich, aber niedlich passt irgendwie nicht zu seinem Auftreten und schon gar nicht zu der Tonlage mit der Mister Troysen es gesagt hat.
Ich suche also weiter und gebe die Worte Kitten und Kosename ein und scrolle einfach runter. Dann sticht mir ein Suchergebnis ins Auge: Warum manche Frauen den Mann beim Sex "Daddy" nennen.

Ich klicke den Artikel an überfliege ihn und gehe zurück zur Suchmaschine, gebe zwei Wörter in die Suchzeile ein: Daddy Kitten.
Ich lese mich quer durchs Netz und vergesse wo ich mich gerade befinde, bin so sehr vertieft und fasziniert von all den Artikeln und Berichten.
Das muss er meinen, als er mich vorhin Kitten genannt hat.
"Auf Wiedersehen Miss Walters.", höre ich eine Stimme, doch ich bin mit meine Kopf viel zu sehr damit beschäftigt zu lesen.
"Auf Wiedersehen Mister Troysen.", quitscht Miss Walters und ich sehe einen Schatten der sich an meinem Schreibtisch vorbei bewegt und sagt: "Auf Wiedersehen Kleiner."
Ich schiele hoch, bin mit den Gedanken noch ganz woanders, als ich leise sage: "Auf Wiedersehen Daddy."
Und dann wird mir bewusst was mir da gerade passiert ist.
Mit großen Augen und zusammengepressten Lippen schaue ich Mister Troysen hinterher und dieser wendet sich beim gehen noch mal um und lächelt mir zu.

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