22.

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Hermine
Als ich mich der großen Halle näherte, hörte ich bereits die vielen Stimmen der Schüler, die schon beim Mittagessen waren. Als ich jedoch die Halle betrat, verstummten alle und sahen mich an, nach einigen Sekunden der absoluten Stille, fingen alle wild an zu tuscheln. Ich ließ mich davon jedoch nicht einschüchtern und ging erhobenen Hauptes zu meinen Freunden, falls sie noch meine Freunde waren. Nervös sah ich in ihre Gesichter, um ihre Gedanken abzuschätzen. Ginny und Harry sahen eher besorgt als wüten aus, Ron dagegen sah aus, als würde er mir am liebsten an die Gurgel springen.
"Da ist ja die Verräterin, willst du dich nicht lieber zu deinem neuen Freund setzen?"
fragte er mich wütend, als ich mich setzte.
"Also wirklich Ronald, wie kannst du nur so gemein sein? Du weißt doch gar nicht, was passiert ist!"
nahm mich Ginny in Schutz.
"Alles in Ordnung Mine?"
fragte sie mich besorgt.
"Es geht schon. Danke Gin."
sagte ich dankbar für ihr Verständnis.
"Ja klar, sie fickt ja jetzt den ach so gutaussehenden Malfoy."
sagte Ron immer noch wütend.
"RON! WENN DU NOCHEINMAL SO MIT HERMINE SPRICHST, KANNST DU WAS ERLEBEN!"
schrie Ginny ihren Bruder an. Sie war dabei aufgestanden, sodass die ganze Halle alles mitbekommen hatte und jetzt zu uns herüber starrte. Ginny setzte sich wieder und starrte wütend Ron an, der jetzt nur noch lustlos in seinem Essen herumstocherte.
"Und du willst gar nichts dazu sagen?"
fragte er Harry. Harry, dem die ganze Sache sichtbar unangenehm war, antwortete nur
"Ich glaube Hermine ist dazu in der Lage ihre Angelegenheiten selbst zu regeln."
Ich hatte den leisen Verdacht, dass Ginny etwas mit dieser Antwort zu tun hatte. Dann wusste Harry jetzt also auch von meinen Begegnungen mit Malfoy.
"Danke Harry."
sagte ich und fuhr in Richtung Ron fort
"Mit Malfoy ist nichts passiert. Wir haben gestern Abend nur den Weihnachtsball geplant und sind dabei eingeschlafen. Es war spät, deswegen haben wir heute morgen verschlafen und müssen in der Eile unsere Krawatten vertauscht haben."

"Na da hast du dir aber eine schöne Ausrede einfallen lassen."
provozierte Ron weiter. Das ließ Ginny's Gedultsfaden reißen. Sie sprang auf und zog ihren Bruder an den Haaren aus der großen Halle.

"Also Ginny und ich glauben dir und wir unterstützen... was auch immer das mit dir und Malfoy ist."
sagte Harry aufmunternd.
"Danke."
Sagte ich und lächelte. Es war schön ihn und Ginny nicht verloren zu haben.
"Ginny hat's dir also erzählt?"
"Jein, ich habe dich und Malfoy gestern in der Bibliothek gesehen. Dann habe ich sie nach dir und Malfoy gefragt und sie hat mir den Rest erzählt."
sagte er entschuldigent.
Oh, die Bibliothek, beim Gedanken daran wurde mir immernoch heiß und ich lief rot an.
"Aber eins musst du uns versprechen, wenn er dir irgendetwas antut oder sonst irgendwas tut, was du nicht willst, dann sagst du uns sofort Bescheid, ja?"
fügte er hinzu. Daraufhin nickte ich.
"Danke Harry."
"Schon gut. Ich gehe jetzt Mal nach Ron sehen, sonst bringt Ginny ihn noch um."
Da ich nicht alleine am Tisch sitzen wollte, stand ich ebenfalls auf. Beim Verlassen der großen Halle warf ich einen Blick zu Draco, der mit seiner gelangweilten Maske versuchte Pansy's Gekeife zu ertragen, als er bemerkte, dass ich ihn ansah, lächelte er. Schnell drehte ich mich weg und lief Harry hinterher. Als ich die große Halle verlassen hatte, blieb ich stehen, unschlüssig, was ich jetzt tun sollte. Schließlich hatte ich eine Idee. Ich ging zum Turm der Vertrauensschüler, holte meine Jacke und ein Buch und machte mich auf den Weg zum schwarzen See.

Ich umrundete ihn zur Hälfte, und setzte mich auf die unteren Äste eines am See stehenden Baums. Ich lehnte mich an den Stamm und genoss den Blick, von hieraus hatte ich eine wunderschöne Sicht auf Hogwarts. Ich war früher oft hergekommen, wenn Draco gemein zu mir gewesen war. Es schien, als wäre all das schon ewig her.
Draco...
Seine weichen Lippen... dieses Kribbeln, wenn er mich berührte... und seine unendlichen grauen Augen. Beim Gedanken an ihn bekam ich wieder dieses Kribbeln in der Magengegend.
Heute morgen hatte ich ihn gefragt, was ich für ihn war... er hatte nicht geantwortet. Aber wie sollte er auch, ich wusste ja schließlich auch keine Antwort auf diese Frage. Wir kannten uns ja kaum...
Aber bei ihm fühlte ich mich ganz, ich war glücklich in seiner Nähe... und er sah so gut aus.
Seufzend schlug sie ihr Buch auf und begann zu lesen, bis es langsam dunkel wurde und es Zeit zum Abendessen war.
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Draco
Während des gesamten Mittagessens musste ich mir wieder Pansy's Geheule anhören, sie wollte wissen, ob die Gerüchte von mir und Hermine stimmten. Jedoch antwortete ich ihr nicht. Gelangweilt starrte ich auf mein Essen, als ich plötzlich einen Blick auf mir spürte. Ich sah hoch und blickte direkt in ihre Augen, was mich zum Lächeln brachte. Ihre Augen waren einfach so unglaublich schön. Als sie mein Lächeln bemerkte, drehte sie sich weg und verließ die große Halle. Wo sie wohl hinging? Ich wäre ihr gerne nachgelaufen, jedoch hatte ich jetzt Quidditch Training und musste mich vorher noch irgendwie von Pansy befreien. Ich sah Blaise an, der nur nickte und damit begann Pansy in ein Gespräch zu verwickeln, sodass ich verschwinden konnte. Ich holte meine Quidditch Ausrüstung und machte mich auf den Weg zum Spielfeld.

Endlich lösten sich meine Füße wieder von Boden, endlich war ich wieder frei. Ich konnte sein, wer ich wirklich war, musste keine Erwartungen erfüllen oder mich verstellen. Freiheit...
Nach einer Weile wurde mir klar, dass ich die selbe Freiheit verspürte, wenn ich bei Hermine war. Von dieser Erkenntnis getroffen, wäre ich fast vom Besen gefallen.
"Hey Draco, alles klar?" fragte mich der Kapitän Urquhart Rackharrow.
"J-ja alles gut."
stotterte ich.
Was bin ich für dich Draco?
Kam mir ihre Frage wieder in den Sinn. Ich wusste es nicht, aber ich wollte es herausfinden, denn in ihrer Nähe fühlte ich mich frei. Und außerdem war da diese Spannung, dieses Kribbeln, diese Leidenschaft zwischen uns, ich wollte das nicht aufgeben.
"Ich glaube wir hören für heute auf."
hörte ich Urquhart sagen. Also flog ich zurück zum Schloss und landete auf dem Balkon vom Turm der Vertrauensschüler. Mit einem Passwort öffnete ich die Glastür und trat ein. Ich verstaute meine Ausrüstung in meinem Kleiderschrank und legte meinen Besen in die dafür vorgesehene Halterung auf der Kommode. Meine restlichen Klamotten warf ich aufs Bett, ich schnappte mir ein Handtuch und ging duschen.

Ich betrat das elegante Badezimmer, zu meiner Rechten befand sich ein großes Waschbecken mit Unterschrank. Der Wasserhahn hatte die Form einer Schlange, aus dessen Mund bei Benutzung das Wasser heraus kam. Über dem Waschbecken befand sich ein großer Spiegel. Ich sah hinein und bewunderte mein Aussehen. Das viele Quidditch Training machte sich wirklich bezahlt, ich hatte breite Schultern, muskulöse Arme und ein schön definiertes Sixpack bekommen. Zufrieden hängte ich mein Handtuch an den Handtuchhalter an der rechten Wand und betrat die offene Dusche, die sich fast über die gesamte linke Seite des Raumes erstreckte. Ich drehte den Wasserhahn auf und ließ das kalte Wasser über mein Gesicht und meinen Körper laufen.
Duschen war auch so eine Sache, die ich unbedingt mal mit Granger machen musste, dachte ich und grinste.

Als ich fertig war, kehrte ich in mein Schlafzimmer zurück und trat vor meinen Kleiderschrank. Ich entschied mich für ein weißes Hemd und eine schwarze Hose, damit konnte man einfach nie etwas falsch machen. Die Kleidung, die ich vorhin so achtlos auf mein Bett geworfen hatte, reinigte ich jetzt mit einem Zauber und legte sie zurück in den Schrank. Als ich fertig war, warf ich noch einen prüfenden Blick in den Spiegel, da ich zufrieden mit meinem Aussehen war, machte ich mich auf den Weg zum Abendessen und der darauffolgenden Strafarbeit mit Hermine.

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