Kapitel 10

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Mein Herz pocht wie wild, als ich um kurz vor acht an der Konditorei stehe.
Was ist wenn er nicht kommt?
Wenn er mich nur auf den Arm genommen hat und irgendwo aus einem Auto heraus mich beobachtet wie ich hier im Nieselregen stehe und auf ihn warte.
In meinen Ohren habe ich die Headsetkopfhörer, die beim Lieferumfang des Handys mit dabei waren und die Musik dringt leise in meine Ohren. So lange konnte ich das nicht tun.
Meine Aufregung wir immer schlimmer und ich laufe vor dem kleinen Laden auf und ab, lausche der Musik und verfluche innerlich diesen feinen Regen, der langsam durch meine Kleidung dringt.
Neben mir hält ein kleines Auto und ich schaue zu diesem, doch darin sitzen zwei junge Menschen, welche sich gerade mit einem Kuss verabschieden.
Die junge Frau steigt aus und winkt dem Auto hinterher, dann geht sie ihres Weges.

Ich schaue auf die Uhr des Handys und sehe das es kurz nach acht ist. Er hat mich bestimmt nur verarscht.
Dann hält erneut ein Auto und ich schaue es an.
Silber und groß. Die Fensterscheibe der Beifahrersitz wird hinunter gelassen und ich schaue hinein.
Ich ziehe die Kopfhörer aus meinen Ohren und höre: "Komm, steig ein Kleiner."
Ich öffne die Tür des Wagens, stecke die Kopfhörer weg und setze mich auf den Beifahrersitz.
"H-hallo Mister T-Troysen.", äußere ich und lächel den Mann hinter dem Steuer an.
"Warum hast du denn keinen Schirm dabei?", fragt er und schaut auf meine nasse Kleidung.
"Ähm, ich ähm... .", und da ist sie wieder meine schüchterne Art.
"Du musst aus den Sachen raus Kleiner.", unterbricht mich Mister Troysen und fährt los.
"Wo wohnst du?", fragt er und ich schaue ihn aus großen Augen an.

"Ich h-hab noch W-Wechselkeidung im K-Krankenhaus.", antworte ich und Mister Troysen tritt auf die Bremse, schaut mich an und runzelt die Stirn. Auch ich blicke ihn an und höre wie er fragt: "Warum hast du Wechselkeidung im Krankenhaus?"
"I-ich b-bin gern auf a-alles vorbereitet.", meine ich und Mister Troysen fährt weiter, wendet den Wagen und hält wenige Minuten später vor dem Krankenhaus.
"Ich warte hier. Beeile dich.", meint Mister Troysen und ich senke meinen Kopf, sehe meinen Fingern zu wie sie miteinander spielen und könnte mich gerade selbst ohrfeigen. Warum habe ich ihm gesagt ich hätte Wechselkeidung im Krankenhaus, wenn dem doch gar nicht so ist. Doch ich will einfach nicht das dieser Mann hier neben mit im Auto erfährt wo ich wohne.
"Was ist los?", fragt er und ich zucke mit den Schultern.
"Kleiner, was ist los?", fragt Mister Troysen erneut und ich überwinde mich, schaue ihn mit Tränen in den Augen an und antworte: "I-ich habe g-gelogen."
"Du hast keine Kleidung hier, oder?", fragt er weiter und ich nicke nur zaghaft, weiß das ich es jetzt versaut habe und er mich vermutlich aus seinem Auto wirft.
Doch anders als erwartet wendet sich Mister Troysen von mir ab, startet den Wagen wieder und fährt los.
"E-es tut m-mir leid.", sage ich leise und senke meinen Kopf wieder, unterdrücke die Tränen und habe das Gefühl als schnüre mir der Klos in meinem Hals gerade die Luft zum atmen ab.

"Tu das nie wieder.", sagt er eine ganze Weile später, macht eine kurze Pause und spricht dann weiter: "Warum hast du es überhaupt getan? Sag Toby, warum hat du mich angelogen?"
"W-weil ich m-mich schäme.", flüstere ich und presse meine Lippen aufeinander. Ich schaffe es nicht Mister Troysen anzusehen, denn ich will nicht sehen wie enttäuscht er von mir ist.
"Weswegen schämst du dich?", höre ich und ich blicke aus dem Seitenfenster des Autos.
Die Gegend in der wir sind ist soviel anders als die Gegend in der ich wohne.
Jedes Grundstück ist mit Mauern und Zäunen abgegrenzt, riesige Auffahrten sind in dem Licht der Straßelaternen zu erkennen. Ein Haus wirkt größer als das andere.
"Antworte Kleiner.", reißt mich Robin aus meinen Gedanken und ich wende mein Blick von den Villen, die an mir vorüberziehen, ab und schaue ihn an. Dann sage ich: "Mir ist es u-unangenehm ihnen zu z-zeigen wo ich w-wohne, deswegen habe ich g-gelogen."
Er legt eine Hand auf mein Knie und beginnt mit seinem Daumen darüber zu streicheln, als er mir antwortet: "Ach Kleiner, so schlimm kann es nicht sein. Du musst dich vor mir nicht schämen."
"W-wo fahren w-wir eigentlich hin?", frage ich und hoffe so das Thema zu wechseln.
"Zu mir.", antwortet Mister Troysen und meine Augen weiten sich.

Little PrinceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt