Kapitel 5

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Am Abend liege ich auf meiner Matratze, das Shirt was ich heute im Krankenhaus getragen habe fest in meinem Arm.
Immer wieder rieche ich daran, da es nach dem Parfum von Mister Troysen riecht.
Dieser Geruch lässt die Erinnerung des wärmenden, geborgenen Gefühls wieder aufsteigen, welches ich vorhin hatte als er mich im Arm hielt.
Was für ein Mann.
Die Kerze neben meinem Bett spendet mir etwas Licht und lässt meine Wohnung wärmer wirken.

Erneut rieche ich an dem Shirt und schließe dabei die Augen, sehe das Gesicht von Robin vor mir, wünsche mir er wäre jetzt hier bei mir und würde mich festhalten, mich wärmen und mir Sicherheit geben.
Doch leider wird das nie passieren. Viel zu unterschiedlich sind die Welten in denen wir leben. Viel zu groß ist der Altersunterschied der zwischen uns liegt.
Als ich vorhin, auf der Arbeit, einen Moment Zeit hatte, habe ich Mister Troysen im Internet gesucht und einiges rausgefunden.
So weiß ich das er dreiundvierzig ist und in sechs Tagen seinen vierundvierzigsten Geburtstag hat. Er lebt in der selben Stadt wie ich, doch eine private Adresse habe ich nicht gefunden, lediglich die von dem Hauptsitz der Zentrale, von wo aus er und seine Angestellten all die Krankenhäuser leiten.
Bei einem Artikel haben sie ihn über seine Freizeitaktivitäten ausgefragt und von daher weiß ich dass er sich gerne mit Sport beschäftigt. Unter anderem spielt er gerne Tennis und Basketball, zudem fährt er gerne Motorrad. Bei dem Artikel waren auch mehrerer Fotos dabei und ich konnte nicht widerstehen und habe mir schnell und heimlich eins ausgedruckt.

Ich greife unter mein Kopfkissen und ziehe das Papier hervor. Ich schaue mir das besagte Foto an und streiche mit meinen Fingerspitzen darüber. Es zeigt Robin, oberkörperfrei, mit einem Handtuch auf seiner rechten Schulter, vor einem Laufband. Seine leicht braun gebrannte Haut kommt so gut zur Geltung. Man sieht das er sich fit hält und etwas für seine Gesundheit tut, an den Muskeln die sein Oberkörper aufzuweisen hat. Allerdings war ich überrascht das er Tattoos hat, denn so hätte ich ihn nicht eingeschätzt. Aber der Grund dass er Tattoos hat, macht ihn noch attraktiver. Eins ziert seinen rechten Unterarm, aber ich kann auf dem Foto nicht erkennen was es ist und das zweite zieht sich von seiner linken Brust hinauf zu seiner Schulter und über seinen linken Oberarm. Es besteht aus Linien und Kurven, Schnörkel und Kreisen  und ergibt trotzdem ein Bild. Ich mag es und ich würde es gerne mal berühren wollen.
Ich schaue das Foto noch eine Weile an und träume vor mich hin, wie es wohl wäre wenn er mich nochmal am Nacken streichelt und auch über meinen Rücken, dann wenn ich keine Oberbekleidung mehr anhabe.
Ich schüttle leicht meinen Kopf, denn ich weiß es wird nie passieren. So ein Mann ist nie im Leben schwul. Er hat Zuhause bestimmt eine hübsche Frau sitzen, die er nach allen Regeln der Kunst verwöhnt und dazu kommen noch Kinder, so zwei oder drei die mit Sicherheit überaus gebildet sind und auf irgendwelche Privatschulen gehen, teure Hobbys haben und total arrogant sind.

Ich seufze einmal, lege das Foto wieder unter mein Kopfkissen, puste die Kerze aus und kuschel mich unter meine Bettdecke.
Ach wenn Robin doch bloß hier wäre um mich zu wärmen, wünsche ich mir und driften langsam in einen Schlaf.

Ich sitze mit den Beinen baumelnd auf dem Tisch des Konferenzzimmers schaue aus dem Fenster und dann wieder auf meine Beine, blende alles aus, bis ich eine Hand auf meinem Rücken spüre.
Ich wende meinen Kopf etwas nach hinten und lächel den Mann hinter mir an.
"Na Kleiner wo warst du denn gerade?", fragt mich Robin und ich schaue wieder nach vorne, genieße die Finger die über meinen Rücken gleiten und antworte: "Bei ihnen."
Die Hand auf meinem Rücken löst sich und Mister Troysen tritt vor mich, spreizt meine Beine etwas und stellt sich dazwischen.
Er legt seine Hände auf meinen Hüften ab, streicht mit seinen Fingern meine Seiten rauf und runter und wiederholt leise: "Bei mir? Was genau hast du denn gedacht?"

Little PrinceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt