25.

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Hermine
Verwirrt stand ich vor der Tür des Lehrmittellagers und fuhr damit fort meine Kleidung zu richten. Nachdem Draco die Narbe auf meinem Arm gesehen hatte, war er bleich geworden und hatte sich abgewandt. Er war gegen die gegenüberliegende Wand gesackt, doch als ich ihm helfen wollte, hatte er mich angeschrien. Die Narbe schien ihn wirklich hart getroffen zu haben, er hatte diesen Ausdruck von Schuld und tiefen Schmerz in seinen Augen gehabt, bevor er sich weg gedreht hatte. Dabei gab sie ihm keine Schuld, er hatte nichts tun können, er hatte sie schließlich auch nicht gefoltert, das war seine verrückte Tante gewesen.

Während dieser Überlegungen war sie zu Snape's Büro gegangen und klopfte.
"Herein."
Kam es mürrisch von innen.
"Ähm Professor Snape, wir sind jetzt fertig."
Teilte sie dem Lehrer mit.
"Ach wirklich, wo ist dann Mister Malfoy?"
"Der ähm... war müde und ist schon zurück in den Turm gegangen. Ich soll seinen Zauberstab mitbringen."
"Soso.."
murmelte er daraufhin nur, schien aber keine Lust auf weitere Konversation zu haben und händigte mir die Zauberstäbe aus.
Ich nahm sie und machte mich auf den Rückweg.
An der Tür des Lehrmittellagers angekommen, klopfe ich vorsichtig an.
"Draco...?"
"Was?"
Kam es aggressiv zurück. Jedoch nicht so aggressiv, wie wahrscheinlich beabsichtigt, denn das Ende des Wortes ging in einem Schluchzen unter. Ich öffnete vorsichtig die Tür und trat ein. Ich sah ihn auf dem Boden und der Wand sitzen, an der er gelehnt hatte, als ich gegangen war.
"Ich sagte du sollst verschwinden."
Sagte er, jetzt schon nicht mehr ganz so aggressiv. Er starrte auf den Boden vor sich und ich sah, dass seine Augen rot und geschwollen waren. Stumm setzte ich mich auf den Boden neben ihn und starrte auf das gegenüberliegende Regal. Nach einer Weile sagte ich
"Es ist nicht deine Schuld, du hättest nichts tun können."
Daraufhin antwortete er nicht, sondern starrte nur weiter auf den Boden vor seinen Füßen. Eine ganze Zeit lang saßen wir nur schweigend nebeneinander auf dem Boden, bis er schließlich flüsterte
"Ich war so ein Feigling, ich hätte etwas tun müssen..."
"Nein, du hättest nichts tun können."
Sagte ich erneut. Zum ersten Mal seit ich den Raum betreten hatte, blickte er auf und sah mich mit seinen, dieses Mal roten Augen an.
"Glaubst du dass wirklich?"
"Ja."
Sagte ich und umarmte ihn. Er ließ es still über sich ergehen. Doch als ich mich wieder von ihm löste, lächelte er. Es war nicht dieses überhebliche, selbstgefällige Lächeln, was ich sonst immer zu sehen bekam, nein, dieses Lächeln zeigte aufrichtiges Glück. Draco Malfoy lächelte mich tatsächlich an.
Wortlos stand ich auf und hielt ihm meine Hand hin. Er ergriff sie, zog sich hoch und zusammen machten wir uns auf den Weg zurück zum Turm der Vertrauensschüler.

Als wir angekommen waren sagte ich
"Gute Nacht Draco."
Und wollte schon in mein Zimmer gehen, als er mich zu sich zog und mich sanft küsste. Dieser Kuss war zärtlich und liebevoll und allerdings auch nur ziemlich kurz, jedoch war er schöner als jeder andere.
"Gute Nacht Hermine."
Sagte er nachdem sich unsere Lippen voneinander getrennt hatten. Wieder lächelte er dieses aufrichtige Lächeln. Es war das Schönste, das ich je gesehen hatte. Und er hatte mich zum ersten Mal beim Vornamen genannt...

Glücklich lächelte ich zurück
Und ging in mein Schlafzimmer.
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Draco
Ich hörte, wie sich Schritte näherten und schließlich direkt vor meiner Tür stehen blieben, es folgte ein vorsichtiges Klopfen und eine sanfte Stimme fragte
"Draco...?"
Hermine war wieder da.
"Was?"
fragte ich aggressiv, um sie zu vertreiben. Ich wollte nicht, dass sie mich so sah.
Ich war so ein Feigling...so schwach...
Sie schien das Zittern in meiner Stimme gehört zu haben, denn jetzt öffnete sich die Tür einen Spalt breit und ihr brauner Lockenkopf sah herein.
"Ich sagte du sollst verschwinden."
Versuchte ich noch einmal sie zu vertreiben. Dieser Versuch war noch kläglicher, als der vorherige.
Stumm setzte sie sich neben mich. Ich fühlte mich unwohl, weil sie mich in so einem schlechten Moment sah. Aber ich war ihr dankbar dafür, dass sie nichts sagte. Als wir so schweigend eine Weile nebeneinander gesessen hatten, begann sie zu sprechen
"Es ist nicht deine Schuld, du hättest nichts tun können."
Ich erwiderte nichts darauf, denn in dem Moment ergriff mich eine neue Welle des Schmerzes. Als ich mich wieder halbwegs unter Kontrolle hatte, sagte ich
"Ich war so ein Feigling, ich hätte etwas tun müssen..."
"Nein, du hättest nichts tun können."
beharrte sie, ich blickte auf. Wie konnte sie nur so stark sein? Nach alledem was passiert war? Sie war gefoltert worden und so viele andere Dinge waren passiert. Und jetzt saß sie hier mit mir auf diesem kalten Boden und sagte mir, dass ich nichts hätte tun können? Sie war wirklich unglaublich.
"Glaubst du das wirklich?"
fragte ich sie und sie antwortete mit
"Ja."
Dann umarmte sie mich. Auch wenn ich Umarmungen dieser Art eigentlich nicht leiden konnte, war es die schönste und liebevollste, die ich je bekommen hatte. Als sie mich los ließ, lächelte ich sie an. Ich glaube das war der glücklichste Moment, den ich je hatte.
Sie stand auf und reichte mir ihre Hand, ich ergriff sie und zusammen machten wir uns auf den Weg zum Turm der Vertrauensschüler.

Dort angekommen sagte sie
"Gute Nacht Draco."
Und wollte sich schon in ihr Zimmer zurück ziehen, doch ich hielt sie fest, zog sie zu mir heran und küsste sie sanft. Ich wollte ihr zeigen, wie viel mir das eben in den Kerkern bedeutet hatte. Als sich unsere Lippen von einander lösten lächelte ich sie an.
"Gute Nacht Hermine."
Sie lächelte zurück und ich revidierte meinen Gedanken von vorhin. Das hier war definitiv der glücklichste Moment, den ich je erlebt hatte. Glücklich sah ich zu, wie Hermine ihr Schlafzimmer betrat und ging dann in mein eigenes. Ich machte mich bettfertig und glitt dann zwischen die seidenen Laken. 

Nach kurzer Zeit war er mit einem Lächeln auf Lippen eingeschlafen.
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Hermine
Ich lag in meinem Bett und dachte an diesen wunderschönen Moment. Draco hatte mich zu ersten Mal beim Vornamen genannt...
Hermine...
Es hatte so ungewohnt und gleichzeitig so wunderschön geklungen. Und dann dieser Kuss... wie im Märchen...

Glücklich schlief auch sie mit einem Lächeln ein.

Doch einige Stunden später, erwachte sie durch einen Schrei. Sie schreckte hoch. Was war das gewesen? Woher kam das? Ob mit Draco alles in Ordnung war? Beunruhigt stand sie auf und machte sich auf die Suche nach der Ursache für diesen Schrei. Vorsichtig klopfte sie an Dracos Schlafzimmertür.
"Draco?"
Als sie keine Antwort bekam, trat sie ein.
Draco lag im Bett und warf sich unruhig von einer Seite auf die anderen. Außerdem redete er im Schlaf.
"Nein.... bitte nicht... Nein,.. bitte!"
Er schien schlimme Albträume zu haben.
Sie ging zu seinem Bett und legte sich schließlich zu ihm. Als sie sich  an ihn heran schmiegte, wurde er sofort ruhiger. Und so blieb sie bei ihm, bis sie schließlich selbst eingeschlafen war.

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