Dieses Parfüm was Ryder immer trägt, erinnerte mich an Dad. Als wäre Dad hier, neben mir.
„Du hast einen Menschen verloren, ich habe es dir erzählt, jetzt erzählst du deine Geschichte.", sagte ich leise. Das Lied ging zu Ende. Ich drückte auf Stopp als das nächste Lied kam.
„Wieso willst du das wissen?", fragte er. „Dich juckt es doch nicht was meine Geschichte ist, außerdem verschwende ich keine Mühe um dir etwas zu erzählen und das du mir zuhörst.", sagte er plötzlich.
„Ich werde dich nicht nur zuhören, ich werde dich verstehen können.", sagte ich leise. Seine Augen blieben bei mir.
„Was wenn es dir erzähle, es dann am nächsten Tag die ganze Schule davon weiß?", seine Stimme wurde immer leise und ich musste ihn immer näher kommen.
„So herzlos bin ich nicht.", sagte ich. Er grinste und schaute kopfschüttelnd weg.
Er atmete laut aus. Als nerve ich ihn.
„Ich habe meine Mutter verloren.", sagte er plötzlich. Ich schaute ihn an.
Ich wusste es.
Er spannte seine Kiefer. Er zog die Augenbrauen zusammen.
Ich konnte spüren wie Ryder ungeduldig wurde.
Stille.
„Sie hatte Krebs.", sagte er leise. Er leckte über seine Lippen und stützte seine Ellbogen an seinen Knien.
Mir kamen die Tränen obwohl er gerade angefangen hat zu erzählen.
„Das war vor zwei Jahren, glaub ich...ich kam von der Schule nach Hause. Und ich sah sie...", er nickte langsam.
Seine Augen wanderten zu mir. „Sie hat sich erhängt."
Mir fiel eine Träne. Meine Augen weiteten sich.
Oh nein.
Ich konnte sehen wie Ryder seine Emotionen unterdrücken wollte, er lächelte durch den Schmerz.
„Sie dachte das wäre das beste...was für ein Schwachsinn.", sagte er.
Ich wollte ihn einfach umarmen. Mir tat es leid. So etwas zu erleben...das ist schrecklich.
Niemand verdient sowas.
„Am Ende des Tages würde sie so und so sterben müssen, aber ich dachte niemals das meine eigene Mutter ihr Leben nimmt, einfach so, ohne Vorwarnung.", sagte er.
Er ging mit beiden Händen durch seine Haare.
„Ryder..."
„Ist schon okay, ich brauch kein Mitleid, von niemanden...ich weiß auch nicht wieso ich es dir erzählt habe...wohlmöglich war es ein Fehler."
„Nein...nein.", sagte ich verwirrt.
Er schaute mich an.
„Du konntest dich auch nicht verabschieden.", ich brach in Tränen aus.
Er schaute mich an, und zum ersten Mal...erlaubte ich es mir vor einem Menschen zu weinen. Der erste junge, der mich verstand.
„Man fragt sich warum es so gekommen ist, und...man hat so viele Fragen im Kopf und du weißt nicht wo du die Antworten findest und du...und du fühlst dich leer und weißt nicht mehr wer du wirklich bist.", versuchte ich durch meine Tränen zu sagen.
„Man hat niemanden der dich verstehen könnte, niemanden der dir zuhören würde. Und dann ist mal alleine...", sagte Ryder.
Ich blickte zum Meer.
„Wie schaffst du das? Wie kontrollierst du deine Gefühle?", fragte ich ihn.
„Ich schätze so bin ich immer gewesen. So eiskalt.", sagte er leise.
„Ryder?"
„Hm?"
Ich blickte zu ihm. Er schaute zum Meer.
„Danke.", flüsterte ich.
„Warum dankst du mir?", er nahm eine Zigarette aus seiner Zigarettenschachtel und zündete es zwischen seinen Lippen an.
„Das ich dich durchschaut habe? Das du nicht das glückliche Mädchen von nebenan bist? Das du eigentlich völlig verloren bist? Kein Problem.", sagte er und ließ den Rauch langsam raus.
„Ja, deswegen.", sagte ich. Er lächelte schwach.
„Da du mein Geheimnis jetzt weißt, was hast du damit vor? Es Betty erzählen? Oder doch Grace die verliebt in mich ist und alles dafür tun würde mich zu gewinnen?", fragte er.
„Ich werde es für mich behalten.", sagte ich. Er nickte unglaubwürdig.
Mein Handy klingelte.
Es war...Betty?
Ich schaute verwirrt auf mein Bildschirm.
„Betty?", fragte ich.
„Amalie...ich weiß es ist spät..."
„Ist was passiert?", fragte ich und schaute zu Ryder der sein Kopf schüttelte.
„Ich...", als sie fortfahren wollte, schnappte Ryder mein Handy und legte auf.
„Vielleicht war das was ernstes!", sagte ich enttäuscht.
„Na und? Sie hat dich verraten, dich allein gelassen. Was kümmert es dich was für ein Problem sie hat? Du musst lernen loszulassen Amalie.", sagte er.
Er hatte recht. Aber das war nicht so leicht.
„Verdammt wieso müsst ihr so schwierig sein.", jammerte er vor sich hin.
Ich kniff die Augen.
Ich nahm mein Handy.
„Ich lösche ihre Nummer, ach und ich blockiere sie überall.", sagte ich und löschte ihre Nummer.
Ryder grinste.
„Du machst wirklich alles was ich dir sage.", sagte er.
„Das ist gut.", sagte er leise.
Mein Herz raste.
Mein Handy klingelte wieder. Ich legte auf. Egal was für eine Nummer sie war, ich legte auf.
Es klingelte wieder. Ich und Ryder schauten uns an.
Ich bemerkte nicht wie nah wir uns waren.
Ryder nahm ein Zug von seiner Zigarette und pustete den Rauch direkt vor meiner Nase.
Ich hatte einen Hustenanfall.
Ryder lachte. Sah ich das richtig? Ich sah Ryder so richtig lachen.
„Machst du das oft mit Mädchen?", fragte ich genervt.
„Noch niemand hat sich gewagt mir so nah zu sein.", sagte er.
„Gute Nacht Ryder.", sagte ich und stand auf.
„Amalie?", sagte er. Ich drehte mich um.
Er drehte sein Kopf zu mir.
„Gute Nacht.", sagte er.
Ryder...
Ich ging hinauf auf meine Terrasse und legte mich aufs Bett. Ich stank nach Rauch aber das war mir egal, Ryder hat endlich seine Geschichte erzählt. Der Ryder, den alle so lieben.
Fortsetzung folgt...
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ᴏᴄᴇᴀɴ ᴇʏᴇs
Teen Fiction„Sag mir Amalie, wovor hast du Angst?", fragte er mich. Die blauen Augen wie der Ozean waren nur auf mich gerichtet. Obwohl er schon die Antwort wusste, fragte er diese Frage dennoch. Für andere war ich wie ein geschlossenes Buch, das nicht geöffne...