Kapitel 13

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Die Sonne scheint durch das Schlafzimmerfenster als ich meine Augen öffne. Ich bin allein. Wo ist er?
Wo ist Toby?
Von Anfang an wollte ich mehr von ihm wissen. Wie er dort im Krankenhaus vor mir kniete, mit schnellen Händen versuchte die Akten neu zu sortieren und aufzuheben, ließ in mir dieses Gefühl aufkommen ihn beschützen zu müssen. Doch ich muss es vorsichtig angehen lassen. Als mir im Fahrstuhl das Wort Kitten rausrutschte und er vor mir stand, zu mir hoch blickte und mich fragte was das denn sei, war ich von seiner Unschuld fasziniert.
Doch ihn schien es nicht los gelassen zu haben und er muss es im Internet nachgeschaut haben, denn sonst hätte er mich wohl kaum mit dem Wort 'Daddy' verabschiedet. Dabei war er völlig in Gedanken und ich konnte gar nicht anders als mich noch mal zu ihm unzudrehen und ihm zulächeln. Dieser Augenblick, wie er mir hinterher gesehen hat mit zusammengepressten Lippen und diesen großen blauen Augen, genau der Moment war es wo ich wusste ich will ihn für mich.

Toby ist so süß, schafft es keinen Satz zu sagen ohne das er stottert und ich sehe ihm an das es an der Unsicherheit liegt die ich ihm vermittle. Gestern bei dem Kuss auf dem Sofa habe ich gemerkt das er noch nicht so viele Menschen geküsst haben kann, aber das zeigt mir noch mehr das er das ist was ich schon so lange suche. Diese Unerfahrenheit gibt mir die Sicherheit das er nichts leichtfertig macht, sich nicht jedem hingibt.
Als ich gestern Abend in meinem Bett lag wünschte ich mir er würde zu mir kommen, hier in mein Bett, denn ich wollte ihn nicht verschrecken, bot ihm deshalb das Gästezimmer an. Meine Wünsche wurden erhört als Toby mitten in der Nacht in meinen Schlafzimmer stand, mit dem Teddybär in seinem Arm. Er stand an meiner Tür so schüchtern und wirkte so unsicher und klein so verlassen und einfach unschuldig. Seine blonden Haare waren zerzaust und seine blauen Augen suchten mich.
Die Worte 'K-Kuscheln Daddy' und 'D-du gehst n-nicht weg' hallen immer noch in meinen Ohren und jagen mir eine leichten Schauer über den Rücken.
Doch wo ist Toby jetzt?

Ich stehe auf, gehe in mein anliegendes Badezimmer und führe meine Morgenroutine durch, gehe zurück ins Schlafzimmer und ziehe mir eine frische Boxershorts und eine Jogginghose an. Mit freiem Oberkörper verlasse ich mein Schlafzimmer, blicke dabei noch mal kurz zum Nachttisch und stelle fest das Tobys Handy nicht mehr da ist.
"Toby.", rufe ich, doch bekomme keine Antwort.
Ich schaue im Gästezimmer nach, doch auch hier ist er nicht.
Auch in dem großen Badezimmer im Obergeschoss ist niemand. Ich öffne die letzte Tür hier oben, welche in mein Büro führt und schaue hinein. Auch dieser Raum ist leer.
Ich verlasse das Obergeschoss, laufe ins Bad in welchem Toby gestern geduscht hat, doch bis auf seine Kleidung ist er auch nicht hier. Aber er muss hier sein, denn seine Kleidung hängt über der Heizung.
"Toby.", rufe ich erneut, doch auch jetzt bekomme ich keine Antwort.

Ich suche in der Küche, im Wohnzimmer und im Esszimmer, doch nirgends ist der Blonde. Selbst im Garten schaue ich nach, doch auch hier ist er nicht.
Also bleibt nur noch der Keller. Ich laufe also die Treppe hinunter und da höre ich sie, die laute Musik die aus meinem Fitnessraum dringt.
Es ist ein langsamer Song den ich vernehme als ich der Tür zu dem Raum immer näher komme. Dann endet das Lied und es beginnt ein neues, doch and der Stimme der Sängerin höre ich dass es der gleiche Song ist der auch vorher lief. Der Inhalt des Textes ist schwer.
Vorsichtig öffne ich die Tür, trete ein und traue meinen Augen nicht.
Toby steht mitten in diesem Raum, zwischen den ganzen Fitnessgeräten und bewegt sich ruhig zu dem langsamen Song.
Der Refrain fängt an und in meinem Kopf übersetzt ich die gesungen Zeilen: Würdest du das Steuer übernehmen, falls ich die Kontrolle verliere?
Wenn ich hier liege, wirst du mich nach hause bringen? Könntest du dich um eine gebrochene Seele kümmern? Wirst du mich jetzt festhalten? Wirst du mich nachhause bringen?

Der zierliche Junge in meinem Fitnessraum hat mich noch nicht wahrgenommen, steht immer noch mit dem Rücken zu mir und bewegt sich zu der Musik. Und all die Fragen, welche die Sängerin im Refrain ihres Song singt, würde sie Toby mir stellen, würde ich sie alle mit Ja beantworten. Doch ich würde ihn nicht zu sich nach hause bringen wollen, vielmehr würde ich ihn nicht mehr gehen lassen wollen. Ich würde ihn so gerne hier bei mir behalten, hier in meiner Villa und das obwohl ich noch nicht viel über ihn weiß.
Ich sitze mittlerweile auf der Hantelbank und beobachte den Jungen wie er in seiner Boxershorts und meinem T-Shirt tanzt. Dann endet der Song erneut ich räusper mich, bevor ich frage: "Wer sing das und wie heißt dieser Song?"
Toby fährt herum, seine Wangen färben sich augenblicklich rot und er beißt sich auf die Unterlippe. Schnell macht er die Musik leiser die erneut, mit dem selben Song eingesetzt hat.
"W-wie lange b-bist du schon d-da?", fragt er nach einem kurzen Augenblick und ich stehe von der Hantelbank auf.
Ich gehe auf ihn zu und sage dabei: "Du beantwortest erst meine Frage und dann beantworte ich deine."
"Ähm, Jess Glynne mit Take me home.", antwortet Toby und schaut mich immer noch mit roten Wangen an.
Ich stehe mittlerweile direkt vor ihm, lege meine Hände auf seine Hüften und sage: "Schönes Lied. Ich bin hier seitdem es vorhin angefangen hat. Tanzt du gerne?"
Toby legt seine Hände auf meine nackte Brust, fährt mit seinen rechten Fingern die Striche meines Tattoos nach als er nickt.
"Willst du mir etwas vortanzen?", frage ich weiter und Tobys Blick schnellt nach oben und mit großen Augen schüttelt er den Kopf.
"Schade, es hätte mich gefreut.", sage ich und Toby senkt seinen Kopf und antwortet leise: "Nicht heute, aber vielleicht ja irgendwann mal."

"Ich nehm dich beim Wort.", meine ich, nachdem ich mit meinem Zeigefinger seinen Kopf angehoben habe.
Danach beuge ich mich etwas zu ihm hinunter und gebe ihm einen leichten Kuss auf seine Lippen.
"Mehr.", haucht er im Anschluss und lässt dabei die Augen geschlossen.
Ich lasse sein Kinn los und antwortet: "Sag mir warum."
"W-weil es schon i-st D-Daddy.", meint der Blonde und öffnet seine Augen.
Wie soll ich wiederstehen, wenn er mit seinen Fingern über meine Brust streichelt, von unten zu mir hinauf schaut, mit seinen blauen Augen klimpert und mich anlächelt. Wie soll ich da wiederstehen?
Ich beuge mich zu ihm runter und lege meine Lippen auf seine, doch diesesmal nicht nur kurz. Ich beginne meine Lippen auf seinen zu bewegen und er erwidert es, lässt mich mit meiner Zunge in seinen Mund und unsere Zungen miteinander spielen. Meine Hände liegen mittlerweile an seinem Hintern und ich presse seinen Körper näher an meinen. Seine Hände liegen auf meinem Rücken und ich löse den Kuss, hebe ihn hoch und Toby schlingt seine Beine und Arme fest um meinen Körper.
Wieder verbinden wir unsere Lippen miteinander und es kostet mich ziemlich viel Selbstbeherrschung nicht sofort über den Kleinen herzufallen.

Als wir uns erneut lösen, trage ich ihn aus dem Fitnessraum hinaus und in das zweite Gästezimmer dieses Hauses, weches sich gegenüber des Raumes befindet. Dort lege ich ihn auf das Bett, finde selbst Platz zwischen seinen Beinen und schaue ihn an.
Seine Wangen sind rot und sein Atem geht schwer. Seine Lippen sind gespalten und laden förmlich zum küssen ein.
Aus dem Fitnessraum hört man noch leise das auf Repeat gestellt Lied, als ich meine Lippen mit seinen verbinde und alles um mich herum vergesse.

Little PrinceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt