Im Fahrstuhl angekommen drücke ich den Knopf der richtigen Etage und höre wie Mister Troysen sagt: "Warum weißt du von dem Meeting aber die Stationsärztin nicht?"
Ich schaue ihn aus großen blauen Augen an, auch wenn es mir wahnsinnig schwer fällt, denn ich spüre erneut das ich rot werde, kaue auf meiner Unterlippe und weiß nicht was ich sagen soll. Also schon, aber es will einfach nicht über meine Lippen.Der dunkelhaarige streckt seine Hand nach mir aus, legt seinen Daumen auf mein Kinn und den Rest der Hand auf meinen Kieferknochen. Mein Herz beginnt wie wild zu schlagen und dabei weiß ich noch nicht mal warum. Mit seinem Daumen bewegt er mein Kinn etwas hinunter, so dass sich meine Unterlippe zwischen meinen Zähnen löst. Seine Augen ruhen auf meinen und er sagt: "Lass das."
Dann nimmt er die Hand wieder weg und ich senke erneut meinen Kopf.
"Du schuldest mir eine Antwort Toby.", höre ich Mister Troysen sagen und ich beginne mit meinen Fingern zu spielen.
Wann kommt dieser Fahrstuhl denn endlich an?"Schau mich an und gib mir eine Antwort Kleiner.", meint er und greift mich sanft am Handgelenk.
Was ist das nur was er mit mir macht?
Ich meine wie lange kenne wir uns, fünf oder zehn Minuten.
Ich will gerade antworten, da befreit mich das öffnen der Fahrstuhltüren aus der Situation.
Ich entziehe Mister Troysen mein Handgelenk und gehe aus dem Fahrstuhl. Dicht hinter mir der Mann der vielleicht meine berufliche Zukunft in der Hand hat.
Mein Blick huscht auf die Uhr an der Wand. Wir sind fünf Minuten zu spät und noch nicht mal am Konferenzzimmer angekommen.
Ich will gerade den Gang entlang laufen, da spüre ich erneut eine Hand an meinem Handgelenk."Bleib stehen. Das Meeting wird nicht ohne mich anfangen.", meint Mister Troysen und ich wende mich ihm zu, schaffe es ihm ins Gesicht zu schauen und sehe das er lächelt.
"Sag mir warum du über das Meeting Bescheid weißt aber die Stationsärztin nicht.", fragt der Herr vor mir erneut.
Ich atme tief durch und sage dann: "Ich bin der A-Assistent der Chefsekretärin und nur sie, die K-Klinikleitung und ich w-wissen was heute auf dem Spiel steht."
"Aha.", meint er nur und nickt leicht. Ich senke meinen Blick und sehe seine Hand an meinem Handgelenk und ich habe das Gefühl das von dieser Berührung ganz viel Wärme in meinen Körper strömt."Lass uns gehen Toby.", meint Mister Troysen dann und löst seinen Griff. Ich gehe neben ihm her und höre einen Moment später: "Gefällt dir dein Job?"
Abrupt bleibe ich stehen und Mister Troysen merkt erst zwei Schritte später dass er sich allein fortbewegt, bis er stehen bleibt und sich mir zuwendet.
"Was ist los Kleiner?", fragt er und kommt wieder auf mich zu.
Als er mir gegenüber steht platzt alles aus mir heraus. Die Angst übermannt mich und ich sage zwar viel zu schnell aber verständlich: "Ich liebe meinen Job hier. Das Krankenhaus ist toll und ich würde nie mehr woanders arbeiten wollen. Bitte helfen sie uns, bitte. Mister Troysen bitte kaufen Sie das Krankenhaus und retten sie uns, bitte."
Schon beim aussprechen des letzten Wortes merke ich wie ich erneut rot werde, wie ich beginne mich zu schämen, wie ich wieder meinen Blick senke und mit meinen Fingern spiele. Das war einfach nur dumm und kindisch.
So wird das nie was. Bestimmt denkt Mister Troysen jetzt ich bin minderbemittelt und wird von dem Kauf absehen, oder aber, wenn ihn das Konzept überzeugt, investiert er zwar, kündigt mich dann aber.
Ich hab es wohl versaut."Ich kann das jetzt noch nicht entscheiden. Lass uns zum Meeting gehen und danach sehe ich weiter.", höre ich ihn sagen und spüre dabei wie er einen Zeigefinger unter meinem Kinn positioniert und meinen Kopf anhebt. Ich blicke ihn an, mitten in seine Augen und stelle erst jetzt fest das sie braun sind und Wärme ausstrahlen.
Sein Zeigefinger liegt immer noch unter meinem Kinn und beide schweigen wir.
Ich habe etwas bedenken dass dieser Mann hier vor mir mein Herz schlagen hört, weil es ziemlich doll gegen meine Brust hämmert.Meine Füße sind über kreuzt, meine Finger spielen miteinander und ich blicke diesen schönen Mann in seinem Anzug an, während er seinen Zeigefinger immer noch unter meinem Kinn liegen hat. Er ist gut einen Kopf größer als ich, aber das ist bei meiner Körpergröße von einmetersiebenundsechzig auch nicht schwer.
Immer noch stehen wir genau so da, dann räuspert er sich, entfernt seinen Finger von mir und sagt: "Jetzt aber los."
Ich nicke nur leicht und bringe Mister Troysen dann zum Konferenzzimmer zwei.Dort angekommen klopfe ich an, eine viertel Stunde zu spät und öffne dann die Tür. Alle Blicke liegen auf mir, als ich den Raum betrete und sage: "Ich habe Mister Troysen gleich mitgebracht."
Nun betritt er hinter mir den Raum und ich schließe die Tür.
Mister Troysen setzt sich auf den letzten freien Lederstuhl und ich schaue kurz in die Runde, höre wie einer der fremden Menschen mit Mister Troysen spricht: "Mensch Robin, wo warst du denn?"
"Nicht so wichtig. Jetzt bin ich ja da.", antwortet dieser nur.Ich eile zu Misses Jackson vor, welche mir dann die Fernbedienung für den Beamer in die Hand drückt und dann beginnt zu reden: "Meine verehrten Damen und Herren. Vielen Dank das sie alle erschienen sind. Leider ist der Grund jetzt nicht der beste aber ich hoffe das sie uns helfen können."
Ich blicke erneut durch die Runde und bleibe mit meinen Augen bei Mister Troysen hängen.
Er ist ganz und gar nicht so wie ich es gestern erst in mein Tagebuch geschrieben habe. Er scheint weder arrogant noch aufgeblasen zu sein und ein alter Sack ist er schon gar nicht. Jedenfalls nicht in meinen Augen. Er hat kurze braune Haare und wie mir ja vorhin aufgefallen ist auch braune Augen. Seine Haut ist gebräunt und ich vermute das liegt an dem Sonnenstudio, welches er besucht. Er sieht absolut gepflegt aus in seinem dunkelblauen Anzug, dem weißen Hemd und der dazu passenden Krawatte.
Scheiße, okay der Mann ist absolut heiß.Plötzlich merke ich dass auch Robin mich anschaut und ich senke sofort meinen Kopf, will jetzt sofort am liebsten im Erdboden versinken. Oh mein Gott wie peinlich. Was denkt er denn jetzt bloß von mir.
"Toby die erste Grafik.", sagt Misses Jackson und ich betätige die Fernbedienung und meine Chefin beginnt damit das Krankenhaus und unser Konzept vorzustellen.
Ich bete innerlich, schalte den Beamer weiter wenn es nötig ist und hoffe einfach nur das alles gut wird.

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Little Prince
General FictionToby Calters, ein achtzehnjähriger, schüchterner, liebevoller Junge arbeitet als Sekretärsgehilfe in einem Krankenhaus. Seine Tage sind lang und hart, doch er ist froh um den Job, denn mit einer abgebrochenen Schullaufbahn, ohne Abschluss ist es nic...