Es ist ruhig, es ist so ruhig das ich das Gefühl habe taub zu sein.
Ich schaue mich in dem leeren Konferenzzimmer um und höre noch all die Stimmen der Menschen in meinem Kopf, die hier bis gerade eben noch in dem Raum waren, wie sie reden, diskutieren und gemeinsam lachen.
Gemeinsam lachen ist doch ein gutes Zeichen, oder etwa nicht?
Ich nehme das Tablett, welches ich mir vorher organisiert habe, stelle es auf den großen Tisch und beginne die Tassen und Gläser darauf zu stapeln.Dann fällt mir ein Handy auf, welches einsam und verlassen auf dem Tisch liegt.
Wem es wohl gehört?
Ich nehme es in die Hand und überlege wo ich es am besten deponieren kann.
Ich denke zurück an die Zeit in der ich ebenfalls noch Besitzer eines Handys war. Ich habe es geliebt, denn auf dem Handy war all meine Lieblingsmusik, zu der ich mich so gerne bewegt habe.
Mit Kopfhörer in den Ohren, habe ich die Musik auf volle Lautstärke gedreht und den Rest der Welt ausgeblendet. Für mich gab es in diesem Moment nichts weiter als die Musik und mich.Doch schon kurz nachdem ich bei meinen Eltern rausgeflogen bin, wurde es mir auf der Straße geklaut, Nachts als ich geschlafen habe. Als ich es am nächsten Tag bemerkt habe, brach noch ein Stück meiner Welt zusammen und ich fühlte mich noch mehr allein gelassen als ich eh schon war.
Ich beschließe das Handy vorerst wieder auf den Tisch zu legen und erst einmal weiter aufzuräumen. Vielleicht kommt der Besitzer des Telefons ja nochmal zurück, denn es wird dem Besitzer mit Sicherheit auffallen das es fehlt.
Als alle Gläser und Tassen auf dem Tablett verstaut sind, räume ich die herumliegenden Schreibutensilien wieder in den dafür vorgesehenen Schrank und schaue mich danach noch einmal um ob ich alles erledigt habe.Ich will gerade das Tablett von dem Tisch nehmen als mir das Handy erneut ins Auge fällt, welches plötzlich anfängt zu klingeln. Ich erschrecke leicht und gehe zu dem Telefon sehe auf dem Display Jack ruft an.
Ich atme tief durch, während ich das Handy in meine Hand nehme und dann abhebe. Mit ruhiger Stimme frage ich: "Hallo?"
"Wer ist denn da?", kommt eine Gegenfrage und ich antworte: "Toby Calters. Dieses Telefon wurde liegen gelassen."
"Ach du bist es Toby. Robin hier.", höre ich und ich runzel die Stirn.
"Robin?", frage ich und bekomme prompt die Antwort: "Mister Troysen."
Stimmt vorhin hat ihn jemand Robin genannt, fällt mir wieder ein.
Ich muss schlucken, presse kurz die Lippen aufeinander und meine dann: "Oh E-entschuldigung. Ihr Telefon liegt hier im K-Konferenzzimmer. Sie müssen es v-vergessen h-haben."
Wieso muss ich eigentlich immer stottern wenn ich aufgeregt bin?"Warte dort auf mich, ich bin gleich da.", antwortet die dunkle, samtige Stimme und ich nicke kurz, bis mir einfällt das Robin mich ja nicht sehen kann und sage dann: "O-okay."
Danach lege ich auf und lege das Handy zurück auf den Tisch, damit ich es nicht noch fallen lasse, denn meine Hände zittern leicht, bei dem Gedanken dass dieser gutausehende Mann gleich wieder vor mir stehen wird.
Noch einmal lasse ich meinen Blick durch den großen Raum gleiten, um nochmals zu checken ob ich alles aufgeräumt habe.
Ich setze mich auf den großen Tisch, blicke aus dem Fenster und lasse die Beine abwechselnd baumeln. Dann senke ich meinen Kopf und beobachte meine Beine dabei wie sie sich bewegen. Meine Hände halten sich rechts und links an der Tischkante fest und ich lächel leicht bei der Bewegung die meine Beine machen.
Es ist wieder so ruhig, aber diesesmal ist es angenehm ruhig. Eine gewisse Ruhe durchzieht meinen Körper und ich vergesse wo ich mich gerade befinde, blende alles aus. Nichts scheint gerade wichtiger als meine Beine wie sie abwechselnd vor und zurück schwingen.Dann erschrecke ich leicht, als ich eine paar Fingerspitzen an meinem Rücken spüre wie sie ihn auf und ab fahren.
Meine Beine stoppe ich in ihren Bewegungen, lasse meine Hände dort wo sie sind und neige dann vorsichtig meinen Kopf etwas nach hinten. Mister Troysen steht hinter mir und lächelt mich an.
"Na Kleiner, wo warst du denn gerade mit deinen Gedanken?", fragt er.
Ich lächel ihn kurz an, merke wie ich rot werde und senke dann meinen Kopf, immer noch mit einem Lächeln im Gesicht.
"Weit w-weg.", antworte ich schließlich leise und spüre immer noch die Fingerspitzen auf meinem Rücken, wie sie sich bewegen und mir ein angenehmes Gefühl bescheren.
Ich schließe meine Augen um diese Berührungen noch intensiver wahrzunehmen.
Ich merke wie er mit seinen Fingern den Kragen meines Shirts erreicht und dann meinen Nacken anfängt zu streicheln.Eine Gänsehaut bildet sich unter den Fingerspitzen von Robin, ich neige meinen Kopf etwas zu Seite um ihm mehr meines Halses zur Verfügung zu stellen und dann verlässt ein leiser Seufzer meinen Mund.
Ich reiße meine Augen auf und springe vom Tisch, bleibe vor dem Fenster stehen und presse die Lippen aufeinander.
Oh Mist, schon wieder so eine peinliche Situation. Mister Troysen muss doch nun wirklich denken dass ich sie nicht mehr alle habe."Du weißt gar nicht wie verloren du wirkst Kleiner.", höre ich ihn sagen und ich merke wie sich Tränen in meinen Augen samneln. Bitte nicht jetzt.
Ich spüre die Präsenz des Älteren hinter mir und dann wie er seine Arme um meine zierlichen Hüften legt.
Seine Hände ruhen an meinem Bauch und er drückt mich näher an sich. Ich fühle wie Wärme und das Gefühl von Geborgenheit in mir aufsteigt und auch wenn ich es so gerne verhindert hätte, kann ich es nicht und mache den Tränen Platz.
Seitdem ich nicht mehr zu Hause wohne ist das hier die erste wirklich körperliche Nähe die ich bekomme. Es ist so schön, so sicher hier in seinem Arm.
Ich schlage meine Hände vor mein Gesicht und lasse meinen Gefühlen freien Lauf, weine in meine Hände.
Robin steht hinter mir, hält mich einfach nur fest. Ich drehe mich in seinen Armen um, schaue zu ihm hinauf. Meine Hände liegen über Kreuz auf meinen Schlüsselbeinen, doch ich halte es nicht mehr aus. Ich muss ihn einfach anfassen. Ich blicke immer noch zu ihm hoch und ich verliere mich in seinen braunen Augen mit denen er mich ansieht, als ich meine Hände auf seine Brust lege, mich dann in sein Hemd kralle und mich näher an ihn drücke.Ich lege meinen Kopf zwischen mein Hände, an seine Brust und habe das Gefühl nie wieder aufhören zu können mit dem weinen.
Robin streichelt mir über den Rücken und sagt leise: "Du bist nicht allein auf dieser Welt Kleiner."
Wenn er nur wüßte.
Dann plötzlich hebt er mich hoch und aus Reflex schlinge ich meine Beine um seine Hüften.
Er setzt mich auf dem Tisch ab und steht nun zwischen meinen Beinen, welche wieder von der Tischkante hinunter hängen.
Meine Hände liegen auf meinem Schoß und mein Kopf ist gesenkt. Viel zu unangenehm ist mir die ganze Situation.
Doch dann spüre ich einen Zeigefinger unter meinem Kinn und wie es nach oben gedrückt wird.Unsere Augen treffen sich und Mister Troysen wischt mit dem Daumen seiner anderen Hand meinen Tränen weg, greift in die Hosentasche seines Anzugs und reicht mir danach ein Stofftaschentuch.
Ich nehme es ihm ab und bin ihm dankbar, als ich es benutze um mir die Nase zu putzen. Danach senke ich wieder meinen Kopf.
"Schau nicht immer nach untern, denn dann kannst du die Schönheit der Welt nicht sehen Kleiner.", höre ich ihn sagen, während ich mit dem Taschentuch in meiner Hand spiele. Dieser Satz klingt so schön aus seinem Mund.
Ich presse meine Lippen aufeinander und schaue ihn dann an."Geht es wieder?", fragt Robin und ich nicke nur.
Er streichelt mir über meine rechte Wange, ich öffne meinen Mund einen Spalt breit und ich lehne mich seiner Berührung etwas entgegen.
"Ich muss jetzt los.", meint er und tritt zurück. Ich erhebe mich von dem Tisch und sehe wie er sein Handy von diesem nimmt. Er ist schon an der Tür als ich sage: "I-ihr Taschent-tuch." Mit ausgestrecktem Arm und dem Stofftaschentuch in der Hand stehe ich da, als der dunkelhaarige sich mir zuwendet und sagt: "Behalt es."
Danach wendet er sich um, ich sehe wie er die Klinke hinunter drückt, während ich das Taschentuch in meine Hosentasche stecke und leise sage: "Vielen Dank."
Doch dann lässt Robin nochmal von der Klinke ab, dreht sich erneut zu mir und kommt auf mich zu.
Schnell zieht er mich in seine Arme, drückt mich an sich und flüstert in meine Haare: "Wenn du geweint hast, weil du Angst hast deinen Job zu verlieren, dann kann ich dich beruhigen. Ich verrate dir jetzt schon dass ich die Klinke kaufen werde. Behalten es für dich, bis es offiziell ist. Wenn du aber, wegen was anderem geweint hast, dann lass es mich wissen und ich werde sehen ob ich dir helfen kann Kleiner."
So schnell wie er mich in den Arm genommen hat, löst sich Robin auch wieder von mir und verlässt dann den Raum.
Ich stehe da wie angewurzelt und spüre wie mein Herz wie wild pocht und mein Atem etwas schneller geht.

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Little Prince
General FictionToby Calters, ein achtzehnjähriger, schüchterner, liebevoller Junge arbeitet als Sekretärsgehilfe in einem Krankenhaus. Seine Tage sind lang und hart, doch er ist froh um den Job, denn mit einer abgebrochenen Schullaufbahn, ohne Abschluss ist es nic...