Kapitel 35

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"Hast du gesehen wie die Verkäuferin uns angeschaut hat?", lacht Riley als wir das Dessousgeschäft wieder verlassen haben.
"Allerdings. Die sah aus.", antworte ich ebenso lachend wie Riley.
"Sie hätte aber wirklich ihr Gesicht etwas besser unter Kontrolle haben können. Die Augen waren ja so groß wie Teller und die Kinnlade soweit runter geklappt, dass ich Angst hatte sie fällt da drüber.", meint Riley und lacht immer noch.
"Hey ist das jetzt der nächste der dich aushalten soll?", höre ich eine Stimme, mir vergeht das Lachen und ich fahre herum.
"Ben.", sage ich nur und auch Riley dreht sich um.
"Wer ist das?", fragt Riley und ich will gerade antworten, da spricht Ben aber schon: "Ich hab ihn erst am Wochenende mit jemand anderem gesehen. Lässt er sich auch von dir ficken damit du ihn aushälst?"
Bens Blick ruht auf Riley und auch ich schaue den Mann neben mir an und warte ab, denn ich weiß, wenn ich jetzt etwas sagen würde, würde ich wieder stottern und das will ich nicht. Tief in mir drin weiß ich wie schwach Ben eigentlich ist, denn das konnte ich sehen als Robin sich ihn vorgenommen hat, aber mich zu wehren fällt mir schwer.
Riley bleibt ganz cool, legt seinen Arm um meine Schulter und grinst Ben an, wendet sich kurz zu mir und fragt: "Ist das der den Robin am Samstag vor dem Juwelier zurecht gewiesen hat?"
Ich nicke Riley nur an und dieser blickt dann zu Ben und meint: "Du solltest gehen."
"Tz ich denk nicht dran. Na komm du Hure, sag schon lässt du dich auch von ihm ficken?", entgegnet Ben und ich beiße mir auf die Unterlippe, weiß nicht was ich sagen soll, da klingelt mein Handy.
Ich ziehe es aus meiner Hosentasche und sehe das Robin anruft.
Was für ein Timing.
Ich hebe ab und sage: "Hallo. Ben steht vor mir und macht mich und Riley an."
"Gib ihn mir.", knurrt Robin ins Telefon und ich reiche Ben mit leich zittriger Hand das Telefon und sage: "Für dich."
Puh geschafft, ohne zu stottern.
Ben nimmt mir tatsächlich das Telefon ab, legt es ans Ohr, während Riley und ich ihn beobachten.
Zu gern würde ich hören was Robin zu Ben sagt, aber dem Gesicht von Ben zu urteilen ist es nicht sehr erfreulich.
Bens Augen verändern sich von diesem spöttischen Blick zu einem etwas ängstlichen. Seine Lippen sind aufeinander gepresst und ich sehe das er seinen Kiefer anspannt.
Dann endlich antwortet Ben auf das, was Robin auch immer gesagt hat : "Ja Mister Troysen. Ist in Ordnung Sir. Tschüß."
Ben reicht mir das Telefon und meint dann weiter: "Er will dich noch mal sprechen."
Ich nehme ihm mein Handy ab und lege es ans Ohr, während Ben sich umdreht und geht.
"Geht er?", höre ich Robin fragen und ich antworte: "Ja. Was hast du gesagt?"
"Das ist nicht so wichtig Kleiner, Hauptsache er läßt dich und Riley in Ruhe. Wo steckt ihr denn gerade?", meint Robin und ich sage: "Wir wollten gerade zum Parkhaus."
"Warte davor auf mich, ich hole dich ab. Ich hab jetzt Feierabendind dann können wir ja mal schauen wo wir was essen gehen.", höre ich Robins Stimme und antworte: "Alles klar."
"Ich freue mich auch auf dich Kleiner. Bis gleich.", meint er und ich muss lächeln, bevor ich weiter rede: "Ja bis gleich. Ich freue mich auch auf dich." Dann lege ich auf und wende mich zu Riley, bevor ich sage: "Robin holt mich am Parkhaus ab."
"Okay. Was hat Robin denn zu diesem Ben gesagt?", antwortet Riley und läuft los Richtung Parkhaus.
"Das hat er mir auch nicht verraten. Er sagte nur das es die Hauptsache ist das Ben uns jetzt in Ruhe lässt.", meine ich und laufe neben Riley her.
"Wir sollten das öfter machen. Es ist schön nicht mehr alleine durch die Geschäfte ziehen zu müssen.", sagt Riley und schaut mich während des Gehens an.
"Von mir aus gerne.", antworte ich nur und gemeinsam legen wir den Weg zum Parkhaus zurück.

Dort angekommen verabschieden Riley und ich uns voneinander und ich halte Ausschau nach dem Wagen von Robin. Heute ist es ein rotes mittelgroßes Auto, mit welchem er unterwegs ist.
Ein hupen ertönt und ich blicke in die Richtung aus der es kam, sehe das dort der Wagen von Robin steht. Ich gehe zu diesem hin, stelle meine Einkäufe in den Kofferraum und setze mich dann auf den Beifahrersitz.
"Hallo Kleiner.", begrüßt mich der Dunkelhaarige und ich lächel ihn an, bevor ich antworte: "Hi Daddy."
Dann lehne ich mich zu ihm rüber, während Robin mir entgegenkommt.
Als sich unsere Lippen für einen kurzen Moment berühren ist es fast so als würde ich nach hause kommen.
Wie geht dass, das man sich binnen acht Tagen emotional so stark an jemanden binden kann, wie ich es tue? Wie geht das? Die Angst diesen Menschen hier neben mir zu verlieren macht mich fertig.
"So, worauf hast du Hunger?", fragt Robin und ich antworte prompt: "Italienisch wäre toll."
"Oh ich kenne da einen wirklich guten Italiener, warte ich ruf mal an und frage ob sie noch einen Tisch für uns haben." Mit diesem Satz wählt Robin die Telefonnummer des Restaurants und wenige Sekunden später höre ich über die Freisprecheinrichtung das Telefonat mit.
Anfangs scheint es tatsächlich keinen Tisch mehr zu geben, doch als Robin sich verbinden lässt und mit dem Geschäftsführer spricht ist alles kein Problem mehr.
Als Robin aufgelegt hat, schaue ich ihn an und frage: 'Wie machst du das eigentlich? Wie machst du das, dass du du immer alles bekommst was du willst?"
Robin lacht kurz auf und antwortet dann: "Das mein Kleiner hat eine ganze Weile gedauert und jetzt liegt es an dem Ansehen welches ich in der Gesellschaft habe. Man sagt ja immer Geld allein macht nicht glücklich, aber glaub mir wenn ich dir sage das es ungemein hilft."
"Kann ich dich was fragen?", entgegne ich ihm und sehe das Robin losfährt.
"Alles, also was willst du wissen?", antwortet er und ich meine: "Wie und wann hat das alles angefangen mit den Krankenhäusern?"
"Ich hatte ein wenig Glück im Leben," beginnt Robin und lenkt das Auto durch die Straßen der Stadt, während er weiter erzählt: "Ich habe mit zwanzig mir einen einzigen Lottoschein geholt, ihn gespielt und tatsächlich einen Sechser mit Zusatzzahl gehabt. Ich überlegte lange was ich mit dem vielen Geld machen wollte und stieß dann durch Zufall auf ein Krankenhaus das Insolvenz anmelden wollte. Ich investierte einen Teile, legt den Rest des Geldes gut an und dann nahm alles seine Lauf."
"Da hast du aber wirklich Glück gehabt. Und was ist mit deiner Familie?", frage ich und Robin blickt mich kurz an, da wir ein einer roten Ampel stehen, dann antwortet er: "Meine Eltern sind bei einem Autounfall gestorben da war ich einundzwanzig. Mein älterer Bruder ist ein komplett anderer Mensch als ich und wollte sich auf dem Geld,  welches ich im Lotto gewonnen habe, ausruhen. Als unsere Eltern dann verstorben sind habe ich den Kontakt zu ihm abgebrochen, nicht nur wegen dem Geld sondern weil er angefangen hat einen Weg in seinem Leben einzuschlagen den ich nicht miterleben wollte."
"Das mit deinen Eltern tut mir leid, doch eine Frage habe ich noch. Was für einen Weg hat dein Bruder denn eingeschlagen?", bohre ich nach und Robin antwortet: "Naja er kaufte sich ein Haus, da ich ihm natürlich etwas von meinem Gewinn geschenkt hatte, begann dann exzessive Partys zu feiern, mit Alkohol, Drogen und ziemlich viel Sex, also im Gangbang Stil. Die Partys wurden länger, lauter, teurer und immer mehr. Er schoss sich fast täglich ab und als er meine Hilfe nicht annehmen wollte, habe ich beschlossen mich von ihm abzuwenden. Ich weiß nicht wie es ihm geht oder was er macht. Das Letzte was ich von David mitbekommen habe ist dass er das Haus damals via Zwangsversteigerung verloren hat. Doch um ehrlich zu sein will ich mich nicht damit beschäftigen. Jeder Mensch ist selbst verantwortlich für das Leben was er leben will und wenn er meint dass das der richtige Weg ist, dann soll er es machen, aber mich damit in Ruhe lassen."

"Aber vermisst du ihn nicht manchmal?", frag ich und Robin nickt kurz bevor er zu sprechen beginnt: "Manchmal schon, aber wie eben schon gesagt ich will nicht für David verantwortlich sein."
Ich sehe das Robin das Auto auf einem Parkplatz abstellt und sich dann mir zuwendet, seine Hand auf mein Knie legt und dann meint: "So mein Kleiner, da sind wir. Ich hoffe das Essen wird dir genau so gut schmecken wie mir."
Ich schaue ihn an und gebe ihm einen kurzen Kuss, bevor ich antworte: "Bestimmt Daddy."
Und mit diesen Worten steigen wir aus dem Auto aus und betreten Händchen haltend das italienische Restaurant.

Little PrinceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt