Kapitel 29

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"Wir lange seit ihr schon zusammen, du und Mister Troysen?", fragt Sarina als wir gerade den Teig in ein Springform geben.
"Wir kennen uns jetzt eine Woche.", antworte ich ihr und stelle die gefüllte Springform in den Backofen.
"Fünfundvierzig Minuten braucht der Biskuit jetzt.", meint Sarina, stellt die Uhr am Ofen und wendet sich mir zu, bevor sie weiter spricht: "Eine Woche ist aber noch nicht lang und dann gleich hier eingezogen."
"Ja, wir wissen halt das wir zueinander gehören.", antworte ich und räume die schmutzigen Sachen in die Spülmaschiene.
"Wie alt bist du Toby?", fragt sie weiter und beginnt damit die Cremefüllung zuzubereiten.
"Achtzehn und jetzt sag mir bitte nicht ich bin zu jung für ihn, das hatte ich in den letzten zwei Tagen ziemlich häufig.", entgegne ich ihr und beginne einen zweiten Teig zuzubereiten.
"Das wollte ich gar nicht sagen Toby. Ich wollte es lediglich wissen.", sagt Sarina und wirft dann den Mixer an.
"Wie alt bist du und wie lange arbeitest du schon für Robin?", frage ich, während auch ich warten muss bis der Zucker und die Eier aufgeschlagen sind.
"Ich bin vierundreißig und arbeite jetzt seit etwa zehn Jahren für ihn. Ich bin nur hier in der Küche, gehe einkaufen, backe und koche gelegentlich. Richte eben Festtage, wie eben seinen Geburtstag, aus."
"Und hat er noch andere Leute hier im Haus die für ihn arbeiten?", frage ich da ich nicht vor habe erneut von jemandem überrascht zu werden.
"Zwei mal die Woche, dienstags und freitags, kommen David und Kyle vorbei und reinigen das Haus. Mittwochs kommt Xander und kümmert sich zusammen mit seinem Sohn Justin um das Anwesen. Ja und ich, ich komme eigentlich täglich, meistens aber erst mittags, da Mister Troysen nur an seinen freien Tagen frühstückt. Ich koche dann meist etwas dass er sich aufwärmen kann, wenn er von der Arbeit kommt. Aber oft finde ich es unangerührt am nächsten Tag im Kühlschrank vor, weil er doch meist essen geht. Ganz ehrlich verstehe ich nicht so ganz warum er mich kochen lässt, wenn er es zu neunzig Prozent eh nicht isst. Aber gut mir soll es eigentlich egal sein, ich bin froh für den Job hier, auch wenn Mister Troysen nicht immer einfach ist."
"Wie meinst du das mit dem nicht einfach sein?", frage ich interessiert weiter und schaue in den Ofen. Der Biskuit ist gut hochgekommen. Dann beginne ich die restlichen Zutaten für den zweiten Teig abzuwiegen.
"Mister Troysen ist manchmal ziemlich launisch. Ich hasse es an seinem Geburtstag hier zu sein, denn er mag ihn wirklich nicht. Er ist den ganzen Tag mies drauf, lächelt nicht und dieses Kaffee trinken was heute Nachmittag stattfindet ist für ihn eine Qual. Ich hab ihn mal dabei beobachtet. In den zehn Jahren die ich jetzt hier bin, kommen seit sechs Jahren immer die gleichen Leuten. Seine Eltern sind vor langer Zeit schon gestorben, aber ich weiß nicht genau warum und ich glaube er hat auch noch einen älteren Bruder, mit dem er sich aber gestritten haben soll. Naja egal, jedenfalls kommt immer sein bester Freund Paul mit seinem Mann Riley, Christina und Frank mit ihrer Tochter Lauren, Bonnie und Hanna. Die sieben versuchen es Mister Troysen jedesmal irgednwie schön zu machen, doch gelingt es ihnen von Jahr zu Jahr weniger."
"Woher kenne die sich alle?", frage ich und bin froh ein paar Informationen zu bekommen.
"Mister Troysen, Paul, Christina und Bonnie kennen sich, soweit ich weiß noch aus der Schule, und wie Hanna da rein gehört weiß ich auch nicht so genau.", antwortet Sarina und stellt die Creme in den Kühlschrank, wendet sich mir wieder zu und meint: "Vielleicht wird es ja heute anders werden, er hat ja dich."
"Ich habe es vor. Wie war das denn mit seinem letzten Lebensgefährten?", frage ich.
"Ähm.", sagt Sarina nur und dreht sich dann weg, da der Ofen piept und der Biskuit fertig ist.
Genua rechtzeitig denn den zweiten fülle ich gerade in die Springform ein.

Als dieser im Ofen ist, schaue ich Sarina an und warte auf eine Antwort, doch als diese nicht kommt, frage ich erneut: "Wie war das mit seinem letzten Lebensgefährten?"
"So lange wie ich Mister Troysen kenne hatte er nie etwas festes.", antwortet sie kurz und runzel die Stirn, bevor ich sage: "Wie jetzt?"
"Frag ihn das selbst, okay!?", entgeht sie mir und wendet sich mir zu. Ihr Blick ist anders als zuvor und ich kann ihn nicht deuten. Ich will gerade erneut ansetzen um etwas zu fragen, doch Sarina spricht weiter: "Du kannst jetzt erstmal gehen. Der Boden muss jetzt erstmal auskühlen und der andere backt noch. Ich denke in einer Stunde können wir weiter machen."
"Okay.", sage ich nur leise und verlasse mit gemischten Gefühlen die Küche.
Warum hat Sarina so komisch auf meine Frage reagiert?
In Gedanken gehe ich in den Keller, hoffe Robin dort vorzufinden, doch im Fitnessraum ist er nicht. Aber er sagte ja dass er auch noch etwas in seinem Büro machen wollte, ausgerechnet heute an seinem Geburtstag.
Kurzerhand beschließe ich in das Büro zu gehen, klopfe nicht an und betrete den großen Raum.
Robin sitzt am Schreibtisch und hat das Telefon am Ohr. Sein Blick ist gesenkt und er scheint auf irgendwelchen Papiere zu schauen.
"Nein es ist nicht in Ordnung das ein Gast von ihnen bei einer Anwendung sexuell belästigt wird.", höre ich und weiß sofort das er mit dem Four Seasons telefoniert.
"Ich möchte lediglich den Namen wissen. Ich weiß das eine gewisse Sally die Situation mitbekommen hat.", spricht Robin weiter und dreht mir in seinem Stuhl sitzend den Rücken zu.
Immer noch hat er mich nicht gesehen und ich höre weiter zu: "Ja hallo, sie sind Sally?"
Eine kurze Pause entsteht bis Robin weiter spricht: "Sie müssen sich nicht entschuldigen, sie trifft keine Schuld. Ich will lediglich den Namen der Person wissen die Mister Calters... ."
Weiter spricht er nicht und das nächste was er sagt ist: "Jason Wheeler. Danke Sally, stellen sie mich bitte zu dem Direktor des Hotels durch."
Oh Gott, jetzt hat er den Namen und Jasons Namen zu hören bereitet mir eine unangenehme Gänsehaut. Ich muss Robin vielleicht doch sagen das ich Jason aus dem Krankenhaus kenne, aber wie soll ich das anstellen ohne zugeben zu müssen das ich ihn deswegen vorab angelogen habe.
"Mister Addison, ich würde ihnen raten Mister Jason Wheeler zu entlassen, er war es der Mister Calters sexuell belästigt hat. Ebenso bin ich nicht bereit die vollen Kosten des Hotelaufenthaltes zu übernehmen.", sagt Robin und obwohl ich ihn nicht sehen kann, höre ich doch an seiner Stimme das er sauer ist.
"Gut. Das will ich hoffen. Schönen Tag noch.", meint Robin, dann herrscht einen Moment schweigen und ich will gerade anfangen was zu sagen da höre ich erneut seine Stimme: "Schönen guten Tag Misses Smith. Mister Calters hat bei ihnen eine Wohnung gemietet, diese möchte er gerne kündigen."
Oh je, er macht aber echt Nägel mit Köpfen.
"Ja das lässt er ihnen noch schriftlich zu kommen." Eine kurze Pause entsteht, dann sagt Robin: "Wie bitte, renovieren? Dieses Rattenloch, niemals im Leben hat Mister Calters diese Wohnung renoviert übernommen. Sie denken auch, nur weil er so jung ist, können sie ihn über den Tisch ziehen."
Robin hat recht, die Wohnung war nicht renoviert als ich sie bezogen habe.
"Nein Misses Smith. Mister Calters bezahlt ihnen die drei Monatsmieten die noch bis zur Wirksamkeit der Kündigung ausstehen aber für die Renovierung wird er nicht aufkommen."
Wieder entsteht eine kurze Pause bis ich erneut Robins Stimme höre: "Von mir aus, sprechen Sie mit ihrem Anwalt. Ich habe da auch ein paar. Bis dann."
Robin dreht sich in dem Stuhl, schmeißt das schnurlose Telefon auf den Tisch und steht von dem Stuhl auf. Immer noch hat er mich nicht gesehen, als er seine Hände auf seinem Schreibtisch abstützt, seinen Kopf gesenkt hält und vor sich hin murmelt: "Diese inkompetenten Menschen machen mich irgendwann noch mal krank. Was denken die sich eigentlich?"
"D-Daddy?", sage ich leise und sein Kopf schnellt nach oben.
"Was machst du hier?", sagt er harsch und ich weiche einen Schritt zurück.
"Ich habe dir gesagt das ich im Büro ungestört sein will.", fährt er fort und ich schaue ihn aus großen Augen an.
"Ich-ich, ähm... .", stamme, ich und kann keinen klaren Gedanken fassen.
"Komm her.", sagt Robin und seine Stimme klingt sauer.
Langsam gehe ich auf ihn zu und sehe das er sich auf seinen Stuhl setzt. Vor diesem bleibe ich stehen und schaue ihn an, mein Herz schlägt etwas schneller und ich bin nervös.
"D-Daddy i-ich wollte nicht stören. E-es tut mir l-leid. Ich h-hab vergessen das i-ich hier nicht rein d-darf.", stottere ich.
Robin steht von seinem Stuhl wieder auf, legt seine Hände an meine Hüfte, schaut mich verärgert an und sagt: "Dann mach es wieder gut. Zeig mir jetzt das es dir leid tut."
Ich schaue zu ihm hinauf, direkt in seine braunen Augen und spüre immer noch das schnelle schlagen meines Herzens.
Wie soll ich ihm denn das jetzt zeigen?

Little PrinceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt