Ich schließe gerade mein Tagebuch ab, nachdem ich alles eingetragen habe was mir heute passiert ist.
Gott war das peinlich, als ich Mister Troysen 'Daddy' genannt habe. Aber das Lächeln was er mir beim Gehen zugeworfen hat, war irgendwie anders als die, die er sonst aufgelegt hat.
Ich schiebe das Tagebuch unter die Matratze, greife unter mein Kopfkissen und ziehe das Foto von Robin hervor. Ich betrachte es, streiche mit meinen Fingern über das Papier und denke an den Moment im Fahrstuhl zurück. Ich mag es wenn er mich im Arm hält, wenn ich sein Parfum reichen kann, welches so angenehm ist.
Viel zu kurz war der Moment, bis er sich wieder von mir gelöst hat und wir dann unsere Fahrstuhlfahrt fortsetzen mussten.Als Mister Troysen dann weg war, zitierte mich Misses Jackson in ihr Büro und erzählte mir von dem Treffen.
Mister Troysen wird ab Montag, kommende Woche eine Weile bei uns im Krankenhaus sein. Ab Montag werde ich ihn also begleiten. Heute ist erst Donnerstag und ich finde es jetzt schon schade ihn erst am Montag wiederzusehen. Ich kenne den Mann jetzt seit drei Tagen. Naja was heißt kennen, seitdem weiß ich dass es ihn gibt und jetzt hier auf meiner Matratze wünsche ich mir mal wieder, er wäre jetzt hier und ich könnte mit ihm kuscheln, während er beschützend seine Arme um meinen Körper gelegt hat. Ich will bei ihm sein.
Mein Blick ruht immer noch auf dem Foto von Robin und meine Finger streichen über das Papier als ich leise zu mir selbst sage: "Daddy."
Ich schüttle leicht den Kopf, schiebe das Foto wieder unter das Kopfkissen und puste die Kerze aus.
In dieser Nacht wälze ich mich hin und her, kann einfach nicht schlafen, weil ich an nichts anderes denken kann als an Robin.Der Freitag verläuft bis zur Mittagspause ruhig. Miss Walters wollte natürlich ihr Frühstück von mir serviert haben und ich war froh zu sehen das Jason heute nicht da ist, denn ich weiß immer noch nicht ob ich mich mit ihm treffen soll oder nicht.
Ich komme gerade von der Toilette als Miss Walters mich anspricht: "Ich gehe jetzt zur Pause. Es sind gerade Pakete gekommen, sortier die noch weg bevor auch du zur Pause gehst."
"Ja mach ich.", antworte ich nur knapp und Miss Walters geht.
Heute sind es nur drei Päckchen. Zwei für Misses Jackson und erneut eins für mich.
Meine Augen weiten sich und ich kann es nicht verhindern dass sich auf meinem Gesicht ein breites Grinsen bildet. Ich spüre wie es in meinem Bauch kribbelt, bei der Hoffnung das Päckchen könnte von Robin sein.
Schnell bringe ich die anderen Kartons zu Misses Jackson und nehme mir dann das Päckchen zur Hand welches für mich ist.Ich setze mich hinter meinen Schreibtisch und wie bei dem anderen Päckchen davor steht auch hier kein Absender drauf.
Ich öffne es vorsichtig und ich spüre wie aufgeregt ich bin, als ich einen Briefumschlag und ein, in Geschenkpapier eingewickelten, Karton heraus nehme.
Ich lege den Umschlag zur Seite und wickel den Karton aus. Und dann liegt es da, mitten in meinen Händen. Einfach so, glänzt es mich mit seiner schwarzen Plastikummantelung und dem Display an. Ein Handy oder ist es jetzt mein Handy? Kann ich jetzt endlich wieder Musik hören?
Vorsichtig schalte ich das Handy ein und lege es dann auf den Schreibtisch.
Wie gebannt schaue ich auf das Display, bis das Gerät einen Pincode verlangt.
Mein Blick fällt auf den Umschlag und ich öffne ihn, ziehe das Papier heraus und lese:Hallo Kleiner.
Das Päckchen ist also angekommen.
Ich hoffe es gefällt dir. So kannst du mich jeder Zeit erreichen und musst nicht mehr
die Telefonrechnung des Krankenhauses in die Höhe treiben.
Kleiner Scherz.Benutz es, hab Freude damit und mach dir keinen Kopf über die Rechnung.
Der Pincode lautet 2203.Robin
Ich gebe den Pincode auf dem Handy ein und merke erst jetzt das es sein Geburtstag ist.
Als das Handy hochgefahren ist schaue ich mir das Hintergrundbild an. Es zeigt ihn in Motoragklufft. Plötzlich piept das Handy und ich erschrecke leicht.
Schnell stelle ich das Telefon auf stumm und öffne dann die Nachricht: Gefällt es dir?
Ich schaue auf den Absender und muss schmunzeln. Robin hat sich unter Daddy R. eingespeichert.
Ich tippe zurück: Ja es gefällt mir sehr. Ich weiß gar nicht was ich sagen soll.
Nachdem ich die Nachricht abgeschickt habe, schaue ich mich auf dem Handy ein wenig um und entdecke eine Musikstreaming-App. Ich schlage eine Hand vor den Mund, um nicht laut zu schreien und würde sie am liebsten sofort starten, doch das geht nicht, hier auf der Arbeit.
Ich öffne spaßeshalber die Galerie des Handys, doch bis auf das Foto welches den Hintergrund ziert ist sie leer.
Dann sehe ich eine neue Nachricht. Ich öffne sie und lese: Wichtig ist das du dich freust Kleiner. Ich muss dich sehen!
Mit großen Augen lese ich immer und immer wieder die letzten vier Worte, er muss mich sehen.
Mein Herz beginnt schneller zu schlagen als ich die Antwort in das Telefon eintippe: Ich freue mich wirklich sehr. Sie wissen gar nicht was für eine Freude sie mir damit gemacht haben, vorallem weil ich jetzt endlich wieder Musik hören kann. Wenn sie mich sehen müssen, dann kommen sie doch hier ins Krankenhaus. Ich bin noch eine ganze Weile hier.Es erfreut mich, wenn ich weiß das du jetzt gerade glücklich bist. Nein Kleiner ich will dich nicht im Krankenhaus sehen. Ich muss dich außerhalb dieser Mauern treffen. Heute Abend! lese ich, lege mir meine linke Hand flach auf die Brust, versuche so meinen viel zu schnellen Atem wieder unter Kontrolle zu kriegen.
Was passiert hier gerade? Lädt er mich wirklich gerade dazu ein ihn privat kennenzulernen. Mich den kleinen, blonden Pimpf.
Ich atme noch mal tief ein und aus und schreibe dann zurück: Heute Abend? Okay.
Wie gebannt schaue ich auf das Handy, warte auf eine Nachricht und dann kommt sie endlich: Gut, Zwanzig Uhr. Wo soll ich dich abholen?
Meine Augen weiten sich. Niemals kann er mich von zu Hause abholen. Wenn er sieht wie ich lebe, wo ich lebe, nein das wäre mir peinlich, deshalb schicke ich ihm als Antwort: Ein Stückchen die Straße des Krankenhauses, Richtung Bahnhof runter, da befindet sich auf der rechten Straßenseite ein kleine Konditorei. Dort warte ich auf sie.
Wie oft ich schon vor der Auslage am Fenster dieser Konditorei gestanden habe und mir gewünscht habe ich könnte mir ein Cupcake kaufen oder ein paar Macarons. Aber auch die Petit Fours die dort im Schaufenster stehen, sehen einfach nur wahnsinnig lecker aus, aber es ist auch alles sündhaft teuer.Ich werde da sein. Bis heute Abend Kleiner. lese ich und ich weiß nicht ob ich mich jetzt freuen soll oder nicht, denn um ehrlich zu sein habe ich eigentlich gerade mehr Angst, dass ich es vermasseln werde.
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Little Prince
Ficción GeneralToby Calters, ein achtzehnjähriger, schüchterner, liebevoller Junge arbeitet als Sekretärsgehilfe in einem Krankenhaus. Seine Tage sind lang und hart, doch er ist froh um den Job, denn mit einer abgebrochenen Schullaufbahn, ohne Abschluss ist es nic...