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Hermine
Als wir vor dem Eingang zum Raum der Wünsche angekommen waren, sagte Ginny zu mir
"Also wie gesagt, hör ihm einfach nur zu. Lass ihn ausreden und denk dran, er liebt dich und vielleicht noch wichtiger du liebst ihn. Er ist schließlich immer noch der Slytherinprinz, der sich gerade ein Bein ausreißt, um dich nicht zu verlieren. Vergiss das nicht!"
"Ja ja, schon gut."
antwortete ich. Auch wenn ich wütend war, sie hatte ja irgendwo recht.
"Also ich werde jetzt gehen, diese Sache müsst ihr alleine klären. Ich bin in der Bibliothek und mache mit Harry Hausaufgaben, falls du mich brauchst."
"Danke Ginny."
"Kein Ding."

Als Ginny verschwunden war, atmete ich tief durch und konzentrierte mich auf Draco. Genau, wie damals, nur das es heute ein ganz anderes Gefühl war. Sofort erschien die Tür in der Wand, zögerlich legte ich die Hand auf die Klinke, sollte ich wirklich? Ja, Ginny hatte Recht, ich gab mir einen Ruck und öffnete die Tür.
Ich blickte in einen großzügigen, lichtdurchfluteten Raum. Alles war in hellen Farben gehalten und überall standen Pflanzen herum. Direkt vor dem Fenster standen sich zwei bequem aussehende Sofas gegenüber.
"Hermine"
Sagte Draco sofort, als er mein Eintreten bemerkt hatte und stand von dem Sofa auf, auf dem er gerade noch gesessen hatte.
"Hermine... diesmal bist du gekommen."
sagte er glücklich.
"Anscheinend. Beeil dich lieber mit dem, was du sagen willst, bevor ich wieder gehe."
antwortete ich kalt.
"Natürlich. Möchtest du dich setzen?"
fragte er förmlich.
"Nein, ich stehe lieber."
Ich wollte so schnell wie möglich die Flucht ergreifen können, falls es nötig wurde.
"Natürlich."
sagte er etwas enttäuscht, fing sich aber sofort wieder. Er blieb ebenfalls stehen, sah mich an und schien für einen Moment nicht recht zu wissen, was er machen sollte.
Diese unendlichen grauen Augen riefen zu viele Erinnerungen bei mir wach, weshalb ich den Blick abwandte und hinter ihm auf eine der Pflanzen starrte. Das brachte jedoch nicht allzuviel, denn er stand so dicht, dass ich sein Shampoo riechen konnte. Apfel und Pfefferminze...
Der selbe Geruch, wie damals in dem Lehrmittellager unten in den Kerkern... Schließlich schien ihm wieder eingefallen zu sein, was er vor hatte, denn auf einmal hatte er ein Blatt Pergament in der Hand und sagte
"Hermine ich.... ich hatte alles aufgeschrieben, was ich dir sagen wollte."
Er hob den Zettel hoch, fuhr dann jedoch fort.
"Doch jetzt fühlen sich all diese sorgsam ausgewählten Worte, für die ich Stunden gebraucht habe, um sie zu formulieren, so fürchterlich falsch an."
Ich sah auf und bemerkte, dass seine Augen leicht glänzten.
"Hermine, allen voran möchte ich dir sagen, dass ich dich liebe. Und dass du mir unendlich fehlst."
"Das hättest du dir ja mal vorher überlegen können..."
sagte ich wütend. Er seufzte
"Hermine, ich war nicht wirklich in der Lage zu überlegen, ich war nicht in der Lage einen klaren Gedanken zu fassen... denn du hattest mir das Herz gebrochen. Bei Merlin, dass mir das mal passieren würde hätte ich ja selber nie gedacht, aber so war es."
Sagte er, nun ganz eindeutig mit Tränen in den Augen.
Ich hatte ihm das Herz gebrochen? Wie, was, warum?
Ich musste ihn etwas verwirrt angesehen haben, denn er fuhr erklärend fort
"Ich habe an dem Tag hier auf dich gewartet, stundenlang. Ich wollte dir die Sache mit dem Kuss erklären. Aber du bist nicht gekommen."
sagte er traurig.
"Wie sich später herausgestellt hatte, hast du den Brief nie bekommen, aber das wusste ich ja nicht. Irgendwann habe ich mir Sorgen gemacht und war dich suchen gegangen. Das lange Warten, diese Ungewissheit, diese Selbstzweifel, all das hat mich mürbe gemacht und dann... und dann habe ich dich schließlich gefunden..."
Seine Stimme brach als er fort fuhr
"Mit ihm... mit Weasley, in dem Flur, wie er.... wie ihr...."
Langsam, wie durch einen dicken Nebelschleier, tauchte eine Erinnerung in meinem Kopf auf, sie war zwar noch ziemlich undeutlich, doch erkannte ich die Szene, die Draco gerade beschrieben hatte, darin wieder.
"Ich weiß jetzt, dass du unter dem Einfluss von Amortentia standest, was dieses miese kleine... Entschuldigung. Naja, in dem Moment hat mein Verstand einfach ausgesetzt. Ich...ich wollte einfach nur noch weg. Ich dachte du wärst nicht gekommen, weil du mich nicht mehr liebst... nie geliebt hast... Ich... dachte du wärst mit ihm zusammen... Ich...."
die Tränen begann sich aus seinen Augen zu lösen und liefen über seine Wangen. Ich hatte Mitleid mit ihm, aber gleichzeitig war da die Wut und die Traurigkeit in meinem Herzen, die er verursacht hatte. Doch seine Gefühle konnte ich voll und ganz nachvollziehen.
"Ich... wollte einfach nur noch weg. Ich bin abgehauen, ich konnte das nicht länger mit ansehen."
Seine Augen sprachen Bände.
"Und dann bin ich Pansy begegnet. Ich bin ihr begegnet und habe die schlechteste Entscheidung meines Lebens getroffen und glaub mir, da waren einige sehr schlechte dabei. Aber ich dachte, es wäre vorbei...
Hermine, du hast mein Leben verändert und ich dachte ich hätte das alles, ich dachte ich hätte dich für immer verloren... Ich war so blind, so benebelt, so dumm. Ich empfinde rein gar nichts für Pansy, sie war ein Ventil, ich habe sie nur benutzt. Bitte Hermine, ich liebe dich.
Bitte, vergib mir."
Die ganze Zeit hatte ich still da gestanden und ihm zugehört, nun blickte ich auf und sah in das traurigste paar grauer Augen, das ich je gesehen hatte. Ich hatte meinen Teil erfüllt, ich hatte ihm zugehört, noch viel mehr, ich konnte nachvollziehen warum er es getan hatte und dennoch, Wut, Trauer und Enttäuschung waren geblieben.
"Draco ich... ich sehe deine Beweggründe."
Ich sah wie ein Funken Hoffnung in seinen Augen aufleuchtete und so tat es mir umso mehr weh, als ich fort fuhr
"Ich verstehe, warum du es getan hast...aber... aber das heißt nicht, dass ich damit leben kann."
Tränen schossen in meine Augen und liefen meine Wangen hinunter, als ich sagte
"Draco... ich liebe dich, aber ich kann das einfach nicht..."
Ich wandte mich ab und verließ den Raum, als die Tür ins Schloss fiel, hörte ich noch ein leises
"Hermine..."
doch dann war alles still und ich hörte nur noch das Echo meiner Schritte, das von den Wänden widerhallte und mein immer lauter werdendes schluchzen.

Da es Wochenende war und viele das letzte gute Wetter vor dem ewigen Winter in Hogwarts nutzten, war das Schloss fast wie ausgestorben. Umso verwunderlicher war es deswegen, dass ich mit jemandem zusammen stieß. Hatte in diesem Schloss wirklich niemand Augen im Kopf? Vielleicht sollte ich mir einen Helm zulegen, dachte ich verärgert, als ich mir den Kopf rieb und vom Boden aufstand.
"Oh Hermine du bist es, sorry, ich habe dich echt nicht gesehen."
Sagte Ron entschuldigend.
"Offensichtlich."
antwortete ich, verärgert über meine eigene Blindheit und darüber, dass ausgerechnet Ron die Person sein musste, mit der ich als emotionales Wrack zusammenstieß.
"Hey, Hermine, alles in Ordnung mit dir?"
fragte er besorgt, als er meine roten Augen sah.
"Ich... Ich...ja, alles gut."
schniefte ich nicht sehr überzeugend.
"Hermine ich kenne dich doch. Es ist wegen Draco oder?"
Ich sah ihn an und blickte in die aufrichtigen Augen des Freundes, den ich verloren geglaubt hatte. Ich nickte schwach und er seufzte.
"Komm, lass uns in den Gemeinschaftsraum gehen, da ist jetzt keiner, die sind alle draußen."
Ohne meine Antwort abzuwarten, griff er meine Hand und zog mich sanft mit sich.
Im Gemeinschaftsraum setzte er mich dann auf das Sofa vor dem Feuer, holte mir eine Decke, eine Packung Taschentücher und eine Schachtel voller Schokofrösche. So fürsorglich hatte ich ihn noch nie erlebt.
"Hat Ginny dir das beigebracht?"
fragte ich, ganz verwundert von dieser so ganz Ron untypischen Vorgehensweise. Er nickte und errötete leicht
"Frag liebe nicht, wieso."
Ich nickte, er setzte sich zu mir und fragte
"Also los, was ist passiert?"
Ich sah ihn an, in seinem Blick lag etwas so ehrliches und freundschaftliches, dass ich vergaß, was zwischen uns vorgefallen war und sah nur noch meinen guten Freund vor mir. Und so begann ich, ihm alles zu erzählen.

Als ich geendet hatte, war das halbe Packet Taschentücher und die Schachtel Schokofrösche leer. Ron hatte still zugehört und hin und wieder mit dem Kopf genickt, jetzt holte er tief Luft und sagte
"Ich kann Malfoy zwar immer noch nicht leiden, werde es vielleicht auch nie können, aber.... du bist mir wichtig und das hier ist größtenteils meine Schuld, also..."
Er sah mich an
"Wenn du ihn liebst, dann... dann solltest du ihm eine Chance geben. Versuch die Wunde heilen zu lassen, vielleicht wächst irgendwann Gras drüber und vielleicht kannst du dann ein neues Fundament darauf bauen. Ich will, dass du glücklich bist, wenn er derjenige ist, der dich glücklich machen kann, dann soll es so sein, gib dir Zeit."
"Danke Ron, das bedeutet mir sehr viel."
sagte ich und fügte dann mit einem Lächeln hinzu
"Und seit wann seid ihr eigentlich alle so weise? Habt ihr Weasleys in letzter Zeit alle Selbsthilfebücher der Welt verschluckt?"
"Oh nein, glaub mir. Sonst säßen wir nicht hier.
Und da ich nicht davon ausgehe, dass du den Rest deines Samstags in dieser traurigen Welt verbringen möchtest, was möchtest du lesen?"
Antwortete er mit einem Lächeln, er kannte mich wirklich zu gut.
"Überrasch mich."
forderte ich ihn auf und fragte mich, was er mir wohl bringen würde.

Zum ersten Mal seit Tagen fühlte ich mich nicht komplett hoffnungslos und traurig.
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So, das wars schon wieder. Wie immer hoffe ich, dass es euch gefallen hat. Lasst mir doch gerne einen Vote oder Kommentar da. Und dann sehen wir uns auch schon im nächsten Kapitel.
Bis bald.

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